Passive Fonds wachsen im neuen Jahr weiter überdurchschnittlich

Mittelflüsse in europäische Fonds zeigen, dass passive Vehikel unverändert dynamischer wachsen als aktiv verwaltete Produkte. Doch der vorherrschende Trend des vergangenen Jahres setzte sich auch in anderer Hinsicht fort.

Ali Masarwah 23.02.2018
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Vermutlich wird der Januar 2018 als der letzte Monat vor dem dicken Knick in Erinnerung bleiben. Geknickt ist im Februar nicht nur die Performance-Kurve am Aktienmarkt, sondern auch die Stimmung unter Investoren. War die Welt Ende Januar noch in Ordnung und bauten die meisten Anleger weltweit auf eine Fortsetzung des Goldilocks-Szenario, so sorgt seit Anfang Februar das Szenario einer zügig steigenden Inflation und parallel steigender Renditen am Bond-Markt für Nervosität. Seit der Woche ab dem 5. Februar ist von der Rückkehr der Volatilität die Rede.

Doch im Januar war von diesem Umschwung wenig zu spüren. Anleger haben weiter auf steigende Märkte gesetzt und sind entsprechend stark ins Risiko gegangen, wie aus unseren Mittelflussdaten für europäische Fonds hervorgeht. Dabei haben passive Fonds, also ETFs und nicht-börsennotierte Indexfonds, erneut stark vom Zuspruch der Investoren profitiert. Wobei die Ausgangslage je nach Anlageklasse unterschiedlich war.

Rohstoff-Fonds werden von den „Passiven“ dominiert

Mit Blick auf die unterschiedlichen Asset Klassen dominieren passiv gemanagte Fonds den Bereich physischer Rohstoffe mit einem Marktanteil von 76%. Futures-Fonds sind also klar die Domäne der quantitativen Index-Produkte. Passive Aktienfonds machen 26,2% des europäischen Aktienfondsmarktes aus. Im Fixed-Income-Universum machen passive Fonds indes nur 11,9% des Vermögens aus. Noch krasser ist das Missverhältnis bei Mischfonds, Wandelanleihenfonds und Immobilienfonds. Dort spielen Indexfonds eine vernachlässigbare Rolle. Es ist wichtig, diese Unterschiede in Bezug auf Marktanteile zu berücksichtigen, wenn man die Mittelflüsse durch die Aktiv-Passiv-Brille in absoluten Zahlen betrachtet.

Anders ist es bei alternativen Fonds gelagert. Während aktiv gemanagte Produkte typischerweise Hedgefonds-Strategien nachahmen, liegt der Löwenanteil des Vermögens passiver alternativer Fonds in ETPs, die Leveraged und Inverse Trading-Strategien implementieren. Hebelprodukte zeichnen sich durch eine sehr hohe Direktionalität aus. Diesen Unterschied gilt es bei der Analyse der Mittelflüsse in aktiv verwaltete und passive alternative Fonds zu beachten.

Bei Aktienfonds spielte im Januar die Musik

Doch kommen wir nun zu den Mittelflüssen in aktive und passive Fonds im Januar. Passiv gemanagte Aktienfonds verbuchten Zuflüsse von netto 16,4 Milliarden Euro. Diese entfielen hauptsächlich auf Aktien-ETFs. Aktiv gemanagte Aktienfonds verzeichneten sogar Nettomittelzuflüsse in Höhe von 26,4 Milliarden Euro und setzten damit die positive Absatzentwicklung des Jahres 2017 fort. Allerdings gilt es angesichts der Vermögensunterschiede zu beachten, dass die Zuflüsse in passive Aktienfonds ungeachtet des absoluten Unterschieds dynamischer ausfielen als die in aktive Aktienfonds.

Passive Rentenfonds sammelten im Januar netto 2,8 Milliarden Euro ein, während aktiv gemanagte Bond-Fonds mit 19,9 Milliarden Euro absolut gesehen deutliche höhere Nettozuflüsse verzeichneten. Relativ gesehen hielt sich das Wachstum der beiden Fondstypen in etwa in der Waage, was zeigt, dass Rentenfonds nach wie vor von aktiven Fondsmanagern dominiert werden.

Kommen wir zu alternativen Fonds. Das meiste Netto-Neugeld, das auf aktive alternative Fonds entfiel, wurde in alternative Long/Short Rentenfonds investiert. Das illustriert die Bedenken vieler Anleger über die Entwicklung dieser Asset-Klasse, in der die Bewertungen sehr hoch und die Renditeperspektiven schwach sind. Multistrategy-Fonds, die man getrost als sophistizierte Mischfonds bezeichnen kann, waren bei aktiv verwalteten Fonds ebenfalls im Vertrieb erfolgreich.  Indes mussten passive alternative Fonds Mittelabflüsse in Höhe von 380 Millionen Euro hinnehmen. Sie wurden im Wesentlichen aus Aktien- und Rohstoffvehikeln abgezogen.*

Tabelle: Mittelflüsse in europäische Fonds im Januar

Flows passive broad categories

*Die vollständige Januar-Mittelflussstatistik für europäische Fonds wird am 26. Februar veröffentlicht.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich