Emerging Markets: Hat das letzte Stündlein geschlagen?

Schwellenländer waren in den vergangenen Jahren der Renditegarant schlechthin. Doch das Bild hat sich eingetrübt. Doch egal, ob Anleger jetzt kaufen oder verkaufen wollen: Die Handelskosten sollten sie im Blick behalten. 

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Schwellenländer waren in den vergangenen Jahren der Renditegarant schlechthin. Der MSCI Emerging Market Index hat seit 1998 eine durchschnittliche Jahresperformance von 10,7% erzielt, der MSCI World Index hat es hingegen nur auf eine annualisierte Rendite von 3,8% gebracht. Dennoch waren Schwellenländer nichts für schwache Nerven. 2007 ist der MSCI Emerging Market Index um fast 40% angestiegen, um im darauffolgenden Jahr um über 50% einzubrechen. Der MSCI World Index hat in derselben Zeit eine Rendite von 9% bzw. -40% erzielt – er war als weniger volatil.

Auch das Wirtschaftswachstum der Entwicklungsländer konnte sich sehen lassen. Laut Capital Economics lag das Durchschnittswachstum der letzten 10 Jahre bei 7% pro Jahr, während China sogar um durchschnittlich 10% zulegen konnte.

Weltweit kommen die Entwicklungsländer aber immer mehr unter Druck. Ist der Bullenritt nun zu Ende? Wirtschaftsökonomen erwarten, dass Schwellenländer im zweiten Quartal nur noch um 1% wachsen. Investoren haben in den letzten Wochen  zunehmend Geld aus diesen Regionen abgezogen, sowohl aus Angst davor, dass die Zentralbanken die Geldpolitik wieder straffen könnten als auch aus Renditegesichtspunkten. Die US-Wirtschaft erholt sich, und die Anleiherenditen steigen. Klassische Carry-Trades werden angesichts der steigenden Renditen in den USA also weniger attraktiv.

Hinzu kommen länderspezifische Sorgen: Die Kreditverknappung der chinesischen Zentralbank treibt vielen Investoren die Sorgenfalten auf die Stirn, und die politischen Turbulenzen in der Türkei und Ägypten sowie die Unruhen in Brasilien haben Investoren im Westen vor Augen geführt, wie riskant Emerging-Markets-Investments sind. Bis Anfang Juli fiel der MSCI Emerging Markets in diesem Jahr um knapp zehn Prozent. Auch die Kurse von Schwellenländer-Bonds zeigten deutlich südwärts.

Reagieren Investoren zu empfindlich? Mit 7% Wirtschaftswachstum weist China im weltweiten Vergleich immer noch ein starkes Wachstum auf. Auch die Wirtschaftsdaten in den USA erholen sich nur langsam. Ben Bernanke war nach den Panikverkäufen Mitte Juni darum bemüht, Investoren deutlich zu machen, dass die niedrigen Zinsen und Anleihenkäufe nicht abrupt beendet werden.

Sollten Sie das Glas also halbvoll sehen und die jüngsten Kurseinbrüche eher als Einstiegsmöglichkeit sehen, hilft unser Spread-Bericht ihre Kosten bei einem Einstieg zu minimieren. Doch auch für die, die eher die Risiken sehen und verkaufen wollen, ist eine Betrachtung der Handelskosten höchst relevant: Handelskosten steigen im ungünstigsten Augenblick, nämlich dann, wenn alle verkaufen wollen. Insofern sollten Anleger ungeachtet der unkomplizierten Handelbarkeit von ETFs im Hinterkopf behalten, dass ein schneller Verkauf in Krisenzeiten seinen Preis hat. (lesen Sie hier mehr zum Thema Handelskosten).

Die Auswahl an ETFs auf den MSCI Emerging Markets ist groß

Investoren haben bei Schwellenländer-ETFs eine große Auswahl. Insgesamt gibt es 21 verschiedene Produkte, fast alle ETF-Anbieter machen dabei vom MSCI Emerging Market als Referenzindex Gebrauch. Lediglich Vanguard bietet mit dem FTSE Emerging Market Index eine Alternative.

In den 30 Handelstagen vom 23. Mai bis 3. Juni weist der iShares MSCI Emerging Markets (Inc) mit 9 Basispunkten den engsten Spread auf. db X-trackers und der in Deutschland ansässige ETF von iShares folgen mit 11 bzw. 12 Basispunkten auf den Plätzen. Auch das Produkt von Lyxor kann mit 13 Basispunkten noch recht gut mithalten. Danach klafft jedoch eine größere Lücke, wie aus unserer Tabelle hervorgeht.

Tabelle: Die Handelskosten von Emerging-Markets-ETFs auf einen Blick

 

Der ETF von ETFLab ist mit 23 Basispunkten auf dem fünften Platz bereits einiges teurer als die günstigsten Produkte. Auf den weiteren Plätzen geht es dann in kleinen Schritten bis zum letztplatzierten SPDR MSCI Emerging Markets ETF, der ein Spread von 66 Basispunkten aufweist und damit 7 Mal so teuer ist wie das Produkt von iShares.

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass iShares fünf ETFs auf den MSCI Emerging Market anbieten. Zum einen gibt es in Deutschland und Irland jeweils zwei Fondsklassen, wobei eine Dividenden ausschüttet und die andere diese thesauriert. Der fünfte ETF ist in Luxemburg ansässig und stammt von der zum 1. Juli abgeschlossenen Übernahme von Credit Suisse ETF. Es dürfte also spannend sein, ob und wann iShares einige oder alle ETFs von Credit Suisse in die eigenen Produkte migriert. Es ist sicherlich nicht sehr effizient, ETFs auf denselben Referenzwert in zwei Domizilen zu halten. Zudem dürfte interessant sein, was iShares mit den Management-Gebühren macht. Derzeit ist der irische ETF von Credit Suisse mit 70 Basispunkten etwas günstiger als der Rest.

Beim Lyxor ETF wird deutlich, dass die Anteilsklasse in US-Dollar mit 23 Basispunkten erheblich teurer ist, als der auf Euro lautende ETF. Die ist auf der einen Seite recht interessant, da der Referenzwert in US-Dollar berechnet wird und daher für Market Maker günstiger zu hedge sein sollte. Auf der anderen Seit wird die US-Dollar Version an der Londoner Börse gehandelt und dürfte daher für den Market Maker etwas teurer sein, da die Handelswährung an der LSE üblicherweise das britische Pfund ist.

Investoren sollten bei der Kostenanalyse insbesondere auch die Management-Gebühren im Auge behalten. Zwischen dem teuersten Produkt von iShares und den günstigsten von Amundi, Vanguard und UBS liegen 30 Basispunkte. Der engere Spread bei iShares kann also ganz schnell von höheren Management-Gebühren egalisiert werden. Ausschlaggebend für die Wahl des Investors, der kaufen will, sollte deshalb der Anlagezeitraum sein.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.