Bewertungen in Europa inzwischen nicht mehr günstig

Kleinstkapitalisierte Substanzwerte weisen den höchsten Abschlag zu ihrem fairen Wert auf. Eine Übersicht über die Morningstar Aktien Style Box nach Bewertungen.

Fernando Luque 04.12.2015
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Werfen wir nun, nachdem wir uns die europäische Aktienperformance nach unserer Style Box angeschaut haben (lesen Sie hier weiter), einen Blick auf die Bewertung der einzelnen Bestandteile unserer Neun-Felder-Matrix. Nach der Sommerkorrektur waren per Ende September waren nahezu alle europäischen Aktienmarktsegmente günstig bewertet. Das Bild hat sich bis Ende November gründlich verändert. Nur im Value-Bereich finden sich halbwegs signifikante Abschläge auf die von unseren Aktienanalysten kalkulierten fairen Werte.

Ende November wiesen alle Growth-Segmente ein Kurs/Fair Value Verhältnis (K/FVV) von über 1,0 auf und waren damit (leicht) überbewertet. Alle anderen Segmente notierten knapp unter dem fairen Wert von 1,0 (lesen Sie hier mehr zu unserer Aktienbewertungs-Methodologie). 

Wie die untere Grafik zeigt, waren per Ende November Mid Cap Growth Aktien mit einem K/FVV von 1,08 am höchsten bewertet, gefolgt von Large-Cap Growth (1,07) und Small Cap Growth (1,03). Auch Mid Cap Blend Aktien notierten im Schnitt etwas über ihrem fairen Wert. 

Die günstigsten Kaufgelegenheiten bieten sich nach wie vor bei Value-Aktien. Das ist angesichts der langjährigen Outperformance von Growth nicht verwunderlich. 

Grafik: Die aktuellen Aktien-Bewertungen in Europa 

Kommen wir zum Schluss zum Überblick über die großen Sektoren. Wie die untere Tabelle zeigt, schoben sich Industrietitel und Technologie-Aktien mit einem Plus von jeweils 5,5 Prozent weit nach vorn. Beim Industriesektor profiterten vor allem Aktien aus den Aerospace- und Rüstungssektoren, wobei vor allem BAE Systems und Airbus zulegen konnten. Technologieaktien erwiesen sich einmal mehr als ein starkes Zugpferd des europäischen Markts --- hier ragte die deutsche Infineon mit einem Plus von 25 Prozent im November hervor. Kein Wunder, dass der Technologiesektor inzwischen mit einem K/FVV von 1,10 unter allen Sektoren am teuersten ist.

Am schwächsten performten im Oktober europäische Versorger und Immobilienunternehmen, die 0,4 bzw. 1,3 Prozent einbüßten. Bei Versorgern stachen die deutschen Konzerne E.On und RWE hervor, die um 6,3 bzw. 13,9 Prozent einbrachen (Letztere Aktie konnte am 1. Dezember mit einem Plus von gut 17 Prozent nach Ankündigung der Aufspaltung des Konzerns einiges wieder gut machen.)

Auf der Bewertungsseite zeigt sich in der rechten Spalte der unteren Tabelle, dass neben den Technologieaktien Telekoms und defensive Konsumaktien die höchsten Bewertungen aufweisen. Günstig bewertet sind vor allem Finanzdienstleister mit einem K/FVV von 0,9, gefolgt von Immobilienunternehmen (K/FVV: 0,97) und – gerade noch mit einem K/FVV von unter 1,0 --- Versorger. 

Tabelle: Bewertung und Performance der großen europäischen Aktiensektoren 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Fernando Luque

Fernando Luque  ist Chefredakteur morningstar.es, Morningstar Spanien