Zweite Runde: ETF-Anbieter vs Indexanbieter

Indexwechseln ist immer mehr en vogue - und geht auf Kosten von Marktführer MSCI. Nun wechselt auch ETF-Anbieter ProShares den Indexanbieter.

Facebook Twitter LinkedIn

Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neu gelisteten Indexprodukte.

MSCI verliert weiter an Boden

Vanguard hat bereits letztes Jahr angekündigt, bei 22 seiner Fonds die Benchmark zu wechseln. Der Aktienkurs von MSCI brach daraufhin um über 20% ein und hat sich seitdem immer noch nicht vollständig erholt. Zum 17. April vollzog Vanguard den Wechsel nun bei neun der ursprünglich 22 ETFs. Während 8 der Produkte auf amerikanische Aktien zukünftig CRPS (Chicago’s Center for Research in Securities Prices) Indizes als Referenzwert verwenden, wechselt der Developed Markets Index Fund vom Marktführer MSCI zum Indexanbieter FTSE.

Doch das war nur der Anfang. In dieser Woche wurde bekannt, dass auch ProShares MSCI den Rücken kehrt – zumindest bei einigen Produkten. Der US-ETF-Anbieter wechselt zum 23. April bei zwei seiner ETFs – der ProShares Ultra MSCI Europe ETF und der ProShares UltraShort MSCI Europe ETF – von MSCI zu FTSE Developed Europe Index. Im Gegensatz zu Vanguard begründete ProShares diesen Schritt nicht mit Kosteneinsparungen, sondern mit Erfordernissen im Portfoliomanagement.

MSCI muss sich zwar über ihr Geschäftsmodell aktuell noch keine Sorgen machen, sollte der Trend jedoch anhalten, dürften beim Marktführer bald die Köpfe rauchen. Ohnehin ist immer mehr der Trend zu erkennen, dass bei der ETF-Auswahl nicht der Indexanbieter entscheidend ist, sondern der ETF-Anbieter.

Vorschläge zu neuen Indexrichtlinien von IOSC (International Organisation of Securities Commissions) könnten laut Marktteilnehmer zudem Schwung in den Indexmarkt bringen. Die neuen Richtlinien verlangen strengere Regeln und mehr Transparenz, um Manipulationen ähnlich wie beim Libor-Skandal zu unterbinden. Indexanbieter, die schneller und besser reagieren als die Konkurrenz, dürften einen Wettbewerbsvorteil haben.

Platzt der Credit Suisse ETF-Deal?

Nachdem bekannt wurde, dass die BlackRock-Tochter iShares den ETF-Arm der Schweizer Bank Credit Suisse übernimmt, haben Investoren im großen Stil Geld aus Credit Suisse ETFs abgezogen. Mittlerweile schauen sich einige Wettbewerbshüter den Deal jedoch genauer an. Da beide Parteien sich in Schweigen hüllen, ist das nicht gerade als positiv zu bewerten. Marktteilnehmer sehen die Übernahme sowieso als problematisch, da iShares seine bereits sehr starke Marktstellung weiter ausbauen würde und dadurch Investoren ein gesunder Wettbewerb fehlen könnte. Fehlende Konkurrenz dürfte sich insbesondere bei den Kosten auswirken: Je weniger Anbieter es am Markt gibt, desto größeres Pricing-Power haben die verbleibenden Player - mit entsprechend negativen Konsequenzen für den Geldbeutel von Kleininvestoren.

Sollte der Deal jedoch platzen, nachdem Credit Suisse bereits große Mittelabflüsse zu verzeichnen hat, stellt sich die Frage, wie der Schweizer ETF-Anbieter darauf reagieren wird. Verkauft er das Geschäft an einen anderen Bieter – Vanguard oder State Street – oder macht er womöglich das Geschäft komplett dicht? Wir dürfen gespannt sein.

Lyxor schwimmt zur Abwechslung gegen den Strom

Wertpapierleihe ist weiterhin ein großes Thema, insbesondere die Erträge aus diesen, da die Regulierungsbehörde ESMA weiterhin eine klare Richtlinie vermissen lässt. Während Anbieter wie HSCB bereits letztes Jahr bekannt gaben, alle Erträge dem ETF gutzuschreiben, lässt Lyxor verlauten, die Erträge aus der Wertpapierleihe eventuell behalten zu wollen. Zumindest möchte man sich beim Ausbau der physischen Produktpalette alle Türen offen halten. Ob das für den französischen Anbieter zielführend ist, ist jedoch mehr als fraglich. Wertpapierleihe wird von Investoren sehr kritisch beobachtet, insbesondere was mit den Erträgen geschieht. Lyxor hat seit einiger Zeit mit Abflüssen zu kämpfen. Da würde eventuell ein klares Bekenntnis, 100% der Erträge an den Fonds zurückzugeben, bei Investoren positiv ankommen. 

STOXX bietet alternative zum Libor

Nach dem Libor-Skandal der jüngsten Vergangenheit hat nun der Schweizer Indexanbieter seine Produktpalette erweitert, um eine alternative zu diesem Referenzwert zu bieten. In Zusammenarbeit mit Eurex Repo wurden die Stoxx GC Pooling Indizes konzipiert, basierend auf Transaktionen im besicherten Euro-Geldmarkt. Bei diesen Transaktionen handelt es sich um den Austausch von Sicherheiten eines Darlehnsnehmers für die Finanzierung durch einen Darlehnsgeber. Der Index basiert auf Preisen eines regulierten Marktes und soll somit Manipulationen ähnlich wie beim Libor verhindern. Damit ist dieser sicher eine gute Alternative. Ob sie bei den Investoren und Finanzbehörde ankommt, bleibt abzuwarten.

ETF Markt – die Neuemissionen

Ossiam hat diese Woche zwei seiner Minimum Varianz ETFs auf globale Aktien in der Schweiz an die Börse gebracht. Investoren können an der alternativen Beta-Strategie sowohl in Euro als auch in US-Dollar teilnehmen. Anleger sollten jedoch im Hinterkopf behalten, dass die Basiswährung in beiden Fällen der US-Dollar ist und daher ein Kursrisiko zu der Währung besteht. Mehr zum Thema Minimum Varianz können Interessenten hier nachlesen.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Sowohl schwache Wirtschaftsdaten aus den USA und Europa, als auch anhaltende Sorgen über die Weltwirtschaft haben diese Wochen den Aktienmarkt belastet. Daher ist es wenig verwunderlich, dass Volatilitäts-Produkte diese Woche am besten abgeschnitten haben. Unteranderem hat zudem der Einbruch des Goldpreises indische Aktien gestützt, da fallende Rohstoffpreise zu einer geringeren Inflation führen, was wiederum der Zentralbank mehr Spielraum für eine Wachstumspolitik gibt.

Um bei Goldpreis zu bleiben: Dieser brach am Montag um über 9% ein und hat sich seitdem zwar etwas erholt, dennoch befinden sich Edelmetalle und solche die diese Verarbeiten diese Woche unter den großen Verlierern.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.