Multimanagement Schweizer Art

Der Multimanagement-Fondsansatz ist in aller Munde. Morningstar fragte Philipp Langeheinecke, Produktmanager bei Julius Bär, was hinter diesem für viele deutsche Anleger neuartigen Konzept steckt.

Fernando Luque 07.01.2002
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Könnten Sie zunächst erklären, was sich hinter dem Begriff „Multimanagement“ verbirgt?

Dieser Begriff bezeichnet einmal eine Technik der Portfoliokonstruktion und ist außerdem die Beschreibung einer Fondshülle, also eines Produkts. Ersteres steht für das Kombinieren mehrerer aktiver Vermögensverwalter in einem einzigen Portfolio. Beispielsweise wird der japanische Anteil eines weltweit anlegenden Aktienfonds nicht nur von einem Japan-Spezialisten betreut, sondern von je einem Value-Manager, einem Growth-Manager und zwei Experten für Nebenwerte. Als Produkt bezeichnet Multimanagement ein Anlageinstrument, in dem Teile des Portfolios verschiedenen Verwaltern zugeordnet sind.

Auch Dachfonds verwenden mehrere Manager. Worin unterscheiden sie sich von Multimanagement-Produkten?

Ein Dachfonds kann die Multimanagement-Technik anwenden, vorausgesetzt er beschränkt sich nicht auf hauseigene Produkte. Dachfonds investieren jedoch nur in bereits bestehende Fonds. Dies wirft das Problem auf, dass eine effektive Kontrolle hinsichtlich der Einhaltung der gewünschten Anlagestrategie kaum möglich ist.

Ein Multimanagement-Fonds hingegen stellt durch vorgegebene, maßgeschneiderte Richtlinien sicher, dass der beauftragte Manager sich an die Anlagestrategie hält. Der Nachteil ist, dass bislang noch nicht alle guten Spezialisten bereit sind an einem Multimanager-Fonds mitzuwirken. Zugang zu ihrem Können erhält man nur durch Kauf ihrer Fonds.

Welche Vorteile hat eine Multimanager-Fonds gegenüber einem herkömmlichen Einzelfonds bzw. einem Dachfonds?

Ein Produkt, dass in sich mehrere sorgfältig ausgewählte Fondsmanager vereint bietet – durch breitere Streuung – eine niedrigere Volatilität als ein herkömmlicher Fonds. Es sollte daher die Zeiträume unvermeidlicher Unterperformance verringern, die ein Anleger normalerweise mit einem Einzelfonds durchleidet.

Im Vergleich mit Dachfonds liegt der wesentliche Vorteil im weit größeren Ausmaß an Kontrolle und Information, die dem Multimanagement-Fondsleiter zur Verfügung stehen. Das Mandat, das dem „Untermanager“ erteilt wird, ist ein rechtlich verbindlicher Vertrag. Einem Dachfondsmanager hingegen kann nur wenig Einfluss auf den Zielfondmanager nehmen. Ist er mit dem Fonds unzufrieden, bleibt ihm nur der Verkauf. Dies kann unter Umständen natürlich auch von Vorteil sein, da er diese sofort und jederzeit tun kann.

Was entgegnen sie dem Argument, dass ein Multimanager-Fonds die Anleger doppelt mit Gebühren belastet?

Die Gebührenbelastung für einen Multimanager-Fonds ist im Normalfall höher als die eines herkömmlichen Fonds. Dieser Unterschied reflektiert den Mehrwert, den ein Anleger durch Ersteren erhält. Die Gebühren des Mutimanager-Fonds dienen zur Abdeckung der Verwaltungsgebühren der diversen Teilportfoliomanager, sowie der Kosten die durch Auswahl und Überwachung dieser Spezialisten entstehen.

Die bisherige Erfahrung zeigt jedoch, dass der Gebührenunterschied recht gering ist. Der Begriff doppelter Gebühren passt eher zu Dachfonds. Manche dieser Produkte verlangen ebenso viel Verwaltungsgebühren für die Fondshülle wie für die Zielfonds.

Welche Kriterien wendet Julius Bär bei der Auswahl der Spezialisten an?

Wir sind überzeugt, dass gute Fondsmanager konsistent im Anlagestil sind, und sich innerhalb eines Multimanager-Portfolios Mannschaftsgeist beweisen. Uns stehen sehr ausgefeilte Instrumente zur Überprüfung von Stilkonsistenz und Risikomanagement zur Verfügung. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf die Erfahrung der Menschen und die Zuverlässigkeit des Anlageprozesses. Wir lassen uns weniger von vergangener Wertentwicklung leiten, denn aus verschiedenen Gründen kann dies oft in hohe Volatilität in der Zukunft münden.

Gibt es unterschiedliche Multimanager-Konzepte? Was differenziert beispielsweise Julius Bär von Frank Russell, einer anderen für diesen Ansatz bekannten Firma?

Manche bevorzugen den „Best of“-Ansatz, wobei mehr Wert darauf gelegt wird, in jedem Feld die Allerbesten auszuwählen, als dass auf ein harmonisches Zusammenpassen im Portfolio geachtet wird. Andere Anbieter, zu denen auch wir gehören, betonen eher die Risikomanagement-Komponente. Man kann dies auch als „Best fit“ oder Anlagestil-Ansatz bezeichnen. In diesem Punkt sind die Philosophien von Frank Russell und Julius Bär recht ähnlich – hervorgerufen wohl durch die jeweils große Erfahrung auf diesem Gebiet.

Julius Bär kombiniert in den meisten Fällen jedoch mehr Manager in einem Portfolio. Dies hat zwei Gründe: Erstens glauben wir, dass das amerikanische, auf Anlagestile fokussierte Konzept nicht einfach auf außeramerikanische Gegebenheiten übertragen werden kann. Zweitens unterstützt eine höhere Zahl an Mandaten zusätzlich die Risikominimierung im Portfolio. Dies wiederum erlaubt uns die Einbeziehung solcher Anlageklassen wie Hedgefonds, Nebenwerte und Schwellenländer.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Fernando Luque

Fernando Luque  ist Chefredakteur morningstar.es, Morningstar Spanien 

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