Vive l’Entente! Über Frankreich zum günstigsten Russland-ETF

Lyxor bietet die engsten Spreads auf russische Aktien. Für viele Produkte müssen Investoren allerdings tief in die Taschen greifen. Der Morningstar ETF-Spread-Bericht.

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Russische Aktien werden seit Jahren mit einem Abschlag gegenüber anderen Schwellenländern gehandelt. Dies liegt zum größten Teil an der anhaltenden Korruption, der rechtlichen Unsicherheiten, und dem Eingreifen des Kremls in die Geschäftswelt. Schätzungen zufolge besitzt die russische Regierung ca. 50% der Unternehmen. In den letzten Jahren hat sich die Regierung aber bemüht, das Wirtschaftsklima investorenfreundlicher zu gestalten und hat unter anderem damit begonnen, Staatsanteile von Unternehmen abzustoßen.

Die Aktienmärkte haben die Bemühungen der Regierung bisher noch nicht eingepreist und lassen sich die Risikofaktoren in Form einer Risikoprämie weiterhin bezahlen. Der MSCI Russia Index wird derzeit mit einem KGV von 5,2 gehandelt. Zum Vergleich: Der MSCI Emerging Markt Index weist ein KGV von 12,1 auf. Das schwierige Anlageumfeld spiegelt sich zudem in den ETFs wieder. Selbst iShares macht bei diesem illiquiden Markt von der synthetischen Replikation Gebrauch.

Sollten Sie jedoch an eine Besserung in Russland glauben und sich frühzeitig positionieren wollen, sollten Sie auch die Handelskosten im Augen behaltet - unser wöchentlicher Spread-Bericht hilft Ihnen dabei.

Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade bei illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Indizes auf russischen Aktien, die von ETF-Anbietern abgebildet werden. Dabei wird zumeist vom MSCI Russia Index – in leicht abgewandelter Form – Gebrauch gemacht.

Der MSCI Russia ADR/GDR Index basiert auf dem MSCI Russia Index, ein nach der Marktkapitalisierung gewichteter Index, der ca. 85% des investierbaren Aktienmarktes abbildet. Ausgeschlossen sind dabei jedoch solche Aktien, die nicht als American Depository Receipts („ADR“) oder Global Depository Receipts („GDR“) an westlichen Börsen gehandelt werden und entsprechend liquider sind. Der MSCI Russia Capped Index begrenzt wiederum die maximale Gewichtung der Unternehmen. Alle Indexbestandteile, die im MSCI Russia Index mit mehr als 25% gewichtet sind, werden beim MSCI Russia Capped Index täglich auf maximal 22,5% reduziert und quartalsweise auf 20%. Zum Vergleich, der MSCI Russia 30% Capped Index begrenzt die Gewichtung jeder Indexkomponente täglich auf 30% und quartalsweise auf 25%.

Der DJ Russia Titans 10 Index basiert indes nicht auf dem MSCI Russia Index und setzt sich aus den 10 größten Unternehmen zusammen, die an der russischen Börse notiert sind. Ein weiterer Index ist der DJ Russia GDR Index, der 85% der Marktkapitalisierung der russischen GDR an der Londoner Börse abbildet.

Der DAXglobal Russia Index, der von der Deutschen Börse berechnet wird, deckt ca. 80% des russischen Aktienmarktes ab und besteht aus den 30 größten Unternehmen, wobei es sich hauptsächlich um ADRs/GDRs handelt. Die maximale Gewichtung jeder Aktie liegt bei 10%. Darüber hinaus gibt es den Russian Depositary Index, bestehend aus 15 Aktien, die via ADR/GDR an der Londoner Börse gelistet sind.

Zu guter Letzt haben Investoren die Möglichkeit, mit einem aktiv gemanagten ETF an der Wertentwicklung des russischen Aktienmarktes teilzunehmen. Der Alpcot Active Greater Russia investiert jedoch nicht ausschließlich in russische Unternehmen, sondern kann zudem in andere Länder der Region investieren.

Wie man sieht, gibt es große Unterschiede bei den einzelnen Indizes. Aber auch bei den Handelskosten sollte man besser zweimal hinschauen.

In den 30 Handelstagen vom 7. Februar bis 20. März weist der Lyxor ETF Russia (DJ Russia GDR) mit 17 Basispunkten den engsten Spread auf. Damit zeigt sich bereits, dass Spreads auf russische Aktien sehr weit sind. Dies liegt vor allem an dem illiquiden Markt und den damit verbundenen Schwierigkeiten des Hedgings. Auf dem zweiten Platz folgt die Deutsche Bank Tocher db X-trackers mit einem Spread von 21 Basispunkten. Zum drittplatzierten, der Source RDX ETF, klafft bereits eine große Lücke. Der Swap-basierte ETF weist ein Spread von 33 Basispunkten auf und ist damit im Handel fast doppelt so teuer wie das Produkt von Lyxor.

Auf den weiteren Plätzen geht es dann Schlag auf Schlag weiter. Vom CS ETF (IE) on MSCI Russia ADR/GDR mit einem Spread von 33 Basispunkten bis zum HSBC MSCI Russia Capped ETF mit einem Spread von 68 Basispunkten.

Auf dem letzten Platz liegt das aktive Produkt von Alpcot mit einem Spread von 387 Basispunkten. Auch bei den Management-Gebühren müssen Investoren mit 175 Basispunkten fast dreimal so viel auf den Tisch legen, wie bei den meisten anderen ETFs auf russische Aktien. ETFs sind eigentlich für ihre günstigen Gebühren bekannt. Dies ist beim Alpcot Active Greater Russia ETF jedoch nicht der Fall.

Beim Produkt von iShares zeigt sich einmal mehr, dass identische Produkte mit verschiedenem Domizil unterschiedliche Spreads aufweisen können. Die Management-Gebühren sind hingegen identisch. Insgesamt liegen die Management-Gebühren bei den ETFs zwischen 60 und 78 Basispunkten (wenn man vom aktiven Produkt absieht) und liegen damit wesentlich enger beieinander als die Spreads.

Auf Grund der großen Unterschiede bei den Spreads sollten Investoren bei der Kostenanalyse diese Handelsgebühren wahrscheinlich höher gewichten. Jedoch gilt wie immer: auch der Anlagezeitraum ist bei der Analyse entscheidend. Je länger dieser ist, desto wichtiger werden die Management-Gebühren und desto unwichtiger die Spreads. Die Hausaufgaben sollten also immer gemacht werden.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.