Performance-Feuerwerk Dank Euro-Abwertung

Januar-Bilanz der Morningstar Fondskategorien zeigt immense währungsbedingte Gewinne, nur Griechenland- und Rohstofffonds mit negativer Performance-Bilanz.

Ali Masarwah 03.02.2015
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Des einen Leid ist des anderen Freud: Während Schweizer Investoren mit diversifizierten Portfolios auf breiter Front im Januar Verluste einfuhren (lesen Sie hier mehr), konnten diversifizierte Wertpapierportfolios im Euroraum massiv von der Abwertung der Gemeinschaftswährung profitieren.

Die Notenbanken schüttelten Anlegerportfolios im abgelaufenen Monat kräftig durch und lieferten einen weiteren Beleg für die These, wonach FED, EZB und Co. in diesen Zeiten die heimlichen Herrscher der Kapitalmärkte sind. Während Schweizer Anleger im Zuge der dramatischen Aufwertung des Franken hohe Verluste auf nahezu alle Fremdwährungspositionen einfuhren, konnten Fondsanleger im Euroraum spiegelbildlich kräftige Gewinne verbuchen.

"QE" beflügelt auch Euro-Investments

Doch nicht nur Fremdwährungs-Aktien und -Bonds legten zu. Die Verkündung der Euroland-Version von QE, nach der die Europäische Zentralbank bis Herbst 2016 Anleihen im Wert von 1.100 Milliarden Euro vom Markt nehmen will, trieb auch Euroland-Aktien und -Bonds zu neuen Höhenflügen.

Das Performance-Feuerwerk spiegelt sich naturgemäß auch in der Wertentwicklung der Morningstar Kategorien wider. Im Januar waren aus Sicht des Euro-Investors 338 Fondskategorien im Plus, nur 11 Kategorien lieferten Minus-Renditen. Die beste Kategorie waren Schweizer-Immobilienaktienfonds, die um 19,6% zulegten. In Franken gehedgte Bond-Kategorien (in deren Fonds naturgemäß kaum ein Euroland-Anleger investiert sein dürfte) schossen in einem Ausmaß nach oben, das an die Aktiengewinne aus Zeiten der Dot-Com-Hype erinnert. Beispielsweise legten Schweizer Geldmarktfonds um 15,8% zu.

In der unteren Tabelle haben wir uns auf die Kategorien konzentriert, die für Euroland-Investoren von praktischer Bedeutung sind. Interessant ist, dass Goldminen-Aktienfonds ihren im Dezember begonnen Aufstieg im Januar fortsetzten. Im Januar lag das Plus (inklusive Währungsgewinne, wohlgemerkt), bei 18,9%. Indische Aktienfonds gewannen 16,3%, und Biotechnologiefonds legten um 12,8% zu. Auch in physische Edelmetalle investierende Fonds konnten Wertsteigerungen von durchschnittlich 12,4% erzielen.

Tabelle: Morningstar Kategorien: Performance-Gewinner im Januar

Wir haben bereits häufiger auf die höchst ungünstigen Risikoeigenschaften der Kategorien hingewiesen, die kurzfristig eine Top-Performance erzielen. In unserer Tabelle finden Sie unter der Überschrift „maximaler Verlust 3J.“ die höchsten Verluste, die eine Fonds einer Kategorie seit Ende Januar 2012 höchstens verloren haben. Hier liegen die Januar-Gewinner, Edelmetallaktienfonds, ebenfalls „vorn“ – sie gaben um maximal 62,7% nach. Indien-Aktienfonds waren dagegen mit einem maximalen Verlust von 24,8% vergleichsweise fast schon Witwen- und Waisenpapiere. Aber eben nur relativ. Wohltemperierte Anlagen sehen anders aus.

Reits-Fonds zeigen günstige Risikoeigenschaften seit 2012

Apropos wohltemperierte Anlagen: In unserer Januar-Gewinnerliste finden sich einige Immobilien-Aktienkategorien, die in der Vergangenheit auf der Risikoseite überzeugen konnten. Vor allem Fonds, die in europäische und Euroland-Reits – börsennotierte Immobiliengesellschaften – investieren, konnten die maximalen Verluste deutlich begrenzen. (Dies gilt auch für Healthcare-Fonds, die seit 2012 kaum nach unten zeigten.) Auch wenn dies eine Momentaufnahme ist und längere Zeiträume höhere Draw-downs auch bei Reits aufweisen, zeigen solche Produkte – auch aufgrund der hohen Ausschüttungen – ein deutlich konservativeres Profil als die meisten anderen Aktienfonds-Kategorien.

Tabelle: Morningstar Kategorien: Die Verlierer im Januar 

 

Kommen wir nun kurz zu den Schlusslichtern des abgelaufenen Monats, die von Relevanz für Euro-Investoren sind. Aktien Griechenland und Rohstoff-Energie-Fonds mussten signifikante Verluste hinnehmen. Das ist angesichts des nach wie vor umgehenden „Grexit“-Gespenstes und des im Januar weiter gesunkenen Ölpreises kein Wunder. 

Auch Schwellenländer-Unternehmensanleihen gaben im Januar leicht nach. Angesichts der Währungsgewinne deutet dies an, dass hochverzinsliche Anleihen im Dollar-Raum derzeit keine gute Phase haben. Dass Schwellenländer-Rentenfonds auf der Risikoseite ein ganz anderes Kaliber darstellen als herkömmliche Staatsanleihenfonds deutet der maximale Verlust seit 2012 an. Wer in diese Produkte investiert, muss damit rechnen, unter Umständen auch über längere Zeit nur bescheidene Renditen einzufahren - in jedem Fall dabei jedoch eine ruppige Fahrt zu erleben.

Die Liste der Verlierer endet vor den EUR Geldmarktfonds, die im Schnitt um minimale 0,03% zulegen konnten. Man sieht, dass die neuen Herren der Kapitalmärkte nicht nur positive Spuren in diesen Zeiten hinterlassen. Die Millionen von Kleinsparern, die noch nicht den Schritt an den Kapitalmarkt gewagt haben, können davon ein Lied singen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich