Qualität oder Unternehmensrisiko: was ist eigentlich wichtiger?

Was ist im aktuell unsicheren Börsen- und Wirtschaftsumfeld eigentlich wichtiger? In Unternehmen von hoher Qualität oder mit einem niedrigen Risiko zu investieren? Hier kommt die von uns kalkulierte Sicherheitsmarge ins Spiel. Ein Überblick.

Fernando Luque 24.02.2016
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Wir bewerten die Qualität eines Unternehmens anhand des Wettbewerbsvorteils, ausgedrückt durch das Economic Moat-Rating (auch „Wirtschaftlicher Burggraben“). Unsere Aktienanalysten betrachten dabei, in wie weit ein Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen aus der identischen Branche hat und dadurch überdurchschnittliche Eigenkapitalrenditen erzielen kann. Ein Unternehmen mit einem „Wide Moat Rating“ ist in der Lage, aufgrund der Wettbewerbsvorteile seine zukünftigen Cashflows vor der Konkurrenz zu schützen. Es verfügt also über einen „breiten Burggraben“. Auf qualitativer Ebene haben wir fünf wesentliche Quellen für einen wirtschaftlichen Burggraben identifiziert:  Hohe Wechselkosten der Verbraucher, das Netzwerk des Unternehmens, Kostenvorteile, immaterielle Vermögenswerte, wie beispielsweise der Markenwert, und ein effizientes Marktverhalten. Dabei bewerten wir Unternehmen in unserem Moat-Rating entweder mit einem „breiten“, „engen“ oder „keinem“ Wettbewerbsvorteil. (lesen Sie hier mehr zu unseren Wide Moat Ratings).

Das Geschäftsrisiko schlägt sich in der Unsicherheit unserer Fair Value-Bewertung nieder. Zu dessen Einschätzung gelangen unsere Analysten, indem sie die Absehbarkeit der Umsatzzahlen, operativer und finanzieller Leverage sowie die Gefahr durch kritische Ereignisse bewerten. Auf Basis dieser Faktoren wird die Fair Value-Unsicherheit ermittelt und ausgedrückt durch das Rating „niedrig“, „mittel“, „hoch“, „sehr hoch“ oder „extrem hoch“.

Wir möchten uns nun einen Eindruck davon verschaffen, welche der beiden Faktoren für Aktien hierzulande wichtiger ist. Dazu haben wir das Marktkapitalisierungsgewichtete Kurs/Fair Value-Verhältnis (K/FVV) von rund 240 europäischen Aktien berechnet. Die Ergebnisse erscheinen in der unten abgebildeten Grafik. In der obersten Zeile ist das K/FVV europäischer Unternehmen nach den fünf Unsicherheits-Ratings abgebildet, am linken Rand erkennen sie das P/FVV nach dem Morningstar Moat Rating. Mittig ist das K/FVV aller 15 Kombinationen aus Wettbewerbsvorteil und Unsicherheit zu sehen.

Grafik: Preis zu Fair Value nach Unsicherheit und Wettbewerbsvorteil

Preis Fair Value nach Wettbewerbsvorteil

Auf den ersten Blick zeigt sich bereits, dass es keine gro­ßen Unterschiede im K/FVV auf Ebene der drei Moat-Ratings gibt. Wir können hingegen einen Zusammenhang zwischen der fairen Bewertung eines Unternehmens und dem Unsicherheitsfaktor erkennen: Mit zunehmender Unsicherheit nimmt der marktkapitalisierungsgewichtete Durchschnitt des berechneten K/FVV ab.

Wenn wir noch einen Schritt weiter gehen und die sehr hohe und extreme Unsicherheit bei der Fair Value-Schätzung ausklammern, dann erscheinen Aktien mit einem breitem Wettbewerbsvorteil und geringer Unsicherheit am attraktivsten; zumal der Abstand zu Unternehmen ohne Wettbewerbsvorteil (no Moat) und einer hohen Unsicherheit nicht signifikant erscheint (0,90 versus 0,88). Unternehmen mit einem Wide Moat Rating und niedriger Unsicherheit sind beispielsweise die Unternehmen Imperial Tobacco Group, Nestle, Novartis, Roche Holding und Unilever.

Grafik: Preis zu Fair Value von Unternehmen nach Unsicherheit und Wettbewerbsvorteil

Preis Fair Value nach Unternehmen

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Fernando Luque

Fernando Luque  ist Chefredakteur morningstar.es, Morningstar Spanien