Stärkere Nachfrage nach Bonds treibt ETF-Zuflüsse im Oktober

Risikofreudige Investoren kaufen ebenfalls Aktien- und Rohstoff-Indexprodukte auf breiter Front. Nachfrage in Europa nach Strategic Beta ETFs bleibt indes eher verhalten. Der Morningstar ETF-Absatzbericht.

Ali Masarwah 13.11.2015
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Investoren in börsennotierten Indexfonds haben im Oktober in nahezu perfekter Weise mit ihrem Kapitalmarktumfeld harmoniert. Im Zuge der steigenden Aktienmärkte und freundlicher Bond-Märkte kannten die Mittelflüsse bei ETFs nur eine Richtung: Es wurde in großem Stil investiert. Wie aus unserer monatlichen Absatzschätzung für ETFs hervorgeht, wurden im vergangenen Monat netto 3,26 Milliarden Euro in Aktien-ETFs investiert, mehr als dreimal so viel wie im Vormonat.

Noch deutlicher war indes der Run auf Bond-ETFs, die 3,77 Milliarden Euro einsammelten, das höchste Niveau in einem Monat seit April dieses Jahres. Selbst Rohstoff-Indexprodukte sahen mit 430 Millionen Euro positive Zuflüsse im abgelaufenen Monat.   

Lediglich alternative ETFs mussten mit gut 700 Millionen Euro an Abflüssen eine negative Absatzbilanz verkraften; dies ging allerdings nicht auf einen Abverkauf von Hedgefonds-Replizierern zurück, sondern auf Abflüsse aus Hebelprodukten.

Schwellenländer-ETFs wie auch EUR-Staatsanleihen gefragt

Auf Ebene der Fondskategorien zeigt ein Blick auf die Gewinner, dass die Nachfrage quer durch alle Asset Klassen ging: Schwellenländer-Aktien-ETFs verbuchten mit einem Absatz von knapp einer Milliarde Euro die höchsten Zuflüsse, gefolgt von EUR-Staatsanleihe-ETFs (750 Millionen Euro), Europa-Standardwerte-Aktien (670 Millionen Euro), ETFs für globale Standardwerte (560 Millionen Euro) sowie US-Dollar ETFs für Unternehmensanleihen. 

Auf der Verliererseits standen Inverse- bzw. gehebelte Aktien-ETFs, die Abflüsse in Höhe von 640 Millionen Euro hinnehmen mussten. Mit Ausnahme des Lyxor ETF Daily Leverage CAC 40 waren die am stärksten verkauften Hebel-ETFs Short-Produkte. Deutlich geringere Abflüsse verbuchten ETFs für USA Standardwerte Blend, die 140 Millionen Euro an Abflüssen sahen sowie inverse bzw. gehebelte Bond-ETFs (-130 Millionen Euro) und Taiwan- sowie USA-Small-Cap-ETFs  (je minus 120 Millionen Euro).

Think ETFs mit hohen Abflüssen im Oktober 

Die höchsten Zuflüsse auf ETF-Ebene verbuchte der iShares Core Euro STOXX 50 mit 480 Millionen Euro, gefolgt vom UBS MSCI Emerging Markets (410 Millionen Euro) und iShares Emerging Markets Local Government Bond (380 Millionen Euro). Die höchsten Abflüsse musste der Think iBoxx Government Bond hinnehmen, der 330 Millionen Euro an Abflüssen verkraften musste, mehr als die Hälfte seiner Assets per Vormonatsultimo. Auch der iShares Euro STOXX 50 (Dist) zählte mit Abgängen von gut 300 Millionen Euro zu den Verlierern. Anleger zogen 260 Millionen Euro aus dem UBS ETF MSCI EMU ab. 

Auf Ebene der ETF-Anbieter lag Marktführer iShares weit vorne mit Zuflüssen von 4,34 Milliarden Euro, gefolgt mit gebührendem Abstand von db X-trackers (650 Millionen Euro) und Deka ETF (360 Millionen Euro). Think ETF verlor indes am meisten mit Abgängen in Höhe von 570 Millionen Euro. Swisscanto und Invesco kamen mit Abflüssen von jeweils unter 50 Millionen Euro weitaus glimpflicher weg. 

Ein letzter Blick auf den Bereich Strategic Beta. Die alternativen Indexprodukte, die sich in den vergangenen Jahren zu einem veritablen Marketing-Thema entwickelt haben, verzeichneten im Oktober Nettozuflüsse von 560 Millionen Euro, wobei der Löwenanteil Rendite-orientierte Strategien ansteuerte, die Zuflüsse von 350 Millionen Euro verbuchten. Hingegen sammelten herkömmliche ETFs, die den gesetzen der Markt- bzw. Schuldenkapitalisierung folgen, im vergangenen Monat 6,1 Milliarden Euro ein. Damit verharrt der Anteil von Strategic Beta ETFs am gesamten europäischen ETF-Markt bei 6,4% per Ende Oktober.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich