Unsere Favoriten: Orange, Vodafone, Telefonica und Telenor

Bewertungen, Bilanzkennzahlen und Dividendenausblick zeigen Vorteile für die diese europäischen Telekom-Konzerne.  

Allan C. Nichols 14.10.2014
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Wir haben im ersten Teil unserer aktuellen Übersicht zu europäischen Telekomaktien gezeigt, warum ausschüttungshungrige Investoren für die Zukunft eher positive Entwicklungen von diesem seit 2009 schwer gezeichneten Sektor erwarten können (lesen Sie hier weiter). Nun wollen wir jenseits des Faktors Dividendenrendite unsere Favoriten unter europäischen Telekomkonzernen vorstellen. Wir haben vier Favoriten ermittelt: Orange, Vodafone, Telefonica und Telenor. 

Wie kommen wir zu dieser Einschätzung? Unsere Analyse setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen: Bilanzstärke in Gestalt des Verhältnisses von Schulden zum Vorsteuergewinn (EBITDA), Wettbewerbsvorteile (economic moat, lesen Sie hier mehr dazu hier), Anteil der Dividende am freien Cash-flow, Dividendenrendite, Umsatz- und Gewinnwachstum. Vorweg gesagt: Am ehesten spricht für unsere favorisierten Telekoms die Bewertung, wie aus der Übersicht zum Kurs-Fair-Value-Verhältnis weiter unten hervorgeht. Doch kommen wir nun zu den Details. 

Orange: Biedere Hausmannskost wird durch den Preis aufgewertet

Um auf eine Dividendenrendite von aktuell sehr ansehnlichen 5,2% zu kommen, muss Orange (ehemals France Telecom) nur 36% seines freien Cash-flows aufwenden. Vor diesen Hintergrund waren wir zwar etwas enttäuscht, dass die Dividende zum zweiten Mal gesenkt wurde (von 0,80 auf 0,60 Euro pro Aktie). Allerdings bedeutet das, dass Orange nunmehr mehr Spielraum hat, seine Verschuldung zu senken, die bei einer für Telekoms überdurchschnittlich hohen Quote des 2,4-fachen des Vorsteuergewinns liegt. Im Zuge der Übernahme von Jazztel dürfte der Gewinn zwar unter Druck geraten, aber das wird nach unserer Einschätzung keine Gefahr für die Dividende darstellen. 

Für Orange spricht in erster Linie die niedrige Bewertung. Die ist nicht ohne Grund gesunken. Mit dem Markteintritt von Billiganbieter Iliad wurde der Konkurrenzkampf am französischen Telekommarkt stark angeheizt. Allerdings glauben wir, dass der Markt den Markteintritt von Iliad nunmehr verdaut hat und das Schlimmste vorüber ist. Auch Videndi und Bouygues sind stark unterbewertet. Allerdings befürchten wir, dass die Metamorphose von Vivendi zum Medienkonzern von einer substanziellen Reduzierung der Dividende im kommenden Jahr begleitet sein wird; Bouygues wiederum wird deutlich stärker unter der Konkurrenz von Iliad leiden. 

Vodafone: Wachstumsprogramm verschleiert Dividendenstärke 

Die mit dem Investitionsprogramm „Project Spring“ verbundenen Kosten halten wir für einen außerordentlichen Posten, weshalb wir für Vodafone nur etwa einen Dividendenanteil von 50%  am freien Cash-flow veranschlagen. Wir halten auch die Desinvestition von Verizon Wireless mit Blick auf die Fähigkeit, die Dividende aufrecht zu erhalten, nicht für problematisch – zwischen 2005 und 2012 beschränkte wurde die Verizon-Wireless-Ausschüttung nur verwendet, um die Steuern zu begleichen, die für Verizon Wireless im Vodafone-Konzern anfielen. (2012 und 2013 war das anders). Dennoch konnte Vodafone zwischen 2005 und 2012 die reguläre Dividende um 134% erhöhen. In den vergangenen vier Jahren hat Vodafone wiederum die Dividenden um 7% jährlich erhöht. Für die Zukunft erwarten wir jährliche Steigerungen von moderateren 2-4%. 

Telefonica: Rückkehr zur Dividendenstärke – und einige Fragezeichen 

Nachdem bei den Spaniern in der Vergangenheit die Schuldenreduzierung im Vordergrund stand (was auf Kosten der Dividende erfolgreich bewerkstelligt wurde), wurde die Telefonica-Dividende auf 0,75 Euro pro Aktie in diesem Jahr erhöht. Das entspricht einer Dividendenrendite von 6,1%, und das Management gibt sich zuversichtlich, dass dieses Niveau beibehalten werden kann. Strategisch macht die Übernahme von E-Plus in Deutschland und GVT in Brasilien absolut Sinn, allerdings müssen sich Investoren kritisch die Frage stellen, ob die Bilanzstärke von Telefonica ausreicht, um beide Übernahmen zu stemmen. Immerhin: diese Übernahmen werden auch mit Kapitalerhöhungen und nicht nur mit Fremdkapital gestemmt. 

Telenor: Wachstumsmotor im europäischen Telekommarkt 

Im Gegensatz zu Orange, Vodafone und Telefonica handelt es sich bei der norwegischen Telenor nicht um eine Value-Story. Das Kurs-Fair-Value-Verhältnis (KFVV) sieht ungünstiger aus als das der drei Wettbewerber, und auch der Dividendenanteil am freien Cash-flow ist mit 67% am höchsten. Allerdings handelt es sich um eines der am stärksten wachsenden Telekomunternehmen im gesamten europäischen Sektor, und mit einer Schulden-EBITDA-Quote von 1,3 zählt die Telenor-Bilanz zu den solidesten. Das stetige Gewinnwachstum und die überdurchschnittliche Dividendenrendite von 4,9% machen das inzwischen nicht mehr günstig bewertete Unternehmen auch für Value-Investoren interessant.

Schaubild: Viele Telekom-Aktien punkten mit günstigen Bewertungen 

 

Hier gelangen Sie zur englischsprachigen ausführlichen Fassung der Telekom-Studie.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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