An Türkei-ETFs scheiden sich die Spreads

Die Spannen bei den Spreads von Türkei-ETFs gehen weit auseinander. Aber auch bei den Management-Gebühren sind die Unterschiede beachtlich. Der Morningstar ETF-Spread-Bericht. 

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Die Türkei liefert Wachstum in wachstumsarmen Zeiten. Im vergangenen Jahr hat das türkische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 8,5% zugelegt. Nur die Wirtschaft in China und Argentinien ist 2011 stärker gewachsen. Schaut man sich die Zahlen der vergangenen Quartale an, befindet sich das BIP-Wachstum zwar auch auf einem absteigenden Ast; die Regierung in Ankara hat ihre Wirtschaftsprognose für 2012 im Oktober von 4% auf 3,2% reduziert. Aber das ist noch immer beachtlich im europäischen Vergleich.

Ob das Land am Bosporus in Sachen Handelskosten besser da steht haben wir uns diese Woche angeschaut. Ein kurzes Wort zu den Spreads: Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, also die Spreads. Gerade bei illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Investoren haben die Auswahl zwischen insgesamt acht Produkten, um an der Wertentwicklung des türkischen Aktienmarktes teilzunehmen. Die Anbieter greifen hierbei entweder auf den MSCI Turkey Index oder den DJ Turkey Titans 20 Index zurück.

Der DJ Turkey Titan 20 Index bildet die 20 größten und liquidesten Unternehmen der Türkei ab. Jedes Unternehmen darf dabei maximal mit 10% im Index gewichtet sein. Der MSCI Turkey Index berücksichtigt bei der Indexkonstruktion zwar auch die Liquidität der einzelnen Unternehmen, deckt aber derzeit 25 Firmen ab und gewichtet den Finanzsektor mit 57% am stärksten. Zum Vergleich, der DJ Turkey Titan 20 Index gewichtet den Sektor mit „nur“ 53%. Hierzu ist anzumerken, dass der Finanzsektor nur einen geringen Teil zum BIP beiträgt. Daher sind die Indizes nicht unbedingt ein Spiegel der türkischen Wirtschaft.

Aber nun zurück zu den ETF-Spreads. In den 5 Handelstagen vom 5. bis 11. Dezember weist der Lyxor ETF DJ Turkey Titans 20 mit 21 Basispunkten den engsten Spread auf. Dicht gefolgt von iShares mit seinen zwei Produkten auf den MSCI Turkey Index. Der in Irland domizilierte ETF weist an der Mailänder Börse einen Spread von 23 Basispunkten auf; die deutsche Version auf Xetra ist mit einem Spread von 26 Basispunkten etwas teurer. Dies zeigt, dass zwei „identische“ Produkte mit verschiedenem Domizil, an unterschiedlichen Börsen andere Spreads aufweisen können. Es kann sich also durchaus lohnen, die Preise von mehreren Produkten an verschiedenen Börsen miteinander zu vergleichen.

Tabelle: Lyxor ist mit seinem Swap-ETF im Handel am günstigsten

Vom dritten zum vierten Platz klafft dann bereits eine etwas weitere Lücke. Der UBS-ETF MSCI Turkey A wurde in unserem Betrachtungszeitraum an der Deutschen Börse mit einem durchschnittlichen Spread von 42 Basispunkten gehandelt, und war also doppelt so teuer wie die Konkurrenz aus Frankreich. Die restlichen Produkte weisen noch weitere Spannen auf, wobei das teuerste Produkt mit einem Spread von 88 Basispunkten mehr als viermal so teuer ist wie das Produkt von Lyxor. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass es sich um die institutionelle Anlageklasse des UBS-ETF MSCI Turkey handelt. Da der ETF vorwiegend von institutionellen Anlegern gehandelt wird und daher eher ein Over-the-Counter (OTC) Geschäft ist, leidet die Liquidität an der Börse, was sich wiederum in weiteren Spreads wiederspiegelt.

Auch bei den Management-Gebühren sind die Unterschiede recht groß, wie bereits eingangs erwähnt. Zwischen dem teuersten Produkt von EasyETF und dem günstigsten von UBS liegen 22 Basispunkte. Beim UBS-ETF handelt es sich jedoch um die Anlageklasse für die institutionellen Investoren. Die Anlageklasse für den Privatanleger ist mit 60 Basispunkten jedoch immer noch eines der günstigsten ETFs.

Da es sowohl bei den Management-Gebühren als auch bei der Handelsspanne große Unterschiede gibt, sollten Anleger in puncto Kostenanalyse ihre Hausaufgaben machen.

Zudem ist noch interessant zu sehen, dass diesmal alle wichtigen Börsen vertreten sind. In der Vergangenheit wurde unsere Liste meist von einer oder zwei Börsen dominiert.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.