EZB treibt Anleger scharenweise in europäische Assets

Im März galt das Motto: Europa kaufen! Doch es gab nicht nur Gewinner bei Risiko-Assets. Der europaweite Morningstar Fonds-Absatzbericht.

Ali Masarwah 30.04.2015
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Anleger in Europa haben im März erneut in großem Stil in europäische Assets investiert. Waren die Zuflüsse in Langfristfonds bereits mit der Ankündigung des Anleihekaufprogramms der EZB im Janaur nach oben geschnellt, gab es im ersten Monat der Implementierung kein Halten mehr. Weit oben auf der Kaufliste standen EUR-Mischfonds, aber auch Aktienfonds und Fonds, die in Euro-Anleihen verschiedenster Couleur investieren, wie aus der monatlichen Morningstar Absatzstatistik zu Publikumsfonds hervorgeht.

Kommen wir zunächst zu den großen Trends. Mischfonds und alternative Fonds, die hedgefondsähnliche Strategien einsetzen, konnten erneut einen Absatzrekord verbuchen. Mischfonds sammelten europaweit netto 22,69 Milliarden Euro ein, alternative Fonds verbuchten im März Nettoneugelder von 8,76 Milliarden Euro. In keinem anderen Monat konnten diese beiden Großgruppe höhere Neuanlagen verzeichnen. Das ist insofern bemerkenswert, weil Mischfonds und Alternatives bereits im Vormonat einen Absatzrekord verbucht hatten.

Auch Rentenfonds sahen im März einen hohe Nachfrage. Die Nettovertriebsleistung lag hier bei 19,18 Milliarden Euro.

Indes mussten Aktienfonds hohe Mittelabflüsse von 6,49 Milliarden Euro hinnehmen. Dabei erhielt auch der Siegeszug der Indexfonds einen Dämpfer: aktive Fonds wie Indexfonds mussten gleichermaßen Abflüsse hinnehmen (das betrifft nicht ETFs, die wir in einer gesonderten Statistik erfassen, lesen Sie hier mehr).

Tabelle: Mittelflüsse nach Asset Klasse im März

Ein Blick auf die Ebene der Morningstar Kategorien gibt Aufschluss über das Verhalten der Anleger in Einzelnen. Diese Zahlen illustrieren, wie stark der Eingriff der Notenbanken das Verhalten von Anlegern geprägt hat. Wie ein Blick auf die Tabelle der absatzstärksten Kategorien zeigt, waren vor allem Euro-Investments, und hier vor allem EUR-Mischfonds, stark nachgefragt.

Die beiden defensiven EUR-Mischfondskategorien, die sich auf globale bzw. europäische Assets fokussieren, verbuchten zusammengenommen die höchsten Zuflüsse, insgesamt gut acht Milliarden Euro. Auch ausgewogene Mischfonds waren stark nachgefragt. Zu den prominenten Gewinnern zählte der JPMorgan Global Income, der 929 Millionen Euro an Nettomittelzuflüssen generierte. Auch der Nordea Stable Return Fund wurde europaweit gesucht. (Beide Fonds investieren zwar in substanziellem Maße in US-Dollar Assets, diese werden allerdings größtenteils für EUR-Anleger währungsgesichert.) Auch der Ethna-Aktiv und Invesco Pan European High Income Fund zählten im März zu den Top-Sellern unter den Mischfonds.

Europäische Standardwertefonds verbuchten ebenfalls hohe Zuflüsse wie auch EUR flexible Rentenfonds und Fonds für EUR Staatsanleihen und EUR Unternehmensanleihen.

Tabelle: Die am stärksten nachgefragten Morningstar Kategorien (ex Geldmarkt)

Spiegelbildlich wurden im März vor allem USA-Investments abgestoßen. USA-Standardwertefonds sahen die höchsten Abflüsse, aber auch USA Value und USA Growth Aktienfonds sowie US-Dollar Hochzinsfonds standen auf den Verkaufslisten von Investoren. Allerdings war auch der Abverkauf von Emerging Markets ein bedeutender Faktor im vergangenen Monat, auch wenn sich dies nur teilweise in der unteren Tabelle der unbeliebtesten Kategorien widerspiegelt. Vor allem Schwellenländer-Aktienfonds wurden verkauft, aber auch Rentenfonds, die sich auf Lokalwährungen konzentrieren. Nur zwei der größeren Schwellenländer-Kategorien sahen Zuflüsse: Rentenfonds, die sich auf Hartwährungen beschränken, sowie Aktienfonds Asien ex Japan.

Tabelle: Die Morningstar Kategorien mit den höchsten Abflüssen (ex Geldmarkt)

Die erfolgreichsten Fondsgesellschaften wurden von Eurizon Capital angeführt. Mit Zuflüssen von 3,44 Milliarden profitierte der Asset Manager der italienischen Bank Intesa Sanpaolo vor allem von hohen Zuflüssen in Mischfonds mit fixen Laufzeiten. Diese Produkte gewinnen im Vertrieb europaweit  an Bedeutung. Sie weisen in mehrfacher Hinsicht Eigenschaften von Anleihen auf: Sie schütten Erträge aus und haben eine fixe Laufzeit. Wegen der hohen Kosten und der mangelnden Flexibilität – Anleger müssen bei vorzeitigem Verkauf eine Rückgabegebühr berappen – sehen wir diese Produktgattung eher kritisch. In Italien speisen sich die Zuflüsse offenbar in großem Stil aus Sparkonten risikoscheuer Anleger. Die inzwischen sinkenden Bonitäten auf der Bond-Seite sowie die teils substanziellen Aktienquoten lassen vermuten, dass viele italienische Anleger diese Produkte nicht richtig einschätzen – dafür sprechen auch die vorzeitigen Rückgaben.

Zu den März-Gewinnern zählt auch JPMorgan Asset Management. Das US-Haus verbuchte die zweithöchsten Mittelzuflüsse und profitierte dabei in erste Linie von den hohen Zuflüssen beim bereits erwähnten JPM Global Income profitierte. Der Kurzläufer-Rentenfonds JPM Managed Reserves, der JPM Europe Dynamic Fund sowie der JPMorgan Europe Strategic Dividend verbuchten ebenfalls hohe Zuflüsse.

Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen (ex Geldmarkt)

Die höchsten Abflüsse mussten Franklin Templeton, Aberdeen und PIMCO hinnehmen. Zählt man die beiden großen Bond-Fonds Templeton Global Bond und Templeton Global Total Return dazu, dann waren die Abflüsse bei Templeton vor allem auf Rückgaben von Schwellenländer-Investments zurückzuführen. Dies gilt auch für Aberdeen, wobei hier die Aktienseite im Vordergrund stand. Die höchsten Abflüsse musste der Aberdeen Global Indian Equity Fund, der gegen den allgemeinen freundlichen Trend bei Indien-Aktienfonds Nettomittelabflüsse von 537 Millionen Euro verzeichnete.

Bei PIMCO verstärkten sich die Abflüsse im März erneut. Nicht nur die Fonds des ehemaligen PIMCO-Gründers Bill Gross (PIMCO GIS Total Return Bond Fund und PIMCO GIS Unconstrained Bond) mussten bluten: Auch der PIMCO GIS Emerging Local Bond Fund sah hohe Abflüsse.

Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Rückgaben (ex Geldmarkt)

Zum Schluss ein Blick auf die größten Publikumsfonds in Europa. Im Vordergrund steht das Come-back des ausgewogenen Mischfonds Carmignac Patrimoine, der, angetrieben von einer sehr starken Outperformance in den vergangenen 6 Monaten, im ersten Quartal Zuflüsse von 1,43 Milliarden Euro verbuchen konnte. Allein im März beliefen sich die Nettoneugelder auf knapp 540 Millionen Euro.

Mit Ausnahme des Standard Life Investments Global Absolute Return Strategies und des M&G Optimal Income Fund waren die Vorzeichen mit Blick auf die Mittelflüsse bei den anderen großen Fonds negativ. Vor allem die Hohen Abflüsse aus dem Templeton Global Bond Fund und aus dem Templeton Global Total Return erreichten große Ausmaße. Hier dürften unverändert die Investments von Fondsmanager Michael Hasenstab in den Schwellenländern für Unbehagen sorgen -- die schwache Performance in den vergangenen Monaten dürfte nicht angetan sein, diese Sorgen zu zerstreuen.

Tabelle: Absatzbilanz der größten Publikumsfonds in Europa

Die vollständige Version des Morningstar Asset Flow Bericht (in englischer Sprache) findet sich hier.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich