Sie alle wollten Afrika

ETFs auf afrikanische Aktien sind Mangelware und weisen zudem große Klumpenrisiken auf. Wer auf Frontier-Märkte ausweicht, dürfte zudem eine arg verwässerte Afrika-Story vorfinden. Der wöchentliche Morningstar ETF-Bericht. * 

Ali Masarwah 10.10.2014
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Afrika beflügelt schon seit einigen Jahren die Phantasie europäischer Aktieninvestoren. Doch die Goldgräberstory ist Durchsetzt von Geschichten über hohe Verluste, die Investoren mit hoch riskanten und zugleich schwer durchschaubaren Geschäftsmodellen erlitten haben. Was läge also näher, als sich mit einem ETF einen liquiden, transparenten und diversifizierten Zugang zum Schwarzen Kontinent zu sichern? 

Wer sich einem passiven Afrika-Investment mit diesen Erwartungen nähert, kann nur enttäuscht werden. Denn es gibt nur eine Handvoll Produkte. Wir sind in unserer Datenbank auf ganze drei Produkte gestoßen. Erweitert man die Suche um die Kategorie Afrika und Nahost sowie globale Frontier-Märkte, die ebenfalls eine Afrika-Komponente aufweisen, erweitert sich die Liste um ganze zwei ETFs. Die untere Tabelle zeigt unsere kleine Auswahl. Klein ist auch das in diesen fünf Produkten investierte Vermögen. Ganze 225 Millionen Euro sind europaweit in Afrika- und Frontier-ETFs investiert. Das ist fast schon eine vernachlässigenswerte Größe, verglichen mit den großen aktiv verwalteten Afrika- und Frontier-Fonds.

Tabelle: Die Qual der kleinen Auswahl: Afrika- und Frontier-Aktien-ETFs

Ob es sich bei dieser kleinen Auswahl aus Sicht von Investoren auch eine feine ist, wollen wir nun versuchen zu ermitteln. 

Lyxor setzt auf einen Index des Mutterhauses Societe Generale 

Kommen wir zunächst zu den reinen Afrika-ETFs. Der Lyxor ETF Pan Africa C-EUR ist mit 74 Millionen Euro der größte Afrika-ETF am Markt in Europa. Er bildet den SGI Pan Africa NR ab, den der Indexbereich des Lyxor-Mutterhauses, Societe Generale, berechnet. Der ETF setzt sich aus 30 Werten aus den drei Zonen Nordafrika, Subsahara und Südafrika zusammen. Für jede dieser Zonen werden die jeweils zehn größten Aktien ausgewählt. Dabei darf kein Titel mehr als zehn Prozent des Index ausmachen. Zudem darf keine der drei Zonen ein Indexgewicht von unter 25% und über 50% aufweisen. Die Zusammensetzung wird alle drei Monate überprüft und gegebenenfalls angepasst.

Auf der Länderebene finden sich vor allem Aktien aus Südafrika, die gut ein Drittel des ETF-Gewichts - 34% - ausmachen. Es folgen Ägypten (21%), Marokko (19%) und Kanada (10%). Es finden sich auch homöopathische Dosen britischer und amerikanischer Aktien. Dass Titel aus den Industrieländern in einem Afrika-ETF enthalten sind, überrascht auf den ersten Blick, ist aber keine Seltenheit: Afrikanische Unternehmen, deren Heimatmärkte über keine entwickelten Börsen verfügen oder für ausländische Investoren nicht zugänglich sind, werden häufig in London und anderen globalen Finanzstandorten gelistet. 

Die Sektorgewichtung ist ebenfalls recht konzentriert. Finanzwerte machen mit 42% die größte Branche aus. Ebenfalls hoch gewichtet sind Rohstoffaktien (20%). Es folgen Energiewerte (17%) und Telekomunternehmen (11,5%). Unter den größten Positionen sind die ägyptische Commercial International Bank (13%), das kanadische Bergbauunternehmen First Quantum (8%) und Naspers (8%), ein Medienkonzern mit Hauptsitz in Kapstadt. 

Die Deutsche Bank hat ebenfalls einen Afrika-ETF im Angebot. Der db x-trackers MSCI EFM Afr TOP 50 Cpd umfasst die 50 größten Unternehmen aus Ägypten, Kenia, Mauritius, Marokko, Nigeria, Südafrika und Tunesien. Es werden nur Aktien aufgenommen, deren jährliches Handelsvolumen mindestens bei 200 Mio. USD liegt. 

Aktuell ist der ETF auf Länderebene kaum diversifiziert: Er beinhaltet Anteile aus Südafrika (54%), Nigeria (28%), Ägypten (18%) und Kenia (4,5%). Auch in diesem ETF dominieren Titel aus dem Finanzwesen mit 51%. Wenig verwunderlich also, dass sich unter den Top 5 Holdings auch drei Banken befinden (GT Bank, Zenith Bank, Commercial International Bank), die zusammen 27,5% des Vermögens auf sich vereinen. Der zweit- und drittgrößte Sektor sind Konsumgüter (22%) bzw. Telekommunikation (10%). 

RBS-ETF schließt das Schwergewicht Südafrika aus 

Der dritte Afrika-ETF weist ein interessantes Feature auf. Der RBS MktAccss MSCI Em&Frt AfExSA ETF schließt das Schwergewicht Südafrika aus. Knapp 46% des Indexgewichts stammt von Unternehmen aus Nigeria, die größte Volkswirtschaft Afrikas. Es folgen Ägypten mit 22%, Marokko (15%) und Kenia (12%). Ungeachtet der von anderen Produkten abweichenden Länderzusammensetzung gibt es mit Blick auf die Sektoren wenig Neues: 56% des ETF-Vermögens setzt sich aus Finanztiteln zusammen, 21% sind Konsumgüter und 14% Telekomwerte. Die fünf größten Werte machen 38% des Fondsvermögens aus. Die größten Unternehmen sind International Commercial Bank (13,3%), GT Bank (5,8%) und der Nigerian Breweries (8,8%). 

Aktien aus den Golfstaaten sind bei Frontier-ETFs Programm 

Wem die Konzentrationsrisiken zu hoch sind, könnte unter Umständen mit Frontier-ETFs, also Produkten, die auf Schwellenländer aus der zweiten Reihe investieren, besser bedient sein. Allerdings finden sich hier vor allem Unternehmen aus den arabischen Golfstaaten. Der db x-trackers S&P Select Frontier ist der größte Fonds unserer Auswahl, bringt allerdings gerade einmal 82 Millionen Euro auf die Waage. Er investiert in die größten und liquidesten Titel aus kleineren Volkswirtschaften oder weniger entwickelten Kapitalmärkten, als man es von Emerging Markets erwarten würde. Der Index wird alle sechs Monate neu balanciert.

Aus jedem Land können maximal fünf Aktien in den Index aufgenommen werden. Insgesamt kommen die nach Marktkapitalisierung - mindestens 100 Millionen US-Dollar – die größten 30 Aktien in den Index. Es müssen aber noch einige Zusatzkriterien erfüllt werden: Während der vergangenen sechs Monate müssen die Aktien zu einem Volumen von mindestens 2 Mio. US-Dollar an mindestens 15 Tagen im Quartal gehandelt worden sein. 

Derzeit ist Afrika allerdings nur in homöopathischen Dosen vertreten. Von der Länderverteilung her kommen aktuell 58% der Aktien aus den drei Golfstaaten V.A.E. (27%), Katar (19%) und Kuwait (12%). Zudem finden sich Anteile aus Argentinien (12,5%), Pakistan (7,7%), Vietnam (5%). Nigeria ist mit gut 5,3% dabei, die anderen Länder Afrikas fallen unter die Wahrnehmungsschwelle. 

Der Finanzsektor ist mit 56% am höchsten gewichtet, was sich auch in den Top 10 Holdings widerspiegelt. Dort sind über 30% entweder Banken oder Investmentgesellschaften mit Fokus Immobilien aus den Golfstaaten, wie Emaar Properties (14,3%), Aldar Properties (6,3%) und Kuwait Finance House (5,7%). Neben Finanzwerten enthält der Index auch Aktien aus dem Industriesektor (16%), Rohstoffe (6,2%) IT, Telekommunikation Energie (je gut 5%).

Der RBS Market Access MSCI Frontier Mkts ETF bildet die Performance von großen und mittleren Unternehmen aus 25 Schwellenländern ab. Die Gewichtung erfolgt nicht anhand aller ausstehenden Aktien eines Unternehmens sondern vielmehr anhand der Anteile, die auch für Ausländische Investoren zugänglich sind. Die größten Länderpositionen sind Kuwait (25%) und Nigeria (19%). Auch dieser ETFs ist sehr finanzlastig mit einer entsprechenden Sektorgewichtung von 50%. Die größten Positionen dort sind die National Bank of Kuwait (8%) und Kuwait Finance House (6,1%). Beide machen auch die größten Positionen im Index aus. Gut 15% der enthaltenen Titel sind  Telekommunikationswerte, 12% sind aus dem Bereich Energie. 

Südafrika bremst die Performance von Afrika-ETFs aus 

Entsprechend der Unterschiede bei der Indexkonstruktion sind die Performance-Unterschiede zwischen diesen ETFs groß. Die beste Dreijahres-Performance zeigt der RBS MktAccss MSCI Em&Frt Af Ex SA ETF. Das verwundert nicht, da der südafrikanische Rand in den vergangenen Jahren stark unter Druck  geraten ist. In den vergangenen 12 Monaten zeigten wiederum die breiter aufgestellten Frontier-ETFs die beste Performance. Der maximale Verlust von knapp 34% beim Lyxor ETF Pan Afrika zeigt, dass es sich bei Afrika-Investments um hochvolatile Produkte handelt – was nicht unbedingt nur an dem Aktienrisiko liegt – insbesondere Südafrika-lastige ETFs wurden durch die schwache Rand-Entwicklung ausgebremst. 

Die Gebühren der ETFs sind – verglichen mit Produkten auf Indizes aus entwickelten Ländern – sehr hoch. Das gilt einmal für die laufenden Kosten. Mit jährlichen Gebühren von 0,95% ist der db x-trackers S&P Select Frontier das teuerste Produkt. 30 Basispunkte weniger muss der Anleger beim Deutsche-Bank-ETF berappen, das nur auf afrikanische Aktien setzt. 

Auch die Gebühren, die im Handel entstehen, sind nicht zu verachten. Mit einer durchschnittlichen Geld-Brief-Spanne von 1,43% zwischen 28.8. und 9.10. war der RBS MktAccss MSCI Em&Frt AfExSA ETF mit Abstand am teuersten. Auch die anderen Produkte haben recht weite Spreads. Mit einem durchschnittlichen Spread von 0,54% ist der Lyxor ETF Pan Africa das günstigste Produkt im Handel während des Betrachtungszeitraums.

*Mitarbeit: Michael Haker

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich