Das Leben ist ein Fonds-Zyklus

Lebenszyklusfonds stehen im Schatten der staatlich geförderten Riester-Rente. Dabei ist das Konzept der Fonds, zunächst mit höheren Aktienquoten zu beginnen und gegen Laufzeitende in sichere Anlagen umzuschichten, durchaus smart.

Barbara Claus 26.03.2014
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Geht es um die Altersvorsorge, dann geben sich die deutschen Sparer extrem muffelig. Die meisten haben statistisch gesehen mindestens eine Lebensversicherung, und auch die Riester-Rente gewinnt an Bedeutung. Doch die so genannte dritte Schicht der Altersvorsorge, das freie Sparen, ist ziemlich "out", zumal dann, wenn Fonds ins Spiel kommen. Das ist bedauerlich, weil die Notwendigkeit, für das Alter zu sparen angesichts der zumeist bescheidenen staatlichen Rente eine Notwendigkeit ist. Zudem liefern die meisten versicherungsbasierten Produkte - auch aufgrund der hohen Kosten - bescheidene Renditen.

Lebenszyklusfonds sind ein sehr gutes Instrument, langfristig zu sparen. Leider kommen diese Produkte in Deutschland aber nicht über den Status von Nischenprodukten hinaus. In anderen Ländern, wie beispielsweise den USA, ist das anders. Dort sind die sogenannten life cycle funds sehr beliebt ist.

Ohne Aktien geht es nicht!

Dass diese Fonds noch nicht im Fokus der Anleger stehen, liegt auch an der hohen Aktienquote zu Beginn der Laufzeit. Es stimmt zwar, dass Aktien per se schwankungsanfälliger sind als gemeinhin als sicher geltende Anlageformen wie Anleihen oder Kasse, allerdings stellen sich immer mehr Anleger zu Recht die Frage, wo die Rendite für die Altersvorsorge im aktuellen Niedrigzinsumfeld denn herkommen soll, wenn Anleihen und Kasse kaum noch etwas abwerfen.

Lebensversicherungen sind beispielweise aufgrund ihrer Kapitalgarantien gezwungen, den Großteil ihrer Anlagen in Staatsanleihen zu tätigen, die Aktienquoten bewegen sich im einstelligen Prozentbereich. Da bei diesen Anlageformen zusätzlich noch laufende Verwaltungskosten hinzukommen, könnten sich Anleger über aktuelle Garantiezinsen von 1,75% eigentlich noch freuen. Nach Abzug der momentan moderaten Inflation bleibt derzeit sogar noch das eingezahlte Kapital real erhalten, mehr aber nicht.

Ein Ausweg aus dem Niedrigzinsdilemma könnte eine höhere Investition in Aktien darstellen. Aktien bergen zwar deutlich höhere Risiken als Staatsanleihen, zeichneten sich aber in der Vergangenheit auch durch deutlich höhere Renditen aus (was theoretisch alleine schon in den höheren Risikoprämien bei Aktieninvestments begründet ist). Erfahrene Anleger bauen sich ihr Portfolio für die Altersvorsorge einfach selbst und reduzieren den Aktienanteil mit näher rückendem Rentenbeginn. Dabei sollten sie jedoch berücksichtigen, dass bei Umschichtungen in ihren Depots Abgeltungssteuer auf Kursgewinne anfällt, was im Fondsmantel bei Umschichtung auf Fondsebene nicht der Fall ist.

Fonds mit automatischem Umschichtungsmechanismus

Für Anleger, die sich nicht laufend mit der Aufstellung ihres Altersvorsorgedepots beschäftigen wollen oder können, stellen Lebenszyklusfonds eine gute Alternative dar. Diese Fonds sind ähnlich wie klassische Mischfonds konzipiert, mit der Besonderheit, dass sie zu Anfang i.d.R. eine relativ hohe Aktienquote haben, die einige Jahre vor Ende der Laufzeit sukzessive zugunsten sicherer Anlagen wie Staatsanleihen und Kasse reduziert wird. Dies soll vermeiden, dass das angelegte Kapital zum Laufzeitende hin durch fallende Aktienkurse reduziert wird. Je länger der Rentenbeginn des Anlegers in der Zukunft liegt, desto höher kann auch seine anfängliche Aktienquote ausfallen.

Warum Lebenszyklusfonds bei Anlegern (noch) nicht im Fokus stehen

Lebenszyklusfonds sind in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet. Zwar sind diverse Produkte von Deka, Allianz, Fidelity und Sauren in Deutschland zum Vertrieb zugelassen, doch sind die investierten Volumina noch gering.  So sind beispielsweise in der Morningstar Kategorie ‚Laufzeitfonds 2041-2045‘ gerade einmal vier entsprechende  Fonds zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen.

Neben der in Deutschland vergleichsweise wenig ausgeprägten Aktienkultur gibt es allerdings noch weitere Gründe, warum Lebenszyklusfonds bisher nicht in den Depots der Anleger angekommen sind:

1. Keine staatliche Förderung

Lebenszyklusfonds erfüllen die Kriterien für die Riester-Förderung nicht, beispielsweise weil das eingezahlte Kapital meistens nicht garantiert wird und sie, im Gegensatz zu den relativ starr konstruierten Versicherungen flexibel be-und entspart werden können. Die Riester-Förderung dient damit als Incentive für  Anleger, in die teuren, intransparenten und niedrig rentierlichen Versicherungen zu investieren.

2. Wenig Anreiz für den Vertrieb

Der Verkauf von Lebenszyklusfonds ist für den Vertrieb weniger einträglich als andere Anlageformen. Er verdient zwar über den anfänglichen Ausgabeaufschlag und an der jährlichen Verwaltungsgebühr mit, ist der Kunde aber einmal investiert, dann können keine einträglichen Depotumschichtungen mehr vorgenommen werden, für die der Berater in der Praxis alle paar Jahre erneut Ausgabeaufschläge kassieren kann. Zudem ist die Kostentransparenz bei Fonds, verglichen mit Alternativen wie Lebensversicherungen und Zertifikaten, hoch.

Tabelle: Überblick über einige ausgewählte Lebenszyklusfonds 

Was bei der Auswahl von Lebenszyklusfonds beachtet werden sollte

Bei Lebenszyklusfonds besteht derzeit in Deutschland noch keine große Auswahl für Anleger. Falls eine Investition dennoch erwogen wird, sollten bei der Auswahl des richtigen Fonds jedoch einige Punkte beachtet werden:

Kapitalgarantie

Kapitalgarantien sind eine teure Angelegenheit. Anleger sollten sich daher überlegen, ob sie diese wirklich benötigen, da sich die potenzielle Rendite dadurch meist signifikant reduziert. Bislang haben Anleger in klassischen Mischfonds über längere Zeiträume (>10 Jahre) selten Verluste erlitten, über einen Anlagezeitraum von 30 Jahren sollte  die Wahrscheinlichkeit noch deutlich geringer ausfallen.

Kosten

Kosten sind direkt performancewirksam, daher lohnt sich ein Vergleich. Neben der Verwaltungsgebühr können auch zusätzliche Erfolgsgebühren zum Tragen kommen. Anleger sollten daher die Angaben zu den ongoing charges in den KIIDs vergleichen und die Höhe und Ausgestaltung der Erfolgsgebühr in die Betrachtung miteinbeziehen. Ausgabeaufschläge sind oft verhandelbar, bzw. geben Direktbanken hier häufig Rabatte.

Volumen

Fonds mit höherem Volumen sind zu bevorzugen, da Fixkosten bei kleinvolumigen Fonds (unter 10 Mio. EUR) stärker durchschlagen, zudem ist es bei größeren Fonds unwahrscheinlicher, dass sie den regelmäßigen Überprüfungen der Produktpaletten der Fondsanbieter zum Opfer fallen und auf andere Fonds fusioniert oder abgewickelt werden.

Aktienquote

Anleger sollten sich Gedanken über die anfängliche Aktienquote der Fonds machen. Diese sollte von der individuellen Risikotragfähigkeit abhängen und vom Anlagezeitraum. Soll in einen Fonds mit 30-jähriger Restlaufzeit investiert werden, kann die Aktienquote anfänglich ruhig hoch ausfallen. Zwar reduzieren alle Fondsanbieter die Aktienquoten im Laufe der Zeit doch gibt es  hier Unterschiede bei der Höhe der anfänglichen Aktienquote.

Laufzeit

Da die Asset Allokation im Fonds an der Laufzeit ausgerichtet wird und die Fonds am Laufzeitende i.d.R. aufgelöst werden, sollte dieses mit dem Anlageziel, z.B. Rentenbeginn übereinstimmen.

Fazit

Ob sich Laufzeitfonds in Deutschland durchsetzen werden, steht aktuell noch in den Sternen. Sie eignen sich zwar gut, um für das Alter vorzusorgen und sind, verglichen mit Lebensversicherungen, transparent und für Anleger deutlich einfacher zu verstehen. Aufgrund ihrer Konstruktionsweise bieten sie jedoch wenig Anreize für den Vertrieb, da die Mittel in den Fonds sehr lange gebunden sind und dadurch keine Anschlussgeschäfte mehr generiert werden können. Zudem werden durch die staatliche Riester-Förderung derzeit vor allem Versicherungskonzepte belohnt, die für Anleger sehr schwer zu durchschauen und im besten Fall geeignet sind, das eingezahlte Kapital zu erhalten.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.