ETF-Anbieter werden immer kreativer

Im ersten Quartal dominieren bei neuen ETFs Aktienprodukte. iShares und db x-trackers legen die meisten ETFs auf. Mit Van Eck und Wisdom Tree werden auch neue Anbieter aktiv. Die ETF-Emissionsbilanz für das erste Quartal.

Ali Masarwah 24.04.2015
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Die ETF Anbieter in Europa haben im ersten Quartal eine rege Emissionstätigkeit entfaltet. In den ersten drei Monaten wurden 54 neue Produkte europaweit aufgelegt, wie aus unserer neuen, quartalsregelmäßig erstellten Bilanz zu neuen ETFs hervorgeht. Zu 51 Produkten liegen uns Daten zum verwalteten Vermögen vor. Insgesamt bringen es die neuen Produkte per 22. April auf ein Vermögen von 2,02 Milliarden Euro.

iShares bringt die meisten Produkte und sammelt am meisten Geld ein

Der europäische ETF-Markt wird von Aktien-ETFs dominiert. Das spiegelt sich auch in der Emissionstätigkeit wider. 34 Aktien-ETFs wurden in den ersten drei Monaten aufgelegt, in denen per 22. April 1,18 Milliarden Euro investiert waren. 14 neue Bond-ETFs erblickten im ersten Quartal das Licht der Welt. In diesen Produkten steckten per 22. April 764 Millionen Euro. Vier ETFs mit inzwischen knapp 100 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen entfielen auf den Bereich „Alternatives“, wobei es sich hier ausschließlich um Hebelprodukte handelt. Komplettiert wird die Liste der Neuauflagen von zwei gemischten ETFs.

Mit Blick auf die Anbieterseite dominieren die Platzhirsche, wobei iShares und db x-trackers die größte Emissionsaktivität entfalteten. Die BlackRock Tochter kommt auf 15 neue Produkte, in denen per 22. April 523 Millionen Euro investiert waren. Damit konnte iShares auch das meiste Geld in seinen neuen ETFs einsammeln. Die ETF-Einheit der Deutschen Bank brachte 10 neue Produkte mit einem Vermögen von 199 Millionen Euro auf den Markt. State Street kam mit fünf neuen Produkten auf 268 Millionen Euro, Lyxor sammelte mit vier ETFs 216 Millionen Euro ein. Bemerkenswert ist, dass Source mit nur zwei Produkten auf 280 Millionen Euro per 22. April brachte.

Auch zwei Newcomer machten in den ersten drei Monaten von sich reden: Wisdom Tree legte einen ETF auf den irischen Aktien-Index ISEQ 20 auf. Van Eck brachte zwei ETFs auf Goldminen-Aktienindizes auf den Markt. Der Market Vectors Gold Miners folgt dem Index NYSE Arca Gold Miners, in dem größere Unternehmen dominieren, während der Market Vectors Junior Gold Miners den gleichnamigen Index folgt und den Fokus eher auf kleinere Unternehmen legt.

Statt Dividenden-Produkte sind heute Buy-Back ETFs angesagt 

Die oben genannten Beispiele könnten den Eindruck entstehen lassen, dass derzeit vor allem Produkte auf Nischen des Kapitalmarkts aufgelegt werden. Zu Recht. 15 Jahre nach dem Start des ETF-Segments in Europa sind bereits die meisten großen Indizes mehrfach mit Produkten unterlegt. Heute geht es um Ergänzungen -- und um den gehypten Markt für Strategic Beta Produkte.

Ein illustratives Beispiel: Wurden in der Vergangenheit ETFs auf marktbreite Indizes aufgelegt, kommen heute Produkte auf den Markt, die Teilbereiche umfassen. Der Amundi ETF S&P 500 Buyback konzentriert sich etwa auf die Unternehmen, die sich beim Rückkauf eigener Aktien hervortun und kann insofern als „Verlängerung“ des Dividendenthemas gelten. Dieser Linie folgt auch der iShares US Equity Buyback Achievers, der einen NASDAQ-Teilindex abbildet.

Dass derzeit vor allem Themen jenseits der klassischen Indizes gespielt werden, zeigt die große Zahl an neuen Strategic Beta ETFs. 17 der 54 neuen Indexprodukte im ersten Quartal verfolgen alternative Gewichtungsprinzipien. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass Strategic Beta ETFs gerade einmal 6% des europäischen ETF-Markts ausmachen. Von den neuen alternativ gewichteten ETFs sind 14 Rendite-orientiert, zwei verfolgen einen Multi-Asset-Ansatz und ein Strategic Beta ETFs fährt eine Gleichgewichtungsstrategie.

Multifaktor-ETF von Source trifft den Nerv der Zeit

Die größten Produkte kommen auf ein recht ansehnliches Vermögen. Der Source Goldman Sachs Equity Factor Europe ETF hat offenbar besonders den Nerv der Zeit getroffen. Er kommt per 22. April auf 254 Millionen Euro. Es handelt sich um einen Strategic Beta ETF, der auf spezielle Faktoren setzt. Das unterscheidet ihn von vielen anderen ETFs am Markt, die nur auf einzelne Faktoren wie Value/Growth oder Größe bzw. Nebenwerte setzt. Dieser ETF vereint die Faktoren Value, Momentum, Quality, Low/High Beta und Größe.

Wie aus der unteren Liste hervorgeht, sind vier der 10 größten neuen ETFs Strategic Beta Produkte. Neben dem Source Goldman ETF sind das die beiden SPDR ETFs auf US und europäische Value-Indizes und der bereits erwähnte Buy-Back-ETF von Amundi. Diese Zwischenbilanz spricht dafür, dass Strategic Beta nicht nur ein Marketing-Thema der Anbieter ist. Anleger nehmen die Branche vielmehr beim Wort und investieren in diese Produkte – in der Hoffnung, eine bessere Rendite zu erzielen als mit herkömmlichen, nach Markkapitalisierung gewichteten Indizes.

Tabelle: Die größten neuen ETFs am Markt 

Zum Schluss einen letzten Blick auf die Performance der neuen Investment-Vehikel. Die beste Performance in seiner noch jungen Historie erzielte der bereits erwähnte Source Goldman Sachs Equity Factor Europe. Zwischen dem 6. Januar und dem 31. März erzielte er eine Performance von 23,4%. Gefolgt wurde er vom Nomura Nikkei 225 USD-Hedged ETF, der vor allem aufgrund der Aufwertung des Greenback gegenüber dem Euro um 21,6% zulegte. Der zweifach gehebelte ComStage LevDax x2 TR UCITS ETF stieg um 18,7%.

Unter den neuen ETFs am Markt musste der am 18. Februar aufgelegte ComStage ShortMDAX UCITS ETF mit einem Minus von 6,1% per Ende März die schwächste Performance hinnehmen. Der db x-trackers II iBoxx EUR HYBond Short Dly, der auf fallende Bond-Kurse setzt, verlor 2,6%, und der für Euro-Investoren währungsgesicherte db x-trackers S&P 500 (Pr DR) 1C € Hdg musste zwischen Ende Februar und Ende März ein kleines Minus von 1,8% hinnehmen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich