US-Nebenwerte: Klein aber oho!

Anleger, die daran glauben, dass sich die Geschichte wiederholt, sollten sich jetzt mit US-Aktien eindecken, insbesondere Small-Caps. Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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In den letzten Monaten zeigte die US-Konjunktur ein gemischtes Bild. Es wurden sowohl positive als auch negative Wirtschaftsdaten von der anderen Seite des Atlantiks vermeldet. Im Mai hatte Fed-Chef Ben Bernanke noch von einer baldigen Abkehr von der aggressiven Geldpolitik gesprochen, woraufhin weltweit die Börsen eingebrochen sind. Doch Verunsicherung bleibt: Der Aufschwung ist labil, und der US-Haushaltsstreit wurde nur auf Anfang nächstes Jahr verschoben. 

Die Unternehmenszahlen der US-Firmen waren bisher allerdings erfreulich. Vor allem bei kleineren Unternehmen. Auch deren Kursentwicklung war beachtlich, und glaubt man der Geschichte, dann sind derartige Kurssprünge der Vorbote einer Erholung der Wirtschaft.

 

Russell 2000 schlägt S&P und Dow um Längen

Small-Caps waren in den vergangenen Jahren die Stars. Sie haben in den letzten Jahren fast die doppelte Rendite von Standardwerten erzielt. Einige Beispiele: Der Aktienkurs des Möbeleinzelhändle Pier 1 Imports hat seit März 2009 um 165% zugelegt - pro Jahr! Das entspricht einer Gesamtrendite von knapp über 9300% (Kein Tippfehler: Neuntausenddreihundertprozent). Aber auch andere Unternehmen im Russell 2000 Index konnten schwindelerregende Renditen erzielen. Die Drogeriekette Rite Aid hat seit März 2009 immerhin noch eine annualisierte Rendite von fast 84% erzielt.Im laufenden Jahr konnte die Aktie sogar um 280% zulegen.

Der Aktienkurs des Möbeleinzelhändle Pier 1 Imports hat seit März 2009 um 165% zugelegt - pro Jahr! Das entspricht einer Gesamtrendite von knapp über 9300%

Der Russell 2000 Index kommt immerhin noch auf eine stolze Rendite von 33% in diesem Jahr. Zum Vergleich, der S&P 500 Index schaffte bis Ende Oktober 25% und der Dow Jones Index kommt lediglich auf 22%. Die Hausse muss nicht zuende sein: Die kleineren Unternehmen konnten die Gewinnerwartungen von Analysten auch in letzter Zeit deutlicher übertreffen als die Standardwerte.

In unserer heutigen Analyse haben wir uns daher auf ETF konzentriert, die amerikanische Small-Caps abbilden. Die Auswahl ist mit insgesamt sieben Produkten, die drei verschiedene Indizes abbilden, eher überschaubar.

Der Russell 2000 Index leitet sich vom Russell 3000 Index ab und berücksichtigt die 2000 kleinsten Unternehmen dieses Indexes. Gemessen an der Marktkapitalisierung repräsentiert der Russell 2000 Index ca. 10% des Russell 3000 Index. Der MSCI USA Small Cap Index bildet die kleinsten US-Unternehmen, gemessen an der Marktkapitalisierung, des MSCI-Universums ab. Der S&P SmallCap 600 Index bildet die 600 kleinsten Unternehmen ab, die den Kriterien von S&P für Größe, Liquidität und Streubesitz-Marktkapitalisierung entsprechen.

Tabelle: ETFs für US-Small-Caps im Überblick

In den vergangenen 3 Jahren bildete letztere offenbar den Sweet-Spot des Marktes ab. Die beiden ETFs von iShares lieferten mit 20,4% bzw. 19,5% die beste Rendite ab, wie aus der Tabelle hervorgeht. Die Produkte auf den Russell 2000 Index und den MSCI USA Small Cap Index lieferten immerhin zwischen 17,9% und 18,6% pro Jahr seit 2010 ab.

Performance-Unterschiede bei ETFs auf identische Indizes

Dass ETFs auf verschiedene Indizes abweichende Renditen erwirtschaften, dürfte selbst meine Oma nicht verwundern. Erstaunlich ist allerdings, dass es auch bei ETFs, die denselben Referenzwert abbilden, Unterschiede gibt. Beim Russell 2000 Index liegt zwischen dem besten ETF von Lyxor und dem schlechtesten von db x-trackers in den letzten 12 Monaten 49 Basispunkte, obwohl sich die Management-Gebühren nur um 5 Basispunkte unterscheiden. Das Bespiel zeigt, dass die Management-Gebühren nicht die komplette Performance erklären. Eigene Untersuchungen haben sogar ergeben, dass die Gebühren nur etwa 50% der Rendite erklären.

Kommen wir nun zu den Kosten. Da es sich jedoch um ein relativ illiquides Marktsegment handelt, sollten Anleger bei diesen Produkten auch die Kosten im Blick haben. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

iShares MSCI US Small Cap mit den niedrigsten Handelskosten

In den 30 Handelstagen vom 20. September bis zum 31. Oktober spielt der iShares MSCI US Small Cap in einer eigenen Liga. Mit lediglich 3 Basispunkten ist der ETF wesentlich günstiger als der zweitplatzierte iShares S&P SmallCap 600 mit einem Spread von 14 Basispunkten. Das Mittelfeld liegt hingegen relativ nahe beieinander. Zwischen dem Source Russell 2000 ETF auf Platz drei und dem ETFX Russell 2000 US Small Cap Fund auf dem siebten Platz liegen 15 Basispunkte. Lediglich der Lyxor ETF Russell 2000 fällt mit einem Spread von 86 Basispunkten aus der Reihe. Hier sieht man wie wichtig es ist, die Spreads zu beachten. Der ETF vom französischen Anbieter Lyxor weist eine wesentlich bessere Rendite über die letzten 12 Monat auf als das Konkurrenzprodukt von db X-trackers. Jedoch wird die Überrendite von den wesentlich höheren Spreads wieder vernichtet, abhängig natürlich von der Haltedauer.

Auch bei den Estimated-Holding-Costs gibt es entscheidende Unterschiede, die Investoren berücksichtigen sollten. Investoren, die eine möglichst genaue Indexabbildung wünschen, fahren mit dem iShares MSCI USA Small Cap und dem Comstage ETF MSCI USA Small Cap am besten. Wer hingegen auch bei passiven Produkten nichts gegen eine Outperformance der Benchmark einzuwenden hat, wird mit dem db x-trackers Russell 2000 und dem iShares S&P SmallCap 600 am glücklichsten. Jedoch sollte hierbei berücksichtigt werden, dass es sich um unterschiedliche Referenzwerte handelt und daher ein Vergleich nur bedingt möglich bzw. sinnvoll ist.

Obwohl die Estimated-Holding-Costs eine geeignete Kennzahl bzgl. der zukünftigen relativen Rendite des ETFs darstellt, ist diese jedoch nur eine Schätzung. Investoren sollten daher auch die anderen Kennzahlen im Auge behalten, wie z.B. die Management-Gebühren. Schnäppchenjäger werden sich wahrscheinlich eher mit dem ComStage ETF MSCI USA Small Cap anfreunden, da der ETF mit einer Gebühr von 35 Basispunkten der günstigste ist. Investoren müssen bei Source, ETF Securities und db x-trackers mit jeweils 45 Basispunkten tiefer in die Tasche greifen. Ausnahmsweise stellt iShares nicht das teuerste Produkt, mit 43 Basispunkten ist es jedoch sehr nahe dran.

Interessant ist in dieser Hinsicht auch der Vergleich vom iShares MSCI USA Small Cap mit dem ComStage ETF MSCI USA Small Cap. Obwohl das Produkt von iShares 8 Basispunkte teurer ist, outperformt der Marktführer das Produkt von ComStage um 0,28% p.a. über die letzten drei Jahre. In den ersten 10 Monaten dieses Jahres lag die Überrendite sogar bei 0,49%. Am Rande sei erwähnt, dass unsere Kennzahl Estimated-Holding-Costs dem iShares-Produkt eine bessere Performance voraussagt.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.