Zeit für aktive ETFs? Eine Perspektive für Europa

Die Indexfondsbranche setzt große Hoffnungen auf aktive ETFs. In den USA gelang Dank PIMCOs Bill Gross bereits ein erster Erfolg. Taugen die USA als Vorbild für den hiesigen Markt? 

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Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei Investoren. Doch ETF ist nicht gleich ETF: Während die meisten Produkte die „handelsüblichen“ Aktien- und Anleiheindizes abbilden, entwickelt sich die ETF-Industrie weiter. Heute stehen so genannte aktive ETFs auf der Agenda. Sie sollen das Wachstum der Branche sichern. Zumeist unterscheiden sich diese Produkte von Standard-ETFs dadurch, dass sie nicht nach der üblichen Marktkapitalisierungs-Logik konstruiert sind. Ihr Ziel ist es vielmehr, herkömmliche Indizes zu übertreffen. 

Allerdings ist der Erfolg bislang überschaubar geblieben, die Produkte kommen bisher kaum bei Anlegern in Europa an. Gerade die Profis lassen aktive ETFs in ihren Allokationsentscheidungen außen vor.

Es ist dennoch möglich, eine Idee über die mögliche Zukunft aktiver ETFs zu entwickeln, wenn man in die USA blickt. Dort haben sich alternativ gestrickte ETFs bereits deutlich stärker in den Portfolios von Investoren etabliert.

PIMCO macht in den USA den Markt

Auch in den USA sind die Erfolge aktiver ETFs auf den ersten Blick bescheiden. Derzeit sind etwa 8 Milliarden US-Dollar in aktiven ETFs investiert, was gerade einmal 0,7% des ETF-Marktes entspricht. 

Pikanterweise könnte ein extrem aktiver Fondsmanager für einen Durchbruch bei aktiven ETFs sorgen: Bill Gross, Gründer des Bond-Hauses PIMCO. Den größten Vertriebserfolg in den USA feierte dieses Jahr der PIMCO Total Return ETF, der seit Ende Februar fast 2,5 Milliarden US-Dollar netto einsammeln konnte und damit einen Großteil des aktiven ETF-Marktes repräsentiert. Bei diesem ETF handelt es sich um einen Klon des erfolgreichen Investmentfonds von Bill Gross, dem PIMCO Total Return Fund.

Von den 8 Milliarden stecken fast 80% in den fünf größten Produkten: PIMCO Total Return ETF, PIMCO Enhanced Short Maturity Strategy ETF, WisdomTree Emerging Markets Local Debt, WisdomTree Asia Local Debt ETF und der Active Bear ETF.

Wo bleiben die Anbieter aktiver ETFs?

Insgesamt bieten nur wenige Anbieter in den USA aktiv gemanagte ETFs an. PIMCO bietet hauptsächlich aktive Produkte im US-Anleihenmarkt an, während WisdomTree aktive Fremdwährungs-ETFs und ETFs auf Anleihen in lokaler Währung anbietet. AdvisorShares bietet hingegen eine Handvoll eng definierte aktive ETFs mit Strategien von Drittanbietern an. PowerShares, eine Invesco-Tochter, hat bereits seit längerem aktive ETFs im Angebot, die allerdings wenig Nachfrage generieren konnten. Bereits 2011 wurden zwei Produkte, PowerShares Active Alpha Multi-Cap und PowerShares Active AlphaQ, vom Markt genommen.

Darüber hinaus bietet iShares derzeit einen im Vertrieb relativ erfolgreichen alternativen ETF, den iShares Diversified Alternatives Trust, an. Columbia wiederum hat durch die Übernahme von Grail Advisors eine Handvoll aktiver ETFs, die versuchen, US-Standardwerte bzw. US-Anleihen zu übertreffen. Dieses Jahr ist State Street mit drei Multi-Asset-Strategie ETFs dazugekommen.

Wohin geht die Reise?

Nach dem großen Erfolg von PIMCO gehen wir davon aus, dass mehr aktiv gemanagte ETFs auf den US-Markt kommen werden. Erst im August haben Hancock, iShares und State Street bei der SEC die Zulassung von aktiven ETFs beantragt. Der Global Balanced ETF von Hancock würde in eine breite Palette von Aktien und Anleihen, also auch in andere ETFs und ETNs sowie Fremdwährungsgeschäfte, investieren. iShares möchte insgesamt 14 aktive Währungsprodukte auf den Markt bringen, die unter anderem in auf Euro, britische Pfund und den Renminbi lautende Kurzläufer investiert. Der ETF von State Street plant, in Anleihen mit sehr kurzer Duration (maximal 12 Monate) sowohl mit flexibler als auch fester Verzinsung zu investieren. Das Ziel dabei sind der Kapitalerhalt und ein konstantes Einkommen.

Dass sich ein Trend andeutet, zeigt die Zahl der Neuzulassungen. In diesem Jahr kamen 13 der insgesamt 51 Produkte in den US auf den Markt. Sie machen mit rund 2,6 Milliarden Dollar bereits gut ein Drittel des aktiven ETF-Marktes aus.

Den aktiven ETFs die Zukunkft? Der Markt in Europa

Das Beispiel der USA ist nicht 1:1 auf Europa übertragbar. Während in den USA aktive ETFs in erster Linie eine Verpackung für ein aktiv verwaltetes Portfolio darstellen, nutzen ETF-Anbieter in Europa die Möglichkeit, mit Swap-basierten Produkten eine aktive Komponente im Index zu verankern. 

In Europa gibt es derzeit zwölf aktiv gemanagte ETFs, die es auf ein Vermögen von rund 1,4 Milliarden Euro bringen. Davon liegen fast 600 Millionen Euro im Source Man GLG Europe Plus ETF, ein Aktienfonds für europäische Standardwerte, der Anfang 2011 aufgelegt wurde. 500 Millionen Euro stark ist der db x-trackers db Hedge Fund, der bereits im Januar 2009 auf dem Markt kam. Source, eine Tochter mehrere Investmentbanken, führt zudem zwei aktive PIMCO-Strategien auf in Euro und britischen Pfund laufenden Anleihen im Sortiment, die allerdings noch sehr klein sind im Vergleich zu den PIMCO-ETFs in den USA.

Zuletzt sind vermehrt Asset-Allocation-Produkte auf den Markt gekommen, wie die in Großbritannien aufgelegten Produkte von db X-trackers sowie der C-Quadrat iQ European Equity ETF zeigen. Neu sind auch vier aktive Aktien-ETFs von Julius Bär.

Ein Hindernis für ein rasantes Wachstum aktiver ETFs liegt gewissermaßen in der Natur der Sache. Generell dürften viele aktive Fondsmanager zögern, ihre Strategien in eine ETF-Hülle zu packen, da sie ihre Anlagestrategien bzw. ihre Trades nicht tagesaktuell preisgeben wollen. Ein weiteres Hemmnis für das Wachstum des aktiven ETF-Markts in Europa könnten auch die Anforderungen der EU-Wertpapieraufsicht ESMA darstellen, die hohe Transparenzanforderungen an ETFs gestellt hat. Ob sich aktive Produkte in Europa also wirklich durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Die ersten Schritte sind allerdings getan. Und vielleicht findet sich ja ein europäischer Bill Gross als Eisbrecher?

ETFs werden an der Börse gehandelt und aktive Fonds über die Kapitalanlagegesellschaft? So einfach ist es nicht mehr. In der nächsten Woche werden wir uns die Vertriebswege von Fonds deshalb etwas näher ansehen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.