Drei Fonds-Strategien gegen steigende Zinsen

Nach Jahren extrem expansiver Geldpolitik sollten sich Bond-Anleger auf steigende Zinsen einstellen. Drei Szenarien für Anleger, die auf aktiv verwaltete Rentenfonds setzen möchten.

Ali Masarwah 17.04.2018
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Vor wenigen Wochen haben wir Bond-Strategien im Umfeld steigender Zinsen in der Eurozone vorgestellt, die mit ETFs umgesetzt werden können. Nunmehr wiederholen wir diese Übung in abgewandelter Form für Investoren im Euro-Raum, die aktiv verwaltete Bond-Fonds bevorzugen. Für die Fondsauswahl haben wir nur Produkte berücksichtigt, die ein positives Morningstar Analyst Rating halten. In den drei Tabellen findet sich auch das quantitative Morningstar Sterne Rating sowie Angaben zur Performance und zu den Fondskosten.

Zur Erinnerung: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die monatlichen Anleihenkäufe im vergangenen Jahr bereits zweimal gekürzt. Auf der jüngsten Ratssitzung im März hat sie nunmehr das bisher stets geäußerte Versprechen, die Käufe bei Bedarf zu erhöhen, fallen gelassen. Das zeigt, dass die EZB nunmehr auch einem optimistischeren Konjunkturszenario folgt. Das Drehbuch dürfte so aussehen, dass die EZB die Zinssätze bis zum Auslaufen des Kaufprogramms – voraussichtlich im September 2018 – bei minus 0,4 Prozent belassen wird. Danach muss der nächste Schritt zwingend in der Erhöhung der Zinsen liegen. 

Die neue EZB-Politik hat Konsequenzen für auf Euro lautende festverzinsliche Anlagen. Höhere Zinsen drücken den Kurs bestehender Anleihen nach unten. Typischerweise gehen Anleihekursschwankungen politischen Entscheidungen voraus, da die Marktteilnehmer ihre Erwartungen weit im Voraus einpreisen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Anleger die Bond-Allokation auf ein Szenario mit höheren Zinsen ausrichten können. In diesem Beitrag werden drei Strategien diskutiert, die mit aktiv verwalteten Fonds umgesetzt werden können. Diese Strategien folgen unterschiedlichen Anlagezielen, und ihre Umsetzung hängt auch von der Risikobereitschaft der Anleger ab.

1. Die Duration verkürzen

Die Duration misst die Sensitivität von festverzinslichen Vermögenswerten gegenüber Zinsänderungen; sie gibt die ungefähre Kursänderung einer Anleihe als Reaktion auf eine Zinsänderung von 1,00 Prozent an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Duration zu berechnen. Man unterscheidet zwischen der effektiven Duration, der modifizierten Duration und der Macaulay-Duration. Die Unterschiede zwischen ihnen sind jedoch minimal und sollten uns nicht von der Grundidee ablenken, dass Anleihekurse und Zinssätze in einem inversen Verhältnis zueinanderstehen. Unterstellen wir also, dass ein Zinsanstieg von einem Prozent bei einem Portfolio mit einer durchschnittlichen Duration von acht Jahren einen Preisabschlag von acht Prozent nach sich zieht.

Angesichts dieser Beziehung optimieren einige Anleger die Duration ihres Bond-Portfolios als Reaktion auf erwartete Zinsänderungen. Eine Verkürzung der Duration in Zeiten steigender Zinsen dämpft den Abwärtstrend der Anleihekurse, während eine Verlängerung in Zeiten fallender Zinsen den Aufwärtstrend verstärkt. 

An dieser Stelle können sie auf aktiv verwaltete Fonds in der Kategorie "Renten Euro Kurzläufer" zurückgreifen, um ihre Durationsstrategien zu implementieren. Die unteren drei Produkte tragen allesamt ein positives Morningstar Analyst Rating.

Tabelle: Eine Auswahl an Rentenfonds für kürzere Laufzeiten 

MAR short duration

 

2. Auf den flexiblen Fondsmanager setzen

Etliche Bond-Anleger setzen in Situationen, in denen die Märkte im Flux sind, auf den Fondsmanager ihres Vertrauens, der vollkommen frei agieren kann. An dieser Stelle kommen flexible Rentenfonds ins Spiel. Die untere Liste umfasst flexible Rentenprodukte, die global ihr Vermögen vollkommen frei streuen können. Allerdings gilt eine Einschränkung: Weil viele Bond-Investoren das Währungsrisiko scheuen, haben wir nur solche Produkte in der Liste inkludiert, die ihre Positionen währungsgesichert haben. Während bei Aktienfonds die Währungsvolatilität tolieriert werden kann, droht die Währungsvolatilität bei Bonds die Performance sehr stark zu prägen, weshalb einiges dafür spricht, Währungs-Hedges hier zu implementieren. Ansonsten dürfen die Fonds unten in alles investieren, was nach Meinung des Fondsmanagements die Anleger-Rendite erhält bzw. steigert: in Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Schwellenländer-Bonds, strukturierte Papiere und, und und.

Tabelle: Flexible Rentenfonds, die global investieren

Flexible funds new

3. Nichts tun

Nichts tun klingt auf den ersten Blick nicht so sehr nach einer durchdachten Strategie. Aber das täuscht. Anleger, die Anleihen als Gegengewicht zur Aktienvolatilität und nicht als Renditetreiber nutzen, können es sich leisten, nicht auf Zinsschwankungen zu achten. Für sie fungieren Rentenfonds als eine Art Versicherungspolice. Und die hat sich in der Vergangenheit bewährt. Selbst in der aktuellen Lage, in der Staatsanleihen durch die Bank als überbewertet und Korrekturanfällig gelten, haben sichere Bonds im Portfoliokontext die Aktienmarktvolatilität in diesem Jahr erneut schön geglättet.  

Für diese Art von Anleger könnte ein passiver One-Stop-Shop-Fonds eine gute Lösung sein. Dies ist der ultimative "Buy and forget about it"-Produkttyp, der es Investoren ermöglicht, alle ihre Energien auf den Aktienteil des Portfolios zu konzentrieren. Freilich ist anzumerken, dass wir uns für Fonds der Kategorie Anleihen EUR diversifiziert entschieden haben. Diese Fonds investieren zwar überwiegend in Staatsanleihen, haben jedoch die Freiheit auch Papiere supranationaler Organisationen sowie - in begrenztem Umfang - auch Unternehmensanleihen beizumischen. Angesichts der immensen Kostenvorteile von Staatsanleihe-ETFs, haben wir uns gegen aktiv verwaltete EUR-Staatsanleihefonds zugunsten der stärker diversifizierten Bondfonds entschieden. Hat man einen guten Fondsmanager gefunden, dann sollte man ihm ein wenig mehr Beinfreiheit ermöglichen, um das Optimimum für Investoren herauszuholen.

Tabelle: Breit diversifzierte Fonds für die Aktiendiversifikation

MAR diversified eur

Fazit

Die sich verbessernden Konjunkturaussichten im Euroraum lassen steigende Zinsen immer wahrscheinlicher werden. Während frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2018 mit einer ersten Zinserhöhung zu rechnen ist, werden die Finanzmärkte bereits im Voraus beginnen, diesen Regime-Change einzupreisen.

Dies hat wichtige Auswirkungen auf festverzinsliche Anlagen und erfordert, dass Anleger darüber nachdenken, welche Strategie besser zu ihrer Risikobereitschaft und ihren Anlagezielen passt. Ganz gleich, ob sie die Duration selbst optimieren, den ultra-flexiblen Bondmanagern die Entscheidung überlassen oder eine klassische Bond-Allokation beibehalten wollen: Ohne Bonds sollte kein Investor im Jahr 2018 unterwegs sein.

 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich