Für Unternehmen sind die Euro-Problemstaaten nur eine Randerscheinung

Laut Fidelity richten sich Europas Firmen auf das Wachstum in Asien aus.

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Für die fundamentale Situation der Unternehmen in Europa ist der Ausgang Krise der Euro-Peripheristaaten aus operativer Sicht nur von geringer Relevanz. „Die EU-Randstaaten haben so gut wie keinen Einfluss auf das Geschäft der Unternehmen in Europa, ja sogar die Kern-Euroländer spielen für sie nicht mehr die entscheidende Rolle“, sagte so Henk-Jan Rikkerink, Leiter Research Europa bei Fidelity Worldwide Investment. Diese Erkenntnisse förderte eine Umfrage unter 114-Fidelity-Analysten in Europa und Asien zutage, die zwischen dem 3. und 12. Oktober unternommen wurde. Im Mittelpunkt stand die Einschätzung über den Ausblick der Unternehmenslenker auf das kommende Jahr.

Gerade einmal 13 Prozent der Unternehmen in Europa geben laut Fidelity-Analysten an, ganz oder vollständig von Geschäften mit Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien abhängig zu sein. 73 Prozent der Unternehmen sind kaum oder nicht von den Euro-Peripheriemärkten abhängig. Eine Ausweitung der Finanzkrise auf Kerneuropa hätte dagegen deutlich stärkere Folgen für die börsennotierten Firmen in Europa: 53 Prozent gaben an, „sehr“ oder „vollkommen“ vom Geschäft mit Kerneuropa abhängig zu sein. Immerhin 43 Prozent sagten allerdings auch, dass sie „nicht“ oder „kaum“ von den Märkten Kerneuropas abhängig zu sein.

Wie die Umfrage unter den Fidelity-Analysten ergab, sieht der dominante Anteil der Unternehmenslenker Asien als globalen Wachstumsmotor, heute und in Zukunft. Dabei haben sich die Schwellenländer strukturell für die Unternehmen in Europa stark verändert, von günstigen Produktionsstandorten hin zu wichtigen Konsumentenmärkten.

Die Fidelity-Analysten sehen darin einen Trend, der maßgeblich ist für die Ausrichtung der Geschäftstätigkeit von Unternehmen in Asien und Europa. So gaben 38 Prozent der befragten Manager an, sehr oder vollkommen abhängig vom Wirtschaftswachstum in Asien zu sein. 

Von den betrachteten Unternehmen in Europa – sie umfassen tendenziell mehr großkapitalisierte als kleinere Firmen – setzen 65 Prozent „sehr stark“ beziehungsweise „vollständig“ auf Wachstumschancen außerhalb des Heimatmarkets. Nur vier Prozent gaben an, nur auf ihrem Heimatmerkt zu agieren.

Allerdings ergab die Analystenbefragung auch, dass sich die Firmen in Asien und – vor allem - in Europa angesichts der politischen Unsicherheiten mit Investitionen zurückhalten. Ein Beleg hierfür sieht Fidelity in der Zurückhaltung mit Blick auf Firmenübernahmen. 84 Prozent der Manager gaben an, dass Übernahmen überhaupt nicht oder nur in sehr geringem Umfang eine Rolle in ihren Wachstumsüberlegungen spielten. „Das ist bemerkenswert, weil das heutige Umfeld mit niedrigen Zinsen, günstigen Unternehmensbewertungen, hohen Cash-Reserven und einem Umfeld niedrigen Wachstums eigentlich sehr günstig ist für den M&A-Markt“, so der Fidelity-Research-Leiter.

Erklärlich wird das beim Blick auf die größten Unsicherheitsfaktoren für die Unternehmen: 21 Prozent der CEOs sehen in den politischen Turbulenzen in Europa das größte Risiko für ihr Geschäft. Sie werden zwar weniger risikoreich gesehen als ein allgemeiner Nachfragerückgang (27 Prozent), steigendende Lohnkosten werden indes von deutlich weniger Unternehmenslenkern als problematischer gesehen (10 Prozent). Die optimistischen Prognosen der Unternehmner stehen allerdings unter einem Vorbehalt: „Sollte Griechenland ungeordnet in die Insolvenz gehen und greift die Krise etwa auf Italien über, dann wären sehr viele Unternehmen davon betroffen“, so Henk-Jan Rikkerink.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Morningstar Europe Editor  .