Wie defensiv sind defensive Mischfonds wirklich?

Wie haben die Fonds der Kategorie ‚Mischfonds EUR defensiv – global‘ die Turbulenzen der letzten Monate überstanden und welche Fonds haben sich als besonders risikoreich oder risikoarm hervorgetan? Teil III unserer Serie zu defensiven Mischfonds.

Barbara Claus 01.07.2015
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Im dritten und letzten Teil unserer Mischfondsserie betrachten wir das Risiko der defensiven Mischfonds näher: Wie haben die Fonds der Kategorie ‚Mischfonds EUR defensiv – global‘ die Turbulenzen der letzten Monate überstanden und welche Fonds haben sich als besonders risikoreich oder risikoarm hervorgetan? Gab es den erwarteten Zusammenhang zwischen dem eingegangenen Risiko und der Performance der letzten Jahre? Hier gelangen Sie zum ersten und hier zum zweiten Teil.

Noch im Plus: Wertentwicklung der größten Fonds in den letzten 12 Monaten

Die Tabelle zeigt, dass die durchschnittliche monatliche Wertentwicklung der defensiven Mischfonds mit 0,54% zwar noch leicht im Plus liegt, doch war die Performance in 4 von 12 Monaten negativ. So  verzeichneten die größten global investierenden defensiven Mischfonds alle, mit Ausnahme der EUR-gehedgten Tranche des Schroder ISF global Multi Asset Income, auf 12-Monatssicht eine positive Rendite. Auch wenn der Anlageschwerpunkt der Kategorie auf Euro lautet, hatte dieser Fonds in den letzten 12 Monaten einen strategischen Nachteil aufgrund der Währungsabsicherung. Interessant zu beobachten ist zudem, dass der Fonds Ethna-Defensiv  im letzten Jahr deutlich mehr negative Monate mit insgesamt höheren Verlusten zu verzeichnen hatte als der aktienlastigere Ethna-AKTIV.

Tabelle: Wertentwicklung der größten defensiven Mischfonds in den letzten 12 Monaten

Wertentwicklung Defensive Mischfonds
 Wertentwicklung Defensive Mischfonds (II)

Quelle: Morningstar Direct, globale, def. Mischfonds mit Volumina > 1 Mrd. EUR

Grafik: Performance einzelner Indizes in den letzten 12 Monaten

Performance ausgewaehlte Mischfonds
 
Quelle: Morningstar Direct

Ein Blick auf repräsentative Indizes zeigt: Die Monate September und Oktober 2014 sowie April und Mai 2015 zeigten Einbußen auf der Aktien- oder Rentenseite. Im Mai 2015 kam es auf beiden Seiten zu Verlusten. Dabei gilt auf der Rentenseite generell: Je länger die Restlaufzeit, desto größer fällt die Kursbewegung aus: Während sich der REXP Index (Restlaufzeit 1-10 Jahre) insgesamt noch recht gut hielt, wies der Index EB.REXX Government Germany 10,5 (Restlaufzeit 10,5 Jahre) v.a. im Mai einen starken Kurseinbruch auf.

Bei der Entwicklung der High-Yield-Anleihen, die in den letzten Monaten verstärkt von Fondsmanagern auf der Rentenseite als Performancebringer eingesetzt wurden, wird die Korrelation zum Aktienmarkt deutlich. Dies zeigt wieder einmal die Grenzen der klassischen Zuordnungssystematik der Mischfonds in Risikoklassen anhand ihres Aktienexposures auf: Durations- und Kreditrisiken auf der Rentenseite stellen keinesfalls zu vernachlässigende Risikofaktoren für Anleger dar.

Insgesamt lässt sich aber festhalten, dass sich die Verluste bei defensiven Mischfonds bislang in Grenzen hielten, was sich am durchschnittlichen maximalen Monatsverlust in den letzten 12 Monaten von 0,47% sowie den geringen durchschnittlichen Verlusten auf Monatsbasis zeigte. Manche Fonds kamen dabei aber stärker unter die Räder als andere:

Die defensiven Mischfonds mit den größten Performanceeinbrüchen in den letzten 12 Monaten

Dazu gehören der UBS Vermögensstrategie I und der SEB Optimix, die auch auf Fünfjahressicht noch deutlich im Minus liegen. Beruhigend ist hingegen, dass sich im Ranking der 15 Fonds mit den höchsten Verlusten mit Ausnahme der EUR-gehedgten Variante des Schroder ISF Global Multi Asset und dem UniRak Konservativ kaum Fondsschwergewichte befinden, die im Fokus der Anleger stehen.

Tabelle: Die 15 defensiven globalen Mischfonds mit den höchsten Monatsverlusten

Hoechster Monatsverlust
Quelle: Morningstar Direct, Fondsvolumen >10 Mio. EUR

Es fällt auf, dass die meisten der untersuchten Fonds nicht nur hohe kurzfristige Verluste,  sondern auch eine deutlich über der Norm liegende Volatilität (gemessen an der Standardabweichung) aufweisen. Zu beachten ist allerdings, dass sich auch, zumindest was ihre historische Volatilität angeht, unverdächtige Kandidaten wie der SEB Optimix unter den Fonds mit den schlechtesten Monatsperformances finden.
Wie sieht es dagegen im umgekehrten Fall aus?

Tabelle: Die 20 defensiven globalen Mischfonds mit den geringsten Monatsverlusten

geringste Monatsverluste
Quelle: Morningstar Direct, Fondsvolumen >10 Mio. EUR

Die Tabelle zeigt die 20 defensiven Mischfonds, die in den letzten 12 Monaten am wenigsten auf Monatsbasis verloren haben. Darunter befinden sich einige bekannte Namen wie der Ethna-AKTIV oder der FvS Sicav Defensiv, die von unseren Analysten mit den Morningstar Analyst Ratings ‚Neutral‘ bzw. ‚Bronze‘ ausgezeichnet wurden, sowie eine Vielzahl kleinerer Produkte, was in etwa auch die Verteilung der Fondsvolumina innerhalb der Kategorie widerspiegelt. Zwar blieben diese Fonds nicht von zeitweisen Verlusten verschont, doch fielen diese moderat aus. Die Performance der Top 20 Fonds mit den geringsten Verlusten in den letzten 12 Monaten kann sich mit 2,74% zwar durchaus sehen lassen, liegt aber leicht hinter der Kategorie, die im selben Zeitraum auf 2,88% kam.

Tabelle: Wertentwicklung und Risiko der Top 20 Fonds mit den geringsten Monatsverlusten

Rendite-Risiko Top20 defensive Mischfonds
Quelle: Morningstar Direct, Fondsvolumen >10 Mio. EUR

Gute Langfristergebnisse erfordern nicht zwangsläufig mehr Risiko

Die obige Tabelle fördert zutage: Die Fonds mit den geringsten Verlusten auf Monatsbasis haben langfristig deutlich besser als der Durchschnitt der Kategorie ‚Mischfonds EUR Defensiv – Global‘ abgeschnitten. In Summe fiel ihre Volatilität über alle Betrachtungszeiträume hinweg unterdurchschnittlich aus. Gleichzeitig lag die Performance der Fonds über drei und fünf Jahre über dem Kategoriedurchschnitt, auch wenn die Fonds auf 12-Monatssicht mit 7,07% leicht hinter der Kategorie mit 7,63% zurückblieben. Das spiegelt sich auch im Morningstar Rating wider.

Ein risikoarmer Mischfonds ist per se kein Performancegarant

Die Ergebnisse stimmen optimistisch, weil sie zeigen, dass risikoärmere defensive Mischfonds bislang nicht zwangsläufig schwächere Ergebnisse brachten als risikoreichere. Anleger sollten aber nicht den Fehler machen, bei der Fondsauswahl ausschließlich auf die historische Standardabweichung oder die maximalen Verluste zu achten. Die Tabelle zeigt auch, dass sich in den Top 20 der risikoärmeren Fonds fast ebenso viele unter- wie überdurchschnittliche Fonds befinden und dass sich die Mehrzahl der untersuchten Fonds im Mittelfeld bewegt. Die Betrachtung der Risiko- und Renditekennzahlen kann eine eingehende qualitative Beurteilung nicht ersetzen.



Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.