Im Januar fallen auch Mischfonds um

Indexfonds kaufen auch im ersten Monat des Jahres aktiv verwalteten Fonds den Schneid ab. Langfristfonds müssen im Januar hohe Mittelabflüsse hinnehmen. Etliche erfolgverwöhnte Mischfonds leiden unter Geldentzug. Flaggschiffe von Flossbach von Storch, Nordea und JPMorgan stemmen sich gegen den Negativtrend.

Ali Masarwah 07.03.2016
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Wir haben bereits darüber berichtet, dass ETFs im Januar auch bei Risiko-Assets positive Mittelflüsse verbuchen konnten (lesen Sie mehr hier). Nunmehr liegen unsere Absatzschätzungen zu nichtbörsenotierten Fonds vor, und das Gesamtbild zeigt viel Kontinuität mit 2015. Während ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds 6,86 Milliarden Euro an Zuflüssen verbuchen konnten, mussten aktiv verwalteten Fonds hohe Abflüsse von netto 26,52 Milliarden Euro hinnehmen. Das waren die höchsten Abflüsse in einem Monat seit Juni 2013, als die US Notenbank mit der Ankündigung, das seinerzeitige Bond-Ankaufprogram herunterfahren zu wollen, einen veritablen Schreck („taper tantrum“) einjagte.

Zu den Details: Bereits seit der zweiten Jahreshälfte 2014 stimmen Anleger in aktiv verwalteten Aktienfonds mit den Füßen ab, derweil ETFs und nichtbörsennotierte Aktienindexfonds von Erfolg zu Erfolg eilen. Daran hat sich auch im Januar 2016 nichts geändert. Aktien-Indexfonds sammelten netto 3,57 Milliarden Euro ein, während aktiv verwaltete Aktienfonds 9,04 Milliarden Euro einbüßten.

Bond-Fonds stark verkauft wie im Sommer 2013 nicht mehr

 

Neu ist allerdings, dass sich dieser Indexierungstrend nunmehr auch auf andere Kapitalmarktbereiche ausdehnte: Aktiv verwaltete Anleihefonds mussten mit Abgängen von netto 16,98 Milliarden Euro europaweit die zweithöchsten Abflüsse in einem Monat seit besagtem Juni 2013 hinnehmen. Derweil verbuchen passive Bond-Produkte 1,89 Milliarden Euro an Zuflüssen.

Besonders eklatant war jedoch die Monatsbilanz bei Mischfonds, dem wichtigsten Wachstumsträger der aktiven Asset Management Branche. Im Januar zeigte sich, dass auch die schönste Serie reißen kann: Mischfonds mussten mit Abflüssen von 4,39 Milliarden Euro erstmals seit Oktober 2011 in einem Monatszeitraum eine negative Vertriebsbilanz verkraften. Ein tiefer Blick ins Datenarchiv zeigt, dass Mischfonds nur auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, im Oktober 2008, höhere Abflüsse (über 8,5 Milliarden Euro) hinnehmen mussten.

Anleger verkaufen vor allem defensive Mischfonds 

Anlässlich dieser bemerkenswerten Entwicklung blicken wir auf einige Details. Mit gewohnter Stärke zeigte sich im Januar nur die Gruppe der ausgewogenen, global anlegenden EUR Mischfonds, die Zuflüsse von knapp einer Milliarde Euro verbuchen konnten. Getragen wurde diese positive Entwicklung von drei Produkten: dem JPM Global Macro Opportunities Fund, der netto 644 Millionen Euro gewann, Nordea Stable Return Fund (409 Millionen Euro) und Carmignac Portfolio Patrimoine (158 Millionen Euro).

Flexible GBP Mischfonds, defensive USD Mischfonds und aggressive EUR Mischfonds hatten im Januar jeweils niedrige dreistellige Millionen EUR-Zuflüsse.

Die höchsten Abflüsse schlugen bei defensiven GBP Mischfonds zu Buche, die 1,25 Milliarden Euro verloren. Mit 1,13 Milliarden Euro hatte der M&G Optimal Income daran den höchsten Anteil. Flexible EUR Mischfonds (global) mussten mit einem Minus von 1,18 Milliarden Euro die zweithöchsten Abflüsse hinnehmen, wobei sich der FvS SICAV Multi Opportunities aus dem Hause Flossbach von Storch mit Zuflüssen von 325 Millionen Euro am erfolgreichsten gegen den Negativtrend stemmen konnte. Die höchsten Abflüsse sehen wir beim in Frankreich vertriebenen Natixis-Fonds Reamur Actions, der mit Abflüssen von knapp 1,26 Milliarden Euro regelrecht einbrach. Auch der flexible Mischfonds db PrivatMandat Comfort – Pro Global und der M&G Dynamic Allocation mussten mit 144 Millionen bzw. 80 Millionen Euro bei flexiblen Fonds Abflüsse hinnehmen.

Die Kategorie der erfolgsverwöhnten defensiven Mischfonds musste im Januar mit Abflüssen von 1,06 Millarden Euro kräftig Federn lassen. Die höchsten Abflüsse – 492 Millionen Euro - hatte der Ethna-Akiv, der in diesem Jahr besonders weit hinter Benchmark und Kategoriedurchschnitt liegt. Auch der Carmignac Capital Plus zählte mit Abflüssen von 100 Millionen Euro zu den prominenten Absatzverlierern im Januar. Negative Vorzeichen gab es auch beim erfolgverwöhnten ausgewogenen Mischfonds Allianz Income and Growth. Er zählte mit Abflüssen von 320 Millionen im Janauar ebenfalls zu den prominenten Verlierern unter europäischen Mischfonds.

Hedgefonds-"light" noch in positivem Terrain 

Ein etwas positiveres Bild lieferten alternative Multistrategy Fonds, die im Januar positive Absatzdaten verbuchten, wenn auch auf relativ niedrigem Niveau. Diese Produkte, die unter Anderem Long-short-Strategien anwenden und somit hedgefondsähnliche Eigenschaften besitzen, sammelten netto 1,43 Milliarden Euro ein. Weniger Geld ging dieser Gruppe nur im November 2011 zu.  Während sich die beiden Standard Life GARS-Fonds mit Zuflüssen von insgesamt knapp 520 Millionen Euro stabil hielten, zogen Anleger bei Fonds wie dem Newton Real Return Fund und DWS Concept Kaldemorgen Mittel in Höhe von 110 Millionen bzw. 88 Millionen Euro ab.

Hier gelangen Sie zur Gesamtübersicht der Mittelflüsse nichtbörsen-notierter Fonds europaweit im Januar.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich