Auf Brexit folgt Aktienfonds-Exit

Anleger geben im Juni Aktienfondsanteile in großem Stil zurück. Zuflüsse in Misch- und Rentenfonds auf reduziertem Niveau. Im Auge des Sturms verlief das Fondsgeschäft im Juni dagegen unspektakulär. Der europäische Morningstar Fondsabsatzbericht.  

Ali Masarwah 16.08.2016
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Europas Fondsinvestoren haben im Juni im Zuge des „Brexit“-Referendums in großem Stil Aktienfonds verkauft. Es wurden Anteilsscheine im Wert von 21,3 Milliarden Euro zurückgegeben, ein Niveau, das zuletzt auf dem Höhepunkt der Eurokrise im Herbst 2011 gesehen wurde. Auch wenn aktiv verwaltete Aktienfonds den Löwenanteil der Abflüsse hinnehmen mussten, wurden auch nichtbörsennotierte Indexfonds überwiegend verkauft – ganz im Gegensatz zu Aktien-ETFs, die im Juni Mittelzuflüsse sahen

Zugleich konnten andere Anlageklassen nur sehr bedingt von der Risikoaversion der Anleger, die vom Referendum in Großbritannien bewirkt wurde, profitieren. Mischfonds sammelten im Juni netto 660 Millionen Euro ein, alternative Fonds gingen 1,6 Milliarden Euro zu, Rentenfonds sahen Zuflüsse von 4,02 Milliarden Euro und 7,1 Milliarden Euro wurden in Geldmarktfonds geparkt. Dies lässt eher auf eine generelle Zurückhaltung der Anleger schließen als auf eine Rotation von Aktien hin zu weniger riskanten Asset Klassen. Interessanterweise konnten auch Edelmetallfonds nicht vom Brexit-Schock profitieren.

Auf Ebene der Fondskategorien wurden europäische Standardwerte-Aktienfonds sowie Aktienfonds für japanische, amerikanische und britische Standardwerte am stärksten verkauft. Auch EUR und USD Hochzinsfonds zählten zu den größten Verlierern auf Kategorie-Ebene im Juni. 

Substanzielle Zuflüsse verbuchten indes alternative Multi-Strategiefonds, die 2,6 Milliarden Euro einsammelten, gefolgt von „sonstigen“ Rentenfonds, denen 1,7 Milliarden Euro zugingen. Letztere Kategorie umfasst typischerweise Laufzeitfonds, die vor allem von Banken in Italien vertrieben werden. Ansonsten zählten EUR Kurzläufer Rentenfonds zu den Gewinnern im Juni. 

Interessanterweise verhielt es sich bei Großbritannien-zentrierten Investments eher ruhig. Nur vier der sieben britischen Aktienfondskategorie sahen -- überwiegend moderate -- Abflüsse. Gemessen an der organischen Wachstumsverlief es im Auge des Orkans also ruhig. So lag die organische Wachstumsrate von Fonds für britische Mid Caps im Juni bei nur minus 1,36 Prozent. Diese Kennziffer misst die Veränderung des Fondsvermögenss aufgrund von Mittelzu- und -abflüssen. Performance-bedingte Veränderungen des Vermögens spielen also keine Rolle. Volatiler verlief es dagegen bei GBP-Renten- und GBP Mischfondskategorien. Hier fanden signifikante Abflüsse statt, die bei GBP gehedgten Hochzinsfonds mit einer organischen Wachstumsrate von minus 7,9 Prozent im Juni am höchsten waren. 

Lesen Sie hier den vollständigen europäischen Fondsabsatzbericht für den Monat Juni (in englischer Sprache).

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich