Den Anlegern des SEB ImmoInvest könnte eine lange Agonie erspart bleiben. Ein Investor aus dem Golf-Emirat Katar wird offenbar größere Teile des Fondsportfolios des seit rund drei Jahren eingefrorenen Fonds erwerben und in einem Reit neu verpacken. Doch der Reihe nach: Der einst 6,3 Milliarden Euro schwere offene Immobilienfonds ist seit einem Jahr in der Liquidierung (lesen Sie hier mehr). Seitdem werden die Fonds-Immobilien häppchenweise verkauft und die Liquidationserlöse halbjährlich an die Anleger ausgeschüttet.
Dieses Prozedere könnte sich nach bisherigem Stand der Dinge bis Ende April 2017 hinziehen. Der Fonds muss spätestens am 30.4.2017 aufgelöst sein. Aktuell befinden sich noch rund 4,6 Milliarden Euro im Fonds.
Doch es könnte auch anders kommen. Eine Tochtergesellschaft der Al Faisal Holding Company, einer der größten Mischkonzerne Katars, hat mit der SEB Asset Management am Rande eines Investmentforums Mitte April in Berlin ein Abkommen unterzeichnet, das die gemeinsame Zusammenführung eines 5-Milliarden-Dollar schweren Immobilien-Portfolios durch die Holding-Tochter ARTIC und der SEB sowie die Gründung einer neuen Immobiliengesellschaft vorsieht.
Der neue Immobilienfonds ARTIC-SEB soll an großen Börsen wie der London Stock Exchange und einigen ostasiatischen Börsen gelistet werden, wird der Chief Financial Officer der Al Faisal Holding, Tarek Mohammed al Sayed, in einem Medienbericht aus Katar zitiert.
Im Zuge dessen sollen zunächst die internationalen Hotelportfolios des SEB ImmoInvest mit denen von ARTIC verschmolzen werden. Die Verschmelzung der Portfolios und die Entstehung des neuen Reits solle im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Der Umfang der Zusammenarbeit ist derzeit noch unklar, allerdings erhofft man sich bei der SEB, dass der Deal der Ansatzpunkt für eine weitere Zusammenarbeit zwischen der SEB, die Käufer für Ihre Immobilienobjekte sucht, und dem aufstrebenden Investor aus Katar darstellt.
Für Anleger in Deutschland dürfte eine Übernahme durch den Investor aus Katar die beste Lösung sein. Es würden nicht nur die Hängepartie verkürzen, sondern vermutlich auch ein finanziell erträglicher Exit sein. Zur Erinnerung: Anleger im SEB ImmoInvest müssen sich heute mit den halbjährlichen Ausschüttungen begnügen und hoffen, dass sie bis 2017 mit einem blauen Auge davonkommen, sprich: nicht allzu große Abschläge auf ihr Investment hinnehmen müssen.
Ein Exit aus dem Fonds wäre unter derzeitigen Bedingungen nur unter großen Schmerzen machbar, da Fondsanteile nur über den Sekundärmarkt veräußerbar sind. An der Börse Hamburg beispielsweise wird der Fonds derzeit zu einem Kurs von rund 26 Euro gehandelt – gut 34% unter dem von der SEB festgelegten offiziellen Fondspreis von 39,50 Euro.
Vermutlich dürfte der Verkaufspreis, den die Kataris zu zahlen bereit sind, deutlich über dem Kurs am Sekundärmarkt liegen. Dafür sprechen allein die Umsätze und das Kursverhalten des SEB ImmoInvest am Sekundärmarkt. Um den 15. April herum, dem Zeitpunkt des Abschluss des Deals in Berlin, verzeichnete der Kurs des Fonds einen Sprung von 24,90 Euro auf gut 26,30 Euro in Hamburg - bei deutlich anziehenden Umsätzen. Wusste bereits jemand, dass der Investor aus Katar die Werthaltigkeit des Fonds höher einschätzt, als es der Kurs am Sekundärmarkt nahelegt?
Wie dem auch sei: Eine Sprecherin von SEB Asset Management wollte den Deal und die Implikationen für Fondsanleger nicht kommentieren, schloss jedoch eine Übernahme des vollständigen Portfolios des SEB ImmoInvest derzeit aus. Für SEB Asset Management ist die Al Faisal Holding keine Unbekannte. Im April dieses Jahres wurde der Verkauf von drei Immobilien in Berlin, unter anderem das Grand Hyatt am Potsdamer Platz, an die Al Faisal Holding bekannt gegeben. Das Volumen der Transaktion belief sich auf knapp 300 Millionen Euro. Im Vergleich zum Deal, der bevorsteht, wären das möglicherweise die sprichwörtlichen Peanuts.
* Die erste Version dieses am 13.5.2013 gegen 16:00 Uhr MESZ veröffentlichten Artikels konnte den Eindruck vermitteln, dass die Komplettübernahme des SEB ImmoInvest durch die katarische ARTIC kurzfristig ansteht. Dies hat die SEB Asset Management nunmehr dementiert. Über die Frage, wie weitreichend die Kooperation zwischen der SEB und der Al Faisal Holding sein wird, gibt die SEB Asset Management keine Auskunft.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.