Morningstar stuft PIMCO GIS Total Return Bond ab

Wir haben das PIMCO Flaggschiff von "Gold" auf "Bronze" um zwei Noten abgestuft. Warum wir den PIMCO GIS Total Return Bond Fund auch nach dem Wechsel von Gross zum neuen Trio um Scott Mather, Mark Kiesel und Mihir Worah positiv beurteilen.

Ali Masarwah 30.09.2014
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Wir haben als Reaktion auf den Abschied von Bill Gross das PIMCO Flaggschiff um zwei Noten von „Gold“ auf "Bronze" abgestuft. „Für den PIMCO GIS Total Return Bond Fund beginnt eine Phase der Unsicherheit, die gleichwohl auch vielversprechende Neurungen mit sich bringen kann“, schreibt Morningstar Fondsanalyst Eric Jacobson zur Begründung.

Die Unsicherheit bezieht sich zum einen auf die Frage, wie das neue Management-Team des Fonds harmonieren wird. Bereits am Freitagabend vergangene Woche, wenige Stunden nach Bekanntwerden des abrupten Abgangs von Firmengründer und Chief Investment Officer Gross hatte die Allianz-Tochter Scott Mather, Mark Kiesel und Mihir Worah als Manager des Total Return Bond ernannt. Dabei werde Mather die finalen Entscheidungen treffen.

Auch wenn Morningstar-Analyst Jacobson die Qualität des neuen Teams positiv bewertet und erwartet, dass es besser als bisher die „erheblichen Talente der PIMCO Experten in eine kohärente und erfolgreiche Strategie gießen wird“, schränkt er ein: „Der Erfolg des Fonds hängt davon ab, wie das Team und die Unternehmensleitung miteinander harmonieren werden“. 

Liquidität: Wie groß ist das Risiko für den Fonds?

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die künftige Liquidität des Fonds. Dies betrifft vor allem die US-Version der Strategie, die ein Vermögen von 221,6 Milliarden US-Dollar aufweist. Aufgrund von Performance-Problemen hatte der einst größte Fonds in den USA in den vergangenen 12 Monaten bereits Abflüsse von 42,73 Milliarden US-Dollar zu verkraften. Deutlich niedriger, aber ebenfalls sehr substanziell waren die Abflüsse aus der Europäischen Version des Fonds, die derzeit noch ein Vermögen von 12,45 Milliarden Euro aufweist und in den vergangenen 12 Monaten Abflüsse von 8,04 Milliarden Euro hinnehmen musste. 

Anleger befürchten nun, dass nach dem Abgang von Bill Gross das Portfolio durch massive Abflüsse schwer getroffen wird, die ultimativ die Liquidität des Fonds gefährden könnten. „Es spricht viel dafür, dass der Fonds auch einen ziemlich schweren Sturm gut überstehen könnte“, relativiert Jacobson diese Bedenken. Per Ende August seien 29% des Fondsvermögens in liquide US-Staatsanleihen und quasi-staatlichen Papieren investiert, die ohne Probleme verkauft werden könnten. Hinzu kämen Forward-Kontrakte, die einen Gutteil des 13-prozentigen Hypotheken-Anteils ausmachten und ebenfalls hinreichende Liquidität böten. Jacobson verweist auch auf die Tatsache, dass die bis dato hohen Abflüsse dem Fonds keine Probleme verursacht hätten. 

Prozess: Mehr Bottom-up als zu Zeiten von Bill Gross 

Unverändert positiv bewertet unser PIMCO-Fondsexperte hingegen den Investmentprozess, der zwar nach wie vor auf  makroökonomischen Einschätzungen fuße, künftig allerdings stärker an den fundamentalen Einschätzungen auf der Bond-Ebene orientiert sein werde. Auch die Ebene des Management-Teams bekommt gute Noten von Morningstar Analyst Jacobson. „Das PIMCO-Team verfügt über eine extreme Tiefe – heute vermutlich mehr als noch vor 18 Monaten“, sagt Jacobson. Er verweist dabei nicht auf die Expertise von Worah, Mather und Kiesel (letzterer gewann 2012 die Auszeichnung „Morningstar Fixed-Income Fund Manager of the Year“), sondern auch auf die von Chief Investment Officer (und Gross-Nachfolger) Dan Ivascyn. 

Schlussendlich beurteilen wir auch die Langfristperformance des Fonds positiv. Gross und sein Team mussten in den vergangenen Jahren einige Rückschläge erleiden. 2011 wurden angesichts der als zu hoch bewertet eingeschätzten Langläufer bei US-Staatsanleihen kürzere Laufzeiten übergewichtet, was in der nachfolgenden Langläufer-Rally Kursverluste mit sich brachte. 2013 wurden dann Inflationsschutzanleihen besonders stark von den steigenden Renditen bei Langläufern getroffen. Dessen ungeachtet befindet sich der Fonds immerhin im Mittelfeld der Kategorie diversifizierte Renten USD. „Langfristig kommt es darauf an, dass die Mehrheit der Calls aufgeht, und es gibt gute Gründe, warum das dem neuen Team wie auch Gross gelingen wird“, blickt Jacobson nach vorn. 

An den Kosten könnte PIMCO allerdings arbeiten. Der Fonds weist laufende Kosten von 1,4% pro Jahr auf, satte 20 Basispunkte über dem Kategorie-Median. „Bedenkt man die Größe des Fonds, sollten die Gebühren der Privatanlegertranche viel niedriger sein“, kritisiert unser Analyst.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich