PIMCO Fonds: Stabile Seitenlage, aber keine Entwarnung

Nach dem Abgang von Bill Gross wurden die Verantwortlichkeiten bei PIMCO neu geregelt. Auch wenn hochqualifizierte Portfoliomanager Gross nachgefolgt sind, ist das Revirement zu umfassend und der Kulturwandel zu radikal, um zu schnellen Urteilen zu kommen.

Ali Masarwah 29.09.2014
Facebook Twitter LinkedIn

Wenige Stunden nach dem angekündigten Abgang von PIMCO Gründer und bisherigem CIO Bill Gross hat die Allianz-Tochter die Nachfolgeregelung bekannt gegeben. Daniel Ivascyn wurde zum Group Chief Investment Officer ernannt. Er tritt damit die Nachfolge von Bill Gross an. Das Flaggschiffprodukt PIMCO Total Return, wird künftig von Scott Mather, Mark Kiesel und Mihir Worah verantwortet. Saumil Parikh, Mohsen Fahmi und Dan Ivascyn werden wiederum als Portfoliomanager die PIMCO-Unconstrained-Bond-Strategie verantworten. Damit hat sich der Staub, der durch den am Freitag ankündigten sofortigen Abschied von Gross, der zum PIMCO-Konkurrenten Janus Capital wechselt, etwas gelegt.

Wie beurteilt Morningstar die Nachfolgeregelung? Michael Herbst, Director Active Manager Research bei Morningstar, gibt einerseits Entwarnung. „Die Regelungen machen in der Summe Sinn, und es stand zu erwarten, dass die sechs Verantwortlichen im PIMCO Führungsgremium auch die maßgeblichen Funktionen nach dem Abgang von Gross übernehmen würden.“ Auch die Übertragung der Verantwortung für die Fonds, vor allem für den Total Return Bond (TRB),  sei „in der Thorie“ eine gute Lösung und werde die Lage kurzfristig stabilisieren, so Herbst.

In der Tat handelt es sich für Morningstar bei den neuen Managern des TRB um alte Bekannte: Mark Kiesel wurde von den Morningstar-Kollegen in den USA als "Rentenfondsmanager des Jahres 2012" prämiert. "Das neue Manager-Trio besitzt sehr große Expertise, nicht nur mit Blick auf das Management von Renten-, sondern auch von Sachwerte- und Multi-Asset-Portfolios", so Herbst.  

Allerdings, und hier klingen bereits einige Fragezeichen an, stelle sich die Frage, wie die drei Manager des TRB künftig harmonieren werden und eine Einheit bilden. „Hier müssen wir noch tiefer schürfen“, kündigte Herbst an. Jenseits der Ebene der einzelnen Fonds sei auch die Frage, wie der zu Kulturwandel und auch die Ausrichtung von PIMCO unter der neuen Führung vonstattengehen werde, nicht beantwortet.

Insofern lässt sich die Lage bei PIMCO heute wie folgt zusammenfassen: Kurzfristig besteht keinen Anlass für Anleger, ihre PIMCO Fonds zu verkaufen. Auch wenn es laut Herbst „Potenzial für Anteilsscheinrückgaben“ gebe, sei das Portfolio des TRB hochliquide, und erste Indikationen zeigten, dass einige Großanleger sich Zeit nehmen werden mit Blick auf ihre Entscheidung über ein künftiges Engagement bei PIMCO. Allerdings könnten sehr hohe Mittelabflüsse das Portfolio des TRB „durchaus treffen und auch den Bond Markt als solches beeinflussen“, gibt Herbst zu bedenken.

Die Mittelabflüsse trafen die US-Variante des TRB noch vor dem plötzlichen Abgang von Gross besonders hart. Der Fonds verlor in den ersten acht Monaten des Jahres 2014 knapp 25 Milliarden US-Dollar netto. Die europäische Variante des TRB, PIMCO GIS Total Return Bond, musste Nettoabflüsse von gut acht Milliarden Euro in diesem Jahr per Ende August verkraften. 

Unsere Kollegen bei Morningstar in Chicago werden in den kommenden Tagen tiefer schürfen, in Kontakt mit PIMCO treten und die derzeit ausgesetzten Ratings für die PIMCO Fonds so schnell wie möglich überarbeiten (hier gelangen Sie zum aktuellen Video-Interview auf Englisch mit Michael Herbst, und hier lesen Sie die mehr zum Abgang von Bill Gross.)

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich