ETF-Portfolios: Eine gangbare Alternative zu Mischfonds

Wir haben als Reaktion auf die Kritik an unserer jüngsten Mischfondsanalyse den Test gemacht: Wie schneidet ein einfaches ETF-Portfolio gegen die gängigen Mischfondskategorien ab?  

Ali Masarwah 24.04.2017
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Nach der Veröffentlichung unserer jüngsten kritischen Umschau zu EUR-Mischfonds haben sich Leser mit kritischen Anmerkungen gemeldet. Das ist nur allzu verständlich, denn in dem Artikel haben wir etliche Schwächen von Aktien-Renten-Fonds offenbart, die sowohl für Berater als auch für Anlege seit der Finanzkrise eine immer wichtigere Rolle spielen. Die Kritik hat drei Stoßrichtungen, auf die wir im Detail eingegangen sind (lesen Sie hier mehr). 

Bemängelt wurde unter anderem, dass die von uns verwendeten Vergleichsindizes, gegen die aktive Fonds mehrheitlich sehr alt aussehen, für Anleger nicht investierbar sind. Daher haben wir uns auf die Suche nach investierbaren Alternativen gemacht. Die Tragweite der Frage, die im Raume steht ist klar: Gibt es auch investierbare, passive Alternativen zu Mischfonds, die eine signifikant bessere Rendite als die aktiv verwalteten Produkte erzielt haben? Wenn nicht, dann müssten wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir mit unserer Kritik an Mischfonds einen Popanz aufgebaut hätten.

ETF-Portfolio der Marke Eigenbau kommt zum Einsatz 

Darum haben wir den Test gemacht und geschaut, wie sich ein gleichermaßen reales wie einfaches ETF-Portfolio gegen die typischen EUR Mischfondskategorien globaler Ausrichtung geschlagen hätte. Wir haben dafür ein 50:50 Aktien-Renten ETF-Portfolio, das aus nur zwei ETFs besteht, verwendet und ins Verhältnis zu den gängigen Mischfonds-Kategoriedurchschnitten gesetzt. 

Dabei haben wir für die Portfoliokonstruktuion die am längsten am Markt vorhandenen ETFs verwendet, schließlich sollte die ETF-Portfolio-Performance so realistisch wie möglich ausfallen. Wir haben das Portfolio hälftig aus dem ältesten europäisch domizilierten ETF auf den MSCI World, iShares MSCI World USD (Dist) (Auflagedatum: 28.10.2005), und den ältesten ETF auf den BBg Barclays Euro Aggregate Bond, iShares Euro Aggregate Bond EUR Dist (6.3.2009), zusammengesetzt. Das Portfolio wurde so eingestellt, dass es einmal im Jahr auf die Ausgangslage zurückgesetzt wurde. 

Mit Kosten von 0,5 Prozent bzw. 0,25 Prozent handelt es sich nicht um die günstigsten Produkte: Anleger finden mit dem SPDR Barclays Euro Aggregate Bond ETF auf der Rentenseite eine günstige Alternative, die 0,17 Prozent kostet. Bei ETFs auf den MSCI World gibt es eine deutlich größere Auswahl: Deutlich günstiger als das iShares Produkt sind MSCI World ETFs von HSBC (Kosten: 0,15 Prozent p.a.), db x-trackers und Source (jeweils 0,19 Prozent), Comstage und iShares (0,2 Prozent) sowie UBS (0,3 Prozent). 

Kommen wir nun zum Ergebnis, das in der unteren Tabelle en Detail dargestellt ist. Ungeachtet der Tatsache, dass wir nicht die günstigsten ETFs verwendet haben, hat das 50:50 Aktien-Renten ETF-Portfolio den Durchschnitt der flexiblen und ausgewogenen Mischfonds mit globaler Ausrichtung in den vergangenen fünf Jahren mit großem Abstand übertroffen. Während das ETF-Portfolio seit April 2012 jährlich ein Plus von 9,30 Prozent erzielte, schafften ausgewogene Mischfonds im Schnitt nur 5,2 Prozent pro Jahr. Flexible Mischfonds brachten es gerade einmal auf ein Jahresplus von 4,35 Prozent.

Die Volatilität des ETF-Portfolios fiel mit 5,89 Prozent pro Jahr leicht höher aus bei flexiblen (5,53 Prozent) und ausgewogenen Mischfonds (5,21 Prozent). Der maximale Verlust des passiven Portfolios war mit 7,51 Prozent geringer als bei ausgewogenen und flexiblen Mischfonds, die in der Spitze in den vergangenen fünf Jahren um 8,04 Prozent bzw. 9,7 Prozent nachgaben.

Tabelle: Rendite-Risiko-Bilanz von Mischfonds und ETF-Portfolio im Vergleich 

Perf mischfonds und etf

Kumuliert lag die Outperformance des ETF-Portfolios bei knapp 30 Prozentpunkten gegenüber ausgewogenen Mischfonds und bei knapp 36 Punkten gegenüber flexiblen Mischfonds seit April 2012. Auch in den vergangenen drei Jahren fiel die ETF-Portfolio-Bilanz deutlich besser aus als die vergleichbarer aktiv verwalteter Fonds.   

Interessant ist der Blick auf die Performance-Unterschiede des passiven Portfolios im Vergleich zum Index: Auch wenn der 50:50 Aktien-Renten-Index auf Sicht von drei und fünf Jahren besser performte, waren die Unterschiede mit 16 Basispunkten pro Jahr seit April 2012 bzw. 36 Basispunkten pro Jahr seit April 2014 doch recht klein.

Doch zurück zu den großen Performance-Unterschieden zwischen ETF-Portfolio und Mischfonds. Diese lassen sich nicht nur mit den–signifikanten! – Kostenunterschieden begründen. Das ETF-Portfolio weist Kosten von jährlich 0,38 Prozent auf, während flexible Mischfonds im Schnitt 1,92 Prozent kosten und ausgewogene Mischfonds jährlich mit 1,66 Prozent zu Buche schlagen. Die Performance-Lücke liegt indes bei 410 Basispunkten bei ausgewogenen Fonds und bei 495 Basispunkten bei flexiblen Fonds. Diese Lücke ist erklärungsbedürftig.

Mit Blick auf die Aktivität der Fondsmanager könnte man also nunmehr festhalten, dass weniger mehr gewesen wäre. 

Die schwächere Performance aktiver Mischfonds ist auch in den Entscheidungen der Fondsmanager begründet, seien es Allokationsentscheidungen wie die Übergewichtung europäischer Aktien und einer zu kurzen Duration auf der Rentenseite oder aber in den Handelskosten aktiv verwalteter Fonds, die nicht in der in der Tabelle aufgeführten Kosten inkludiert sind. Mit Blick auf die Aktivität der Fondsmanager könnte man also nunmehr festhalten, dass weniger mehr gewesen wäre. 

Natürlich ließe sich jetzt argumentieren, dass es künftig anders kommen könnte als in der Vergangenheit: Das Indexportfolio hat in der Vergangenheit davon profitiert, dass die Bond-Seite long duration war und aktienseitig US-Aktien höher gewichtet waren als bei aktiv verwalteten Fonds. Letztere waren (und sind) typischerweise nicht so „long duration“ und aktienseitig sind sie stärker in Europa unterwegs.

Tatsächlich lässt sich in diesem Jahr eine Outperformance europäischer Aktien und eine leicht negative Performance bei den typischen Bond-Indizes konstatieren. Dass schlägt sich auch in einer verbesserten Performance aktiv verwalteter Fonds nieder, wie aus der Tabelle oben ebenfalls hervorgeht. Doch die Outperformance ausgewogener bzw. flexibler Mischfonds gegenüber dem ETF-Portfolio in Höhe von 37 bzw. 69 Basispunkten (per Ende März) ist nicht mehr als eine Momentaufnahme, die derzeit auch bei den eingefleischtesten Fans passiven Investments für hochgezogene Augenbrauen sorgen sollte, mehr nicht. Angesichts hoher Kosten aktiv verwalteter Fonds müssten langfristig sehr viele Investmentthesen aufgehen, was allerdings angesichts der klassischerweise großen Ergebnisdispersion bei Fonds kaum zu erwarten ist.  

 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich