Ein Überblick über die größten Strategic Beta ETFs (und was uns das über den Markt sagt)

Im letzten Teil unserer Serie nehmen wir uns nun die großen Produkte vor, die viel über die Erfahrung von Investoren mit den alternativen Indexprodukten aussagt.

Ali Masarwah 18.12.2015
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Wir haben uns in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Thema Strategic Beta ETFs auseinandergesetzt. Im ersten Teil unserer Serie haben wir einige Vermutungen über die Gründe für die Hype um Strategic Beta angestellt (lesen Sie hier mehr), im zweiten Artikel haben wir einen Blick auf das verwaltete Vermögen und die Wachstumsraten dieser Produktgruppe in Europa geworfen und dabei festgestellt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen (lesen Sie hier mehr). Im dritten Teil haben wir mit Hilfe des Morningstar Sterne Ratings ein vorsichtiges Zwischenfazit über den Erfolg bzw. Misserfolg dieser Produktgruppe als Ganzes gezogen und dabei festgestellt, dass risikoorientierte Produkte in Europa eine bessere Figur abgeben als Rendite-orientierte Produkte (lesen Sie hier mehr).

Zum Abschluss unserer Serie wollen wir nun einen Blick auf die großen Produkte am Markt werfen. Der Grund ist recht einfach: Zwar ist es für Anleger interessant zu erfahren, dass Dividendenfonds in toto eine gemischte Erfolgsbilanz zeigen und Minimum Volatility ETFs sich dagegen tendenziell durch ein besseres Rendite-Risiko-Profil auszeichnen. Wegen der Heterogenität der rund 200 Produkte am Markt wollten wir Lesern allerdings ein etwas konkreteres Bild der Landschaft von Strategic Beta ETFs zeichnen. Dies können wir recht gut anhand eines Überblicks über die größten 20 Produkte am Markt. Schließlich stecken in ihnen rund 60% der europaweit in Strategic Beta ETFs investierten Gelder.

Die untere Tabelle ist nach dem verwalteten Vermögen per Ende Oktober sortiert. In der linken Spalte findet sich der Name des ETFs, rechts daneben das Auflagedatum. In der mittleren Spalte findet sich die Strategic Beta-Kategorie. Weiter rechts sehen Sie die jeweilige Morningstar Kategorie, in die wir das Produkt einsortiert haben. In der Spalte rechts außen ist das in dem ETF investierte Vermögen notiert.

 

Tabelle: Die größten 20 Strategic Beta ETFs in Europa

 Groesse Strategic Beta ETFs

Aus der oberen Liste stechen etliche Merkmale hervor. Zum einen spiegeln die Top 20 Strategic Beta ETFs den Markt als solches wider: Es dominieren die renditeorientierten Strategic ETFs, die Dividendenstrategien verfolgen. Auf der Risikoseite finden sich Minimum-Variance-Produkte. Zum anderen verfolgen diese Produkte höchst unterschiedliche Strategien, die teilweise sehr spezielle Nischen abdecken. Unter ihnen befinden sich der iShares Developed Markets Property, iShares European Property Yield und iShares UK Dividend ETFs. Diese Produkte, die knapp 5,5 Milliarden Euro auf die Waage bringen, dürften vor allem für Anleger aus Großbritannien geeignet sein, bei denen regelmäßige Erträge seit jeher hoch im Kurs stehen. Im deutschsprachigen Raum dürften sich solche Produkte indes nur selten in Anlegerportfolios wiederfinden.

Das Bild eines sehr heterogenen Markts wird verstärkt, wenn man sich die höchst unterschiedlichen Ansätze der Dividendenstrategien etwas näher im Detail anschaut. Bei den allermeisten Produkten sind die Dividendenrenditen das Konstruktionsprinzip dieser ETFs. Die Aktien werden anhand der höchsten Ausschüttungsquoten gewichtet. So der Fall bei der Select Dividend Indexserie von STOXX. Bei anderen Produkten fungieren die Dividendenrenditen dagegen nur als erster Filter, und das Portfolio wird dann nach der Marktkapitalisierung gewichtet. So etwa beim deutschen Index DivDAX. Zu unterscheiden ist auch zwischen Dividendenstrategien, bei denen die tatsächlich gezahlten Dividenden im Fokus stehen (wiederum ETFs auf die Select Dividend Indizes von STOXX) und solchen, bei denen die prognostizierten Ausschüttungen als Gewichtungskriterium festgelegt sind, so der Fall bei den drei oben genannten Immobilien- und UK-ETFs von iShares, die FTSE-Indizes abbilden. Dividenden-Index ist also nicht gleich Dividenden-Index: Anleger müssen bei Strategic Beta ETFs etliche Parameter beachten.

Kommen wir zuletzt auf die Erfahrungen zu sprechen, die Anleger mit diesen Produkten gemacht haben. Wir haben aus der Liste der größten 20 Strategic ETFs zunächst die rendite-orientierten Produkte ermittelt. Im nächsten Schritt haben wir nachgesehen, wie sich diese Produkte relativ zu vergleichbaren marktkapitalisierungsgewichteten Indizes geschlagen haben. Hier haben wir uns auf die jeweiligen Morningstar Kategorie-Indizes konzentriert. Dabei haben wir die Über- oder Minder-Renditen ermittelt, und zwar für die vergangenen 12, 36 und 60 Monate (letztere kumuliert). Das Sortierkriterium der unteren Tabelle ist der Excess Return der vergangenen 60 Monate.

 

Tabelle: Licht und Schatten bei renditeorientierten ETFs

 Renditeorientierte ETFs

 

Wie die obere Übersicht zeigt, hat der iShares UK Dividend, ein Dividenden-ETF für britische Standardwerte, in den vergangenen fünf Jahren die höchste Überrendite gegenüber dem FTSE All Share Total Return erwirtschaftet. Dieser ETF dürfte sich vorwiegend in den Portfolios britischer Anleger finden. Deutlich bescheidener war der Excess Return der vergangenen fünf Jahre beim zweitplatzierten iShares Developed Markets Property Yield. Er lag kumuliert nur 4,25 Punkte vor dem marktkapitalisierungsgewichteten Kategorie-Index FTSE EPRA/NAPREIT Global TR. Hiernach wird die Performance-Bilanz der ETFs in der Liste negativ. Kein anderer ETF konnte gegenüber einem adäquaten marktkapitalisierungsgewichteten Index einen Mehrwert erzielen. Am Ende des Rankings finden sich ETFs, die einen europäischen Reits-Index sowie drei ETFs auf globle und Euroland-Select Dividend Indizes von STOXX abbilden. Wer per Ende November 2010 auf den iShares European Property Yield ETF setzte, musste fünf Jahre später eine Underperformance von kumuliert gut 41 Punkten gegenüber dem Morningstar Kategorie-Index zur Kenntnis nehmen. Zur Erinnerung: Rendite-orientierte Strategic Beta ETFs sollten nach unserem Verständnis ein besseres Renditeprofil aufweisen als herkömmliche Indizes. Nach diesem Maßstab fällt das Ergebnis durchwachsen aus.

Zu guter letzt haben wir uns die größten risikoorientierten Produkte näher angesehen. Da es sich um ETFs handelt, deren Ziel es ist, ein günstigeres Risikoprofil zu zeigen als herkömmliche Indizes, haben wir für uns bei diesen Produkten nicht auf die Überrendite konzentriert, sondern auf den maximalen Verlust. Wie gut haben diese Produkte die Verluste begrenzt? Da das Jahr 2015 reichlich Volatilität mit sich brachte, haben wir die maximalen Verluste innerhalb der ersten zehn Monate in den Fokus gerückt. Zur besseren Einordnung haben wir die Kategorie Indizes ebenfalls aufgeführt. Abgerundet wird die Tabelle unten von der annualisierten Dreijahresperformance und der Rendite des laufenden Jahres.

 

Tabelle: Risiko-orientierte Produkte: Geringe Historie, ermutigender Anfang

Risikoorientierte Smart Beta ETFs

Die Tabelle zeigt, dass die risikoorientierten Produkte eine nur geringe Performance-Historie aufweisen. Von den fünf Produkten, die es in die Liste der größten 20 Strategic Beta ETFs geschafft haben, sind nur zwei älter als drei Jahre. Insofern kann es sich hier nur um eine sehr rudimentäre Zwischenbilanz handeln. Sie fällt für dieses Jahr überwiegend positiv aus. Von allen fünf Produkten wies nur der Ossiam US Minimum Variance ETF eine --- allerdings sehr deutlich --- schwächere Bilanz aus als sein marktkapitalisierungsgewichteter Vergleichsindex. Die anderen globalen, amerikanischen und europäischen Minimum Volatility- und Mininmum Variance ETFs begrenzten die Verluste besser als der jeweilige Kategorie-Index. Wenig überrascht, dass die Performance ebenfalls besser ausfiel. Merke: Fonds, die unterdurchschnittlich in der Baisse verlieren, haben weniger aufzuholen! Da es sich hier allerdings, wie oben erwähnt, nur um eine sehr kurze Betrachtungsperiode handelt, sollte dieser ermutigende Anfang nicht überbewertet werden.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich