Aktive Aktienfonds 2015: Wie die relativen Renditen verteilt waren

Teil 2 unserer Übersicht zu den Outperformern im Jahr 2015. Wir bilden Performance-Kohorten, um die Qualität der Outperformance aktiver Aktienfonds zu bestimmen. Stärkere Outperformance mit Value-Aktien, amerikanische Standardwerte bleiben indes ein schwieriges Pflaster.

Michael Haker 22.02.2016
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Dass einzelne Fonds ihren Index über eine gewisse Zeit übertreffen, ist das Eine. Das Andere ist, wie ausgeprägt diese Outperformance innerhalb einer großen Gruppe an ähnlichen Fonds ausgefallen ist und wie sich die Überrenditen verteilen. Vor kurzem berichteten wir, dass es im Jahr 2015 einer Vielzahl an Fondsmanagern gelang, ihren Morningstar Kategorie-Index zu übertreffen. In manchen Kategorien haben sie jedoch an den Misserfolg des vorletzten Jahres angeknüpft. Lesen Sie hier mehr: Outperformance 2015: Das Jahr der aktiven Fondsmanager.

Im zweiten Teil unserer Untersuchung zu aktiv verwalteten Aktienfonds widmen wir uns dem Thema Outperformance noch differenzierter. Wir haben die nach verwaltetem Vermögen wichtigsten Aktienfondskategorien für europäische Anleger in Performance-Kohorten sortiert. Das schafft eine bessere Übersicht und vermittelt zugleich ein qualitativeres Bild vom Management-Erfolg in den jeweiligen Morningstar Kategorien. Hat das Gros der erfolgreichen Fonds die Benchmark nur um Basispünktchen übertroffen, oder ist die Outperformance doch signifikanter ausgefallen? Wie ausgeprägt war der Grad der Underperformance bei den vielen Fonds, die - ungeachtet der besseren Bilanz aktiver Manager 2015 - ihre Benchmark nicht übertroffen haben? Wir sind wie folgt vorgegangen: Wir haben das identische Sample verwendet wie im ersten Teil unserer Serie. Dabei haben wir in den Großgruppen und Kategorien folgende Kluster gebildet: Die Aufteilung erfolgte in Drei-Prozentpunkt-Schritten. Dabei markiert das untere Ende eine Underperformance von 12 Punkten und mehr gegenüber dem Kategorie-Index und reicht bis hin zur Outperformance von 12 Punkten und mehr.

Outperformance 2015: Performance-Gruppen bei Standardwerten

Ein erster Blick auf die Standardwerte-Großgruppen zeigt, dass es einen deutlichen Unterschied in der Performance-Verteilung zwischen weltweit investierenden Fonds sowie Europa-Standardwerten und Schwellenländer-Produkten gibt.

Grafik: Performance-Kohorten bei Standardwerten Global, Europa und Schwellenländern

 Outperformance nach Kontinenten

Innerhalb der größten Gruppe – Aktienfonds weltweit – hat sich der Großteil der Fonds im vergangenen Jahr schlechter entwickelt als die Kategorie-Indizes. Insgesamt 1.233 Produkte liegen hinter dem MSCI World oder einem der beiden Subindizes Value bzw. Growth. Die Verteilung der Out- oder Underperformance bei globalen Aktienfonds gleicht nahezu einer Glockenkurve, die jedoch leicht nach links in das negative Performance-Terrain versetzt ist. Tatsächlich bewegte sich die relative Rendite der meisten Produkte gegenüber den Indizes – insgesamt 590 Fonds – zwischen -3% und kleiner als 0%. 334 Produkte lieferten sogar eine Underperformance von 3 bis 6 Prozentpunkte. Die Anzahl der Fonds, die ihren Kategorieindex hingegen zwischen 3 und 6 Punkten outperformten,  ist indes deutlich kleiner (155).

Ein Blick auf die Morningstar Kategorien verschafft mehr Klarheit. Kommen wir zu weltweit investierenden Fonds, die stilagnostisch (Blend) sind. Hier schafften es immerhin 31% der 413 von uns betrachteten Fonds im Jahr 2015 den MSCI World zu schlagen. Insgesamt 50 weltweite Aktienfonds (Blend), also 7% aus unserer Untersuchung, lieferten eine Wertentwicklung, die 3 Punkte und mehr über der des MSCI World liegt.

Einen deutlichen Unterschied zeigen die Performance-Kohorten bei Value und Growth-Investments. Von 210 globalen Fonds für Wachstumswerte, ließen nur 21% den MSCI World Growth hinter sich. Schlechter als der Vergleichsindex entwickelten sich hingegen 165 Fonds, auch hier sind die meisten in der Performance-Kohorte 0%-3% Underperformance (55 Fonds) verortet. In der Performance-Kohorte 3%-6% Underperformance befinden sich 47 Fonds.

Im Value-Segment ist das Bild hingegen freundlicher. Von insgesamt 198 Produkten entwickelten sich 63 um mindestens 3 Prozentpunkte besser als der MSCI World Value, wobei insgesamt 56,6% besser performten als der Index. Bei globalen Dividendenfonds schafften es letztes Jahr immerhin 50%, den MSCI World High Dividend Yield zu übertreffen.

Grafik: Verteilung der Performance-Kohorten Value und Growth

 outperformance 2015 Value vs. Growth

Bei europäischen Standardwerten (in den oberen Grafiken in Gelb dargestellt) lief es insgesamt erfolgreicher. Von 1.319 Fonds ließen 913 nach Kosten die Kategorie-Benchmark MSCI Europe hinter sich. Das Gros - 375 Fonds - ist in der Performance-Kohorte, welche die Benchmark um 0 bis 3 Punkte übertroffen hat. Bei einem Blick auf die Morningstar-Kategorien zeigt sich ein ähnlicher Trend wie bei den global investierenden Fonds. Insgesamt waren mehr als die Hälfte der aktiven Fonds aus den drei wichtigsten Europa-Standardwertekategorien besser als der Index. Die meisten Outperformer finden wir im Value-Segment, wo 89,8% den MSCI Europe Value hinter sich ließen. Bei aktiven Aktienfonds mit Growth-Fokus (51,5% Outperformer) oder Blend (73,5% Outperformer) lief es nicht ganz so gut, die Outperformer-Quote ist dennoch respektabel. Von 73 Europa-Dividendenfonds liefen immerhin 60% besser als der Kategorieindex MSCI Europe High Dividend Yield.

Ebenfalls unter den Europa-Fonds sind Produkte aus den Morningstar Kategorien Standardwerte Eurozone und Aktien Europa ohne Großbritannien Standardwerte. Bei der zuletzt genannten Kategorie liefen von 129 Fonds in unserer Auswertung knapp über 80% besser als der MSCI Europe ex UK. Im Durchschnitt hatten sie Schweizer Aktien um rund 5% untergewichtet; auch französische und deutsche Aktien wurden untergewichtet zu Gunsten von Aktien aus Skandinavien. Bei reinen Euroland-Fonds (414 Stück) entwickelten sich 58% besser als der MSCI EMU. Hier waren beispielsweise Energiewerte in den Portfolios im Durchschnitt gegenüber dem MSCI-Vergleichsindex untergewichtet.

Im Bereich der Schwellenländer-Fonds ist unser Maßstab der MSCI Emerging Markets. Von 506 entwickelten sich für Euro-Anleger knapp 57% im vergangenen Jahr besser als der Vergleichsindex. Wie sich aus der obersten Grafik ergibt, sind von der Anzahl her mehr Fonds im positiven, als im negativen Terrain vertreten. Von 287 Fonds, die den MSCI-Index outperformten, liegen 131 Fonds in der 0%-3%-Performance-Kohorte, 87 Fonds sind in der 3-6 Prozentpunkte Outperformance-Kohorte.

Effiziente Märkte machen es Fondsmanagern schwerer

Blicken wir nun auf drei einzelne Länder: USA, Großbritannien und Japan. Fonds, die in diesen drei Regionen investieren, halten insgesamt ein Vermögen von über 570 Milliarden Euro. Sie sind somit die Länder, in denen nach investiertem Vermögen mit das größte Vermögen steckt. Alleine in US-Standardwerte-Fonds lag per Ende Dezember 2015 ein Vermögen von rund 240 Milliarden Euro.

Ein Großteil der aktiven Fonds brachte für Euroanleger allerdings, ähnlich wie bei weltweit anlegenden Aktienfonds, keinen Mehrwert im Vergleich mit der entsprechenden Benchmark. Die Grafik unten zeigt bereits, wie schwer es gerade bei US-Standardwerten blend ist, den Vergleichsindex zu schlagen. Die dunkelrote Linie fällt ab der Performance-Kohorte 0%-3% Outperformance gegenüber dem Kategorieindex Russell 1000 steil ab. Rechts davon bleiben somit noch 15,9% von insgesamt 364 Fonds der Kategorie US-Standardwerten Blend, die sich besser als der Index entwickelten. Alleine 217 Produkte sind in den Performance-Kohorten, die den Index 0-3% oder 3-6% underperformten. Das Gesamtergebnis knüpft an das Jahr 2014 an, als viele Fondsmanager ebenfalls Probleme hatten, die Benchmark (oft auch der S&P 500) zu schlagen.

Am häufigsten schafften es Fonds der Kategorie Aktien USA Standardwerte Value (44,4%), den Vergleichsindex Russell 1000 Value zu übertreffen. Das sind insgesamt 36 Fonds, in die Anleger in Europa investieren können. Von den 27 US-Growth-Fonds lagen letztes Jahr nur 23,5% besser als der entsprechende Russell-Index. Insgesamt flossen die Performance-Zahlen von 560 US Blue-Chip-Fonds in unsere Auswertung ein.

Grafik: Performance-Kohorten USA, Großbritannien und Japan

 Outperformance US UK Japan

Weit besser lief es für Euro-Anleger bei Standardwerten aus Großbritannien. Wie die obere Grafik verdeutlicht, ist die Verteilungskurve der Performance-Kohorten etwas weiter nach rechts versetzt: Hier haben also mehr als die Hälfte der Fonds unserer Untersuchung eine bessere Wertentwicklung für Euro-Anleger gebracht als die jeweiligen Indizes. Getreu dem bereits bekannten Muster ist die Erfolgsquote, den Index zu übertreffen, bei Value-Fonds am höchsten (11 von 12 Fonds liefen besser als der MSCI UK Value). Gerade der Value-Index hat einen hohen Anteil an gebeutelten Energiewerten. Fondsmanager, die sich bereits Ende 2014 entsprechend positionierten und Energiewerte untergewichteten, hatten hier also ein leichtes Spiel, eine bessere Wertentwicklung zu liefern als der MSCI UK Value. Die Bereiche Blend (68,8% von 154 Fonds sind Outperformer in 2015) und Growth (14,3% von 21 Fonds sind Outperformer) unter den UK-Standardwerten lieferten ein etwas schwereres Umfeld, die entsprechenden Indizes zu übertreffen.

Nebenwerte: höhere Outperformer-Quote

Werfen wir zuletzt einen Blick auf Fonds, die in kleinere Unternehmen investieren. Bei Nebenwerten waren gerade solche Fonds erfolgreich, die in kleinere Unternehmen aus Großbritannien investieren. Rund 72% der von uns betrachteten 169 Fonds liefen besser als der jeweilige FTSE-Index. Am erfolgreichsten lief es in der Morningstar Kategorie Aktien Großbritannien mittelgroß, in der 83,3% den FTSE 250 Ex Investment Trust TR outperformten.

Die meisten Europa-Nebenwerte-Fonds in unserer Untersuchung investieren jedoch in ganz Europa, inklusive der Schweiz und Großbritannien. Sie sind in der unteren Grafik dargestellt durch die gelbe Linie und es wird bereits auf den ersten Blick deutlich, dass es für diese Fonds 2015 recht ordentlich lief. Von 463 Fonds waren 315 besser als ihre Benchmarks. Insbesondere Produkte mit flexiblem Ansatz oder reine Mid-Cap-Fonds übertrafen innerhalb ihrer jeweiligen Kategorie mehrheitlich die Benchmark. Am ehesten war dies der Fall in der Morningstar Kategorie Aktien Europa Flex-Cap (68,4% von 154 Fonds), gefolgt von der Kategorie Aktien Europa mittelgroß (79,9% von 54 Fonds) und Aktien Euroland Flex-Cap (68,4% von 57 Fonds). Deutlich ins Hintertreffen gerieten jedoch Fonds in der Kategorie Aktien Europa ohne Großbritannien Nebenwerte. Hier liefen gerade mal 32% besser als der MSCI Europe ex UK Small Cap.

Grafik: Outperformer in Nebenwerte-Kategorien

 Outperformance 2015 Nebenwerte

Gemischt ist das Bild bei Investments auf der anderen Seite des Atlantiks. Aus den Kategorien Aktien USA mittelgroß und Aktien USA Nebenwerte – von ihnen sind insgesamt 151 Fonds in unserer Untersuchung vertreten – schafften es jeweils knapp die Hälfte (56,3% respektive 54,4%) den Vergleichsindex Russell Mid Cap beziehungsweise Russell 2000 zu übertreffen. Deutlich schlechter sieht es bei Aktien USA Flex-Cap aus: Den sehr breit gefassten Russell 3000 übertrafen vergangenes Jahr nur 22,6%. In dieser Morningstar Kategorie ist die Performance-Kohorte 3-6 Punkte Underperformance am größten (16 Fonds). Insgesamt liegen 38 von 62 flexiblen US-Aktienfonds um 3 Punkte oder mehr hinter dem Kategorieindex Russell 3000.

Globale Nebenwerte spielen mit insgesamt 40 Fonds in unserer Untersuchung eine kleine Rolle. Hier schafften es immerhin 25 Produkte, also 62,5%, den MSCI World Small Cap zu übertreffen.

Im dritten Teil unserer Untersuchung gehen wir auf die Fondsgesellschaften ein. Wir berichten nicht nur darüber, welche Fondsanbieter am häufigsten ihre Kategorie-Indizes schlagen konnten. Zusätzlich haben wir untersucht, in welchen Kategorien welche Fondsanbieter am erfolgreichsten die Benchmarks im vergangenen Jahr übertrafen.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.