Indexfonds sind doch nicht so günstig

Evercore Pan-Asset hat in einer Studie die Kosten von Indexfonds und ETFs miteinander verglichen und ist dabei zu interessanten Ergebnissen gekommen. Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neu gelisteten Indexprodukte.

ETFs reichen Indexfonds das Wasser
Letzten Endes haben ETFs und Indexfonds das gleiche Investmentziel vor Augen, nämlich eine Benchmark bzw. einen Index passiv abzubilden. Der große Vorteil von ETFs gegenüber Indexfonds ist ihre Liquidität. Wie Investmentfonds können Indexfonds lediglich einmal am Tag gehandelt werden. Gleichzeitig wird Indexfonds jedoch immer zugutegehalten, dass sie günstiger sind als ETFs.
Evercore Pan-Asset (EPA) hat sich in einer Studie mit diesem Thema genauer beschäftigt und die Rendite und Kosten von 223 europäischen ETFs und Indexfonds in englischen Pensionsfonds analysiert. Die Untersuchung hat belegt, dass ETFs in Bezug auf Tracking-Unterschied und Handelskosten zu den günstigsten passiven Fonds auf dem Markt gehören. Zudem bestand das günstigste diversifizierte Portfolio mit passiven Fonds zu 58 % aus ETFs und zu 40 % aus Indexfonds. Die Kosten beliefen sich 2011 auf lediglich 0,1 %.
Darüber hinaus haben fast alle ETFs eine bessere Rendite erzielt, als man anhand ihrer Management-Gebühren erwartet hätte. Anders ausgedrückt: Die Rendite der meisten ETFs war besser als die Rendite des Referenzwertes abzüglich der Management-Gebühren des ETFs.
Zudem konnte EPA bei den Kosten für Investoren bei passiven Fonds eine große Diskrepanz zwischen den einzelnen Anbietern feststellen. Ein Fondsportfolio, das von einem führenden Indexfondsanbieter gemanagt wird, kostete 0,59 %. Im Vergleich dazu war ein ETF-Portfolio mit 0,24 % um einiges günstiger. Berücksichtigt man auch die Transparenz, die Liquidität und das breitere Angebot, kommt EPA zum Schluss, dass ETFs die besten Vehikel sind, um am Markt zu investieren. Indexfonds sind also nicht so günstig, wie man immer annimmt. Dennoch, große Dachfonds bevorzugen oft Indexfonds auf Grund der scheinbar günstigeren Gebühren.

Das Personalrad dreht sich weiter
In den letzten Wochen und Monaten ist das Personalrad im europäischen ETF-Markt stark in Schwung gekommen. Wie diese Woche bekannt wurde, hat Niziam Hamid nach nur zwei Jahren den französischen ETF-Anbieter Lyxor verlassen. Niziam Hamid war Head of ETF-Strategy und Deputy Head von Lyxor Asset Management. In den letzten zwei Jahren hatte Lyxor vor allem mit Mittelabflüssen zu kämpfen. Kaum scheint dies überwunden zu sein, verlassen nun leitende Angestellte den ETF-Anbieter. Es ist nur zu hoffen, dass hier keiner das sinkende Schiff verlässt.
Es gibt aber auch Positives zu berichten. Laut Pressemitteilung wird Arnaud Llinas zum neuen Gloabl Head Lyxor ETFs & Indexing ernannt.
Aber auch bei Marktführer iShares bewegt sich das Personalrad. David Gardner, Head of Sales iShares EMEA, geht nach zwölf Jahren in den Ruhestand. Nachfolger wird Berichten zufolge der derzeitige Europageschäftsführer für das institutionelle Geschäft, Leen Meijaard.

Boost-ETPs: Hände weg!
Vor einigen Wochen hatten wir darüber berichtet, dass sich mit Boost-ETP ein neuer Anbieter von Exchange –Traded Products auf dem europäischen Markt etablieren möchte. Zum damaligen Zeitpunkt war jedoch nicht klar, wie die ETPs gestaltet sind. Jetzt wurde bekannt, dass das Unternehmen dreifach gehebelte und Dreifach-Short-Produkte anbieten möchte. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um UCITS-konforme Investments, da die Richtlinien maximal einen zweifachen Hebel zulassen.
In der Vergangenheit haben wir oft über die Gefahren von Hebelprodukten berichtet. Zum einen sind sie nur für eine Haltedauer von einem Tag gedacht und damit für Privatanleger nicht geeignet. Zum anderen weicht die Rendite bei längeren Halteperioden auf Grund des Zinseszinseffektes vom erwarteten Wert, z. B. 2-mal die Rendite des DAX, ab. In Zeiten hoher Volatilität kann die Diskrepanz extrem hoch ausfallen. Bei Boost-ETPs handelt es sich sogar um Produkte mit dreifachem Hebel. Unsere Empfehlung für Privatinvestoren: Hände weg! Selbst institutionelle Investoren sollten besser dreimal nachdenken.

Wir haben es gewusst: Facebook kommt in den NASDAQ
In unserem Artikel: „Facebook lässt ETF-Anleger kalt“ haben wir von den Möglichkeiten einer Aufnahme von Facebook in einen Index berichtet. Bei den meisten großen Indexanbietern hatte Facebook keine Chance, weil das Unternehmen nicht den Kriterien für die Aufnahme in einen ihrer Indizes genügt. Beim NASDAQ-100-Index sah die Sache aber anders aus. Wie diese Woche bekannt wurde, wird Facebook zum 12. Dezember in den NASDAQ 100 aufgenommen und ersetzt dabei Infosys. Dies dürfte Aktionäre freuen, da Anbieter von physisch replizierten ETFs nun Facebook-Anteile kaufen müssen.

ETF Markt – die Neuemissionen
Diese Woche war einmal mehr Marktführer iShares sehr aktiv und hat insgesamt sieben Produkte an der Londoner bzw. Schweizer Börse gelistet.
In London bietet iShares nun vier ETFs auf Minimum-Volatility-Indizes an. Die zugrundeliegenden Indizes haben die Zielsetzung, die Märkte mit möglichst geringer Volatilität abzubilden.
Zudem wurden in der Schweiz drei weitere ETFs auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um Produkte, die Investoren die Möglichkeit geben, an der währungsbesicherten Entwicklung des S&P 500, MSCI World und MSCI Japan Index teilzunehmen.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer
Die Hoffnungen auf Konjunkturprogramme durch die neue Regierung haben den Aktienmarkt in China diese Woche beflügelt.
Der türkische Leitindex erreichte am Mittwoch ein Allzeithoch. Anleger spekulierten auf weitere geldpolitische Maßnahmen der Zentralbank, um das Wirtschaftswachstum anzutreiben.
Edelmetalle, insbesondere Goldminen, hatten eine schwierige Woche. Der Goldpreis erreichte ein Monatstief, und Goldman Sachs reduzierte sein Preisziel für Edelmetalle.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.