Alternatives alternativlos?

Wir kommen zum letzten Teil unserer Auswertung zur Performance-Bilanz von Trend-Produkten: Mischfonds und alternative Fonds.

Ali Masarwah 02.09.2013
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Nachdem wir die Performance-Bilanz bei Aktien- und Rentenfondskategorien gezogen haben, in denen Asset Manager besonders häufig neue Produkte auflegen, kommen wir zum Abschluss unserer Analyse zu den Gruppen der gemischten und alternativen Fonds. Bei Mischfonds stehen derzeit vor allem flexible Produkte auf der Agenda der Produktanbieter. In keiner anderen Mischfonds-Kategorie wurden so viele Produkte zuletzt emittiert. Und die Phantasie der Fondshäuser hat offenbar auch die Anleger angesteckt. Vor allem flexible Mischfonds konnten sehr hohe Zuflüsse europaweit verzeichnen. 

Gerade die Erfolgsbilanz macht das stutzig. Wir haben mehrfach flexible Mischfonds unter die Lupe genommen – mit wenig schmeichelhaften Ergebnissen (lesen Sie hier die jüngste Auswertung). Die untere Tabelle zeigt, dass diese Fonds in den vergangenen drei Jahren ein deutlich ungünstigeres Renditeprofil hatten als ausgewogene und konservative Mischfonds (die immerhin ebenfalls hohe Zuflüsse verzeichneten).

Aggressiv Mischfonds profitierten zwar von der guten Aktienmarkt-Performance, waren aber deutlich weniger gefragt als die konservativeren Kategorien, was zeigt, dass sich Anleger vor allem wegen der - tatsächlichen oder vermeintlichen defensiven Qualitäten für Mischfonds entscheiden.

Tabelle: Flexible Mischfonds dominieren im Vertrieb

Während man bei den Fonds, die völlig frei zwischen Aktien und Anleihen investieren können, von einer kognitiven Dissonanz sprechen kann, war die erfolgreiche Vertriebsbilanz bei konservativen Mischfonds - grosso modo - von einer angemessenen Performance gedeckt. Allerdings sollten Investoren bedenken, dass die hohen Renditen der vergangenen Jahre vor allem wegen der haussierenden Bond-Märkte zustande kam. Angesichts der nach wie vor niedrigen Zinsen sollten Anleger verstärkt die Risiken auf der Bond-Seite im Blick haben. Nehmen die Fonds stärker als bisher Abstriche bei der Bonität und längere Laufzeiten in Kauf, könnten sich diese Produkte als der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz entpuppen. Wir haben uns bereits ausführlicher mit den Risiken dieser Fondskategorie auseinandergesetzt (lesen Sie hier weiter).

Alternatives nicht unbedingt alternativlos

Zu guter Letzt ein Blick auf alternative Fonds, die hedgefondsähnliche Strategien implementieren. Die mit Abstand die häufigsten aufgelegten alternativen Fonds verfolgen Long-Short-Rentenstrategien. Der Charme dieser Produkte: Sie profitieren der Idee nach sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen am Rentenmarkt.

Gerade im laufenden Jahr hatten Investoren offenbar den richtigen Riecher und investierten in Erwartung steigender Zinsen in großem Stil in diese Produkte, wie die Zuflüsse von 14,2 Milliarden Euro zeigen. Ungeachtet ihrer Möglichkeiten, auf fallende Bond-Kurse zu setzen, büßten Long-Short-Fonds in diesem Jahr dennoch im Schnitt 2,26 Prozent ein. Die Performance von 1,53 Prozent pro %  in den vergangenen drei Jahren impliziert wiederum, dass das Gros der Produkte auf der Long-Seite ebenfalls unter ihren Möglichkeiten blieb.

Tabelle: Long-short-Bonds waren 2013 im Fokus der Anleger 

Noch stärker gefragt als Long-Short-Renten-Strategien waren in den vergangenen Jahren Multi-Strategie-Fonds, die gut 21,5 Milliarden Euro an Nettoneugeldern verbuchten. Dass die Performance mit minus 0,9 in diesem Jahr im Schnitt negativ ausfiel, sollte allerdings nicht überbewertet werden, da die Kategorie mit Blick auf das verwaltete Vermögen von einer Strategie dominiert wird, den Standard Life Global Absolute Return Strategies.

Von den 21,59 Milliarden Euro an Nettoneugeldern der Kategorie flossen in den vergangenen drei Jahren rund 19 Milliarden Euro in die beiden Versionen des Fonds (die ältere und weitaus größere ist ausschließlich in Großbritannien zum Vertrieb zugelassen). Die beiden Fonds vereinen mit gut 26 Milliarden Euro die Hälfte der in dieser Morningstar-Kategorie investierten Gelder auf sich. Mit einer Performance von 3,13 Prozent konnte die Luxemburger Variante des Fonds deutlich besser abschneiden als der Rest der Peer Group (von Ende Mai bis Ende Juli fielen beim Luxemburger Standard-Life-Fonds indes Verluste von knapp zwei Prozent an).

Das positive Beispiel des Standard Life Global Absolute Return Strategies dürfte viele Anbieter dazu verleitet haben, vergleichbare Produkte auf den Markt zu bringen. Und angesichts der fortdauernden hohen Investitionen in die beiden Megafonds dürften weitere Anbieter auf so genannte Spill-over-Effekte hoffen und ihrerseits Multi-Asset-Fonds auflegen. Die eher unspektakuläre Performance der Morningstar-Kategorie insgesamt sollte Anleger indes vorsichtig stimmen. 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich