Auch aktive Manager lieben ETFs

Wir haben uns angeschaut, wie Dachfondsmanager ETFs in ihren Fonds einsetzen. Lesen Sie heute einen kleinen Auszug der neuen Morningstar Studie zu Managed Portfolios. Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

Neues Research von Morningstar

Nachdem ich bei der diesjährigen Morningstar Investment Conference dem Auditorium bereits ein paar Highlights aus unserer neuen Studie präsentiert habe, möchte ich diese unseren Lesern natürlich nicht vorenthalten.

Die Wachstumsstory von ETFs ist schon fast ein alter Hut. Laut Morningstar-Daten hat sich das verwaltete Vermögen in den letzten vier Jahren europaweit fast verdreifacht. Das Gesamtvolumen stieg von Ende 2008 bis August 2012 von €102,7 auf €257,3 Milliarden an.

Der Einsatz von ETFs in Dachfonds wurde bisher jedoch wenig untersucht, obwohl auch dieser Teil des Marktes kräftig wächst.

Bei Morningstar haben wir uns daher dieser Fragestellung angenommen und alle in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Dachfonds unter dem Aspekt in welchem Maße Dachfonds ETFs nutzen angeschaut. Bei den sogenannten ETFMP handelt es sich um Dachfonds bzw. Portfolios, die in der Regel min. 50% ihres Vermögens in ETFs oder andere ETPs (Exchange-Traded Products) investieren. Derzeit besteht unsere Datenbank aus 106 Portfolios von 32 Firmen, die ein Gesamtvolumen von €9,2 Milliarden haben.

Um die Rolle von ETFs in Dachfonds besser verstehen und analysieren zu können, hat Morningstar zudem ein Kategorisierungssystem für ETFMP eingeführt.

Für die Kategorisierung haben wir die einzelnen Portfolios der letzten drei Jahre analysiert.

Beim Anlageuniversum wurde drauf geachtet, in welche Regionen der Dachfonds investiert. Fonds, die z.B. mindestens 80% in ETFs auf europäische Indizes halten, werden der Kategorie „Europa“ zugewiesen.

Bei der Kategorie „Anlageklasse“ wurde hingegen der Anlagemix unter die Lupe genommen. Dachfonds mit 30%-70% in Aktien-ETFs sind z.B. als „Gemischt“ klassifiziert. Interessant wird es bei der Portfoliostrategie. Dachfonds mit einer strikten Asset-Allokation sind als „Strategisch“ klassifiziert. Am anderen Ende der Skala befinden sich taktische Dachfonds, die sehr stark innerhalb und zwischen den Anlageklassen variieren, ohne dabei eine bestimmte Asset-Allokation zu verfolgen. Hybride Strategien starten hingegen oft mit einer strategischen Allokation, von welcher sie aber stark abweichen können; langfristig orientieren sie sich jedoch an der strategischen Ausrichtung.

Die vierte Kategorie gibt Aufschluss über die primäre ETF-Ausrichtung. Versucht der Dachfonds einen breiten Markt oder eher einen Sektor abzudecken? Die Trennung zwischen „Breiter Markt“ und „Land/Region“ kann variieren. Ein global ausgerichteter Dachfonds setzt z.B. einen ETF auf den EURO STOXX 50 Index ein, um diese Region abzudecken. Ein Dachfonds der Kategorie „Europe“ wird diesen ETF eher dazu einsetzten, um einen breiten Markt abzudecken. „All Inclusive“ bedeutet hingegen nicht, dass ein Dachfonds sich alle erdenklichen ETFs ins Portfolio legt. Vielmehr macht der Fonds von allen ETFs innerhalb seines Universums Gebrauch. Ein europäischer Anleihen-Dachfonds würde demnach in Staats-, und Unternehmensanleihen verschiedener Laufzeiten, Länder und Rating-Stufen investieren.

Ergebnisse – ein kleiner Vorgeschmack

Die Kategorisierung der einzelnen Fonds erlaubt uns nun, eine detaillierte Analyse über die Rolle von ETFs in Dachfonds vorzunehmen.

In Punkto Anlageuniversum stehen global aufgestellte Strategien bei Investoren ganz oben auf der Einkaufsliste. Globale Strategien repräsentieren 72% des Gesamtvolumens und sind damit das dominierende Anlageuniversum. Auf Europa ausgerichtete Strategien haben hingegen massiv unter der Schuldenkrise gelitten und mussten mit hohen Mittelabflüssen kämpfen.

Schaut man sich die zugrundeliegenden ETFs an, ist iShares bei Dachfonds erste Wahl. Die Fonds unserer Studie halten insgesamt 602 Positionen des Marktführers und einem Gesamtvolumen von €2,6 Milliarden.

Die komplette Studie wird in den kommenden Wochen an gleicher Stelle veröffentlicht. Wir hoffen jedoch, dass dieser Auszug Ihr Interesse auf Mehr geweckt hat.

Erfolgserlebnis für Lyxor

Der französische ETF-Anbieter hatte es in den letzten zwei Jahren wahrlich nicht einfach. Zum einen war die Produktpalette mit der starken Ausrichtung auf die Eurozone und die Schwellenländer bei Investoren nicht gefragt. Zum anderen hat das Unternehmen unter den negativen Schlagzeilen der Muttergesellschaft Société Générale gelitten.

Grund genug, sich bei Lyxor über den Award „Index/ETF Fund of the Year“ von Investment Europe Fund Manager of the Year Awards 2012-13 zu freuen.

Auch iShares leidet manchmal unter Mittelabflüssen

Investoren scheinen das Interesse an hochverzinslichen Unternehmensanleihen verloren zu haben. Am vergangenen Dienstag haben Investoren $218,9 Millionen aus dem iShares iBoxx High Yield Corporate Bond Fund in den USA abgezogen, soviel wie noch nie, seit der Fonds vor fünf Jahre aufgelegt wurde. Investoren vermuten wahrscheinlich das Ende der Vierjahresrally bei Unternehmensanleihen. Die Konkurrenz von iShares wird den hohen Mittelabfluss sicherlich mit Interesse verfolgen.

Interessant ist auch der hohe Abfluss innerhalb eines Tages. Normalerweise würde man einen gleichmäßigen Abzug von Investoren über mehrere Tage oder Wochen vermuten. Dies lässt darauf schließen, dass es sich hierbei eventuell um einen oder mehrere Großinvestoren handelt und nicht auf das makroökonomisch motivierte Verhalten vieler kleiner Investoren zurückgeht.

ETF Markt – die Neuemissionen

Diese Woche war lediglich Lyxor aktiv. Der französische ETF-Anbieter hat seinen Lyxor ETF EURO STOXX 50 Daily Short an der Mailänder Börse gelistet.

Anleger sollten diese Strategien genau verstehen, um böse Überraschungen zu verhindern. Da diese ETFs nur für eine Haltedauer von einem Tag gedacht sind, sollte der Ottonormal-Investor zweimal nachdenken, ob er sich das Produkt ins Portfolio legen will. Mehr zum Thema Hebelprodukte können Sie in unserem Artikel „Im Hebel liegt die Würze - und oft auch die Tücke“ nachlesen.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Der Wintereinbruch in Teilen der USA hat den Gaspreis fast auf ein neues Jahreshoch getrieben. Zudem sind die US-Gasreserven laut EIA (Energy Information Administration) zu Beginn der Heizsaison stärker gesunken als von Analysten erwartet. Während die US-Bürger frieren, dürfte es Gas-Investoren bei Renditen von über 7% in einer Woche hingegen warm ums Herz werden.

Zu den Verlierern der Woche gehören insbesondere Goldminen. Der World Gold Council hat am Donnerstag einen Bericht veröffentlicht, wonach die Goldnachfrage in den letzten zwölf Monaten um 11% zurückgegangen ist.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.