Danke, Mutter!

Zielfonds werden vor allem von Dachfonds des eigenen Konzerns gekauft. Morningstar Auswertung der Praxis der Zielfondsauswahl in Deutschland. 

Ali Masarwah 19.05.2014
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Am schönsten investiert es sich im Konzernverbund. Das ist das Fazit einer aktuellen Schnelleinschätzung zu den am häufigsten eingesetzten Zielfonds am Dachfondsmarkt in Deutschland. Diese Untersuchung folgt auf unsere Analyse zur Investmentstrategie von ETF-Dachfonds. Wir hatten untersucht, wie Dachfonds ETFs einsetzen. Ausgewertet haben die ETF-Portfolios im deutschsprachigen Raum (lesen Sie hier mehr).

Wir waren nunmehr neugierig, auf welche Zielfonds alle in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Dachfonds setzen. Wir haben deshalb unser Tool Target Fund Analyser angeschmissen und herausgefiltert, auf welche Zielfonds die Manager von Dachfonds setzen. Wir haben dabei in unserer Abfrage nicht zwischen ETFs und aktiven Fonds unterschieden. Die Absicht war klar: Wir wollten ein Gesamtbild erhalten und nicht nur das Investment-Verhalten der ETF-Dachfonds ermitteln. Nicht berücksichtigt haben wir für die Auswertung kurzlaufende Rentenfonds und Geldmarktfonds.

Die untere Tabelle gibt Auskunft über die am häufigsten gewählten Zielfonds in Deutschland. Die Daten haben wir per 30. April erhoben. Sie lesen die nach Vermögen sortierte Tabelle so: Neben dem Namen des Zielfonds und seiner Kennnummer ISIN finden Sie die Fondskategorie. Weiter rechts wird es spannend: Aufgelistet ist das von Dachfonds in den jeweiligen Zielfonds investierte Vermögen. In der zweiten Spalte von rechts mit der Überschrift „Dachfonds“ erkennen Sie, ob dieser Zielfonds eher von konzernfremden Dachfonds stammen („Third Party“ bzw. „teilweise“), oder ob sie mehr oder weniger ausschließlich von hauseigenen Dachfonds eingesetzt werden. Abgerundet wird die Tabelle vom Rating des Zielfonds. Dabei haben wir – soweit vorhanden - sowohl das qualitative Morningstar Analyst Rating als auch unser quantitatives Sterne-Rating aufgeführt.

Tabelle: Die 20 am intensivsten eingesetzten Zielfonds am Markt 

Kommen wir zu unsere Zielfondsauswahl. An erster Stelle steht der Carmignac Investissement, ein global investierender Aktienfonds, der vorwiegend auf Wachstumsaktien setzt. Per Ende April 2014 hatten Dachfonds knapp 1,66 Milliarden US-Dollar in diesen Fonds investiert, so viel wie in keinen anderen Zielfonds. Das erstaunt auf den ersten Blick insofern, als der von Edouard Carmignac verantwortete Fonds bereits seit einigen Jahren die Geduld seiner Anleger auf die Probe stellt. Der Fonds hinkt seit 2010 seinem Vergleichsindex sowie vergleichbaren Fonds hinterher. 

Auch der Carmignac Investissement profitiert vom Langmut im Konzern

Dass die Dachfondsmanager von der ihnen zugeschriebenen Praxis abgewichen sind und statt ihrer sprichwörtlichen Ungeduld an dieser Stelle Langmut an den Tag gelegt haben, könnte daran liegen, dass das Gros der 1,66 Milliarden US-Dollar in den hauseigenen Dachfonds, Carmignac Profil Reactif 100 und Carmignac Investissement Latidute, steckt. Gerade einmal 93,6 Millionen Dollar haben konzernfremde Dachfonds im Carmignac Investissement angelegt.

Dieses Bild ist kein Einzelfall. Vor allem die großen Dachfondsanbieter Deka und UBS setzen gerne auf konzerneigene Zielfonds, in geringerem Maße ist das auch bei den Dachfonds der Deutschen Bank der Fall.

 

(Fast) jeder Zielfonds braucht eine Mutter

Auch die zweit- und drittplatzierten UBS (Lux) Bond SICAV - USD Corporates (USD) und UBS (Lux) Institutional Fund - Key Selection Global Equity werden so gut wie ausschließlich von UBS-Dachfonds eingesetzt. Während der Unternehmensanleihefonds ein durchschnittliches Rendite-Risiko-Profil aufweist, zählt der globale Starndardwerteaktienfonds zu den 10% besten seiner Morningstar-Kategorie.

Der UBS Global Quantitative ist dagegen so neu, dass er sich noch nicht für ein Sterne-Rating qualifiziert, das erst ab einer Mindesthistorie von drei Jahren vergeben wird. Insgesamt kommen die UBS-Zielfonds Dank den Dachfonds der Konzernmutter auf ein Vermögen von gut 2,1 Milliarden Dollar.

Auch die knapp 1,8 Milliarden Dollar, die in den drei Deka-Fonds, RenditDeka CF, Deka-Europa Aktien Spezial I und DekaFonds CF, investiert sind, legen eher Zeugnis über die Marktmacht der Deka-Dachfonds ab als über die Beliebtheit dieser Fonds am breiten Dachfondsmarkt. 

DWS Top Dividende behauptet sich im Drittvertrieb

Der DWS Top Dividende bietet ein etwas anderes Bild: 375 Millionen der rund 752 Millionen Dollar Dachfonds-Investments stammen von Portoliomanagern außerhalb des Deutsch-Bank-Konzerns. Das ist beim ETF der Deutschen Bank auf den S&P 500 Index interessanterweise anders: bis auf 16,4 Millionen Dollar wird dieser Indexfonds fast nur von Dachfondsmanagern des Deutsche Bank-Konzerns angesteuert. 

Das bringt uns zur relativ kleinen Schar von Produkten, die sich völlig frei von der Konzernmutter im Markt behaupten müssen: die beiden iShares ETFs auf den S&P 500 und den Euro STOXX 50, den MainFirst Top European Ideas C,  den AXA Rosenberg US Enhanced Index Equity Alpha Fund A sowie den BlackRock Euro-Markets A2. Diese Fonds können nicht auf Gelder der Portfoliomanager ihrer Heimatbasis zählen, und entsprechend heterogen sind die Käufer dieser Fonds.

Mit einer Einschränkung allerdings: Die Dachfondsmanager der Deka scheinen eine ganz besonders große Affinität zum BlackRock Markets A2 zu besitzen. Von den 600 Millionen Dollar, die Dachfonds in diesen Euroland-Fonds investiert haben, stammen 580 Millionen Dollar von Dachfonds des Sparkassenlagers. Das Fünf-Sterne-Rating des Fonds zeigt, dass das eine gute Wahl gewesen ist, und das Morningstar Analyst Rating „Silver“ lässt hoffen, dass das auch so bleiben wird.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich