Alles Marketing, oder was?

Der Kampf um Marktanteile in der ETF-Branche geht weiter. Im Vergleich zur Vergangenheit werden jedoch keine Steine mehr aus dem Glashaus geworfen. Aber die Eigenwerbung der Anbieter treibt dennoch mitunter skurrile Blüten.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neu gelisteten Indexprodukte.

HSBC durch die eigene Marketing-Brille gesehen
Die EU-Wertpapieraufsicht ESMA hatte im vergangenen Jahr den ETF-Anbieter ins Pflichtenheft geschrieben, die Nettoerträge aus der Wertpapierleihe vollständig dem Fondsvermögen gut zu schreiben. Nun hofft der ETF-Anbieter HSBC davon zu profitieren, dass er die ESMA-Vorgabe erfüllt und 100% der Einnahmen aus der Wertpapierleihe an Investoren weiterleitet.
Aus Anlegersicht ist das natürlich sehr zu begrüßen, aber ob der Plan aufgeht und man aufgrund dieser Maßnahme in den nächsten Jahren zu den Top-5 ETF-Anbietern in Europa aufsteigen kann ist jedoch sehr optimistisch. Laut unserer Studie zum Thema Wertpapierleihe hat HSBC im Schnitt nur 1,9% seiner ETF-Portfolios verliehen. Der Effekt dieser anlegerfreundlichen Maßnahme ist also minimal und sollte eher als Marketing-Aktion gesehen werden.
Darüber hinaus rangiert HSBC laut Morningstar-Daten mit €2,1 Milliarden an verwaltetem Vermögen auf Platz 16 der ETF-Anbieter in Europa. Auf Platz fünf rangiert mit €13,4 Milliarden derzeit Credit Suisse ETF, die durch die Übernahme von iShares verschwinden werden. Platz 15 ist HSBC also sicher. Und danach? Selbst der sechsplatzierte Anbieter ZKB ist mit einem Vermögen von €11,9 Milliarden fast sechsmal so groß wie HSBC. Es wird für HSCB also reichlich schwer, in den nächsten paar Jahren zu den Top-5 ETF-Anbietern in Europa aufzustoßen.

Und täglich grüßt das Marketing-Tier
Nicht nur HSBC erhofft sich ein Aufschwung durch sein Marketing, auch State Street und db X-trackers sind eifrig bei der Sache. Laut den neuen ESMA-Richtlinien müssen zukünftig alle UCITS-Konformen ETFs den Zusatz „Ucits ETF“ im Namen tragen. Nun muss man wissen, dass die ESMA-Vorgaben noch nicht in Kraft getreten sind. Dennoch führen SPDR und db X-trackers bereits jetzt diesen Zusatz in den meisten Produktnamen. Die Konkurrenz, etwa iShares und Lyxor, lässt sich dagegen noch etwas Zeit. Die Maßnahme ist sicherlich kein Nachteil. Ob sich durch die neue Etikettierung wirklich erkennbare Vorteile für Anleger ergeben, ist aus meiner Sicht fragwürdig. Aber die Anleger werden sicherlich ihr eigenes Urteil in den kommenden Monaten fällen. Mal schauen wer zuletzt lacht. Bisher sieht es jedenfalls aus, als ob 2013 wenig Neues mit sich bringt: Nach wie vor dominiert iShares das Neugeschäft in Europa.

Bäumchen wechsle dich
Die Deutsche Börse hat Veränderungen des MDAX, SDAX und TecDAX mit Wirkung zum 18. März 2013 bekannt gegeben. Im MDAX wird die Norma Group AG aufgenommen. Die Aktie von Vossloh AG verlässt den Index in Richtung SDAX und ersetzt dort Norma. Im TecDAX nimmt die Telefonica Deutschland Holding AG den Platz von Solarworld AG ein. Der nächste Termin für die planmäßige Überprüfung der Aktienindizes der Deutschen Börse ist der 5. Juni 2013.
Folgende ETFs bilden diese Indizes ab:
 
Auch STOXX hat diese Woche Indexänderungen bekannt gegeben. Ab dem 18. März 2013 werden im STOXX Eastern Europe 50 Index Asseco Poland, Alpha Bank und Severstal durch Turk Hava Yollari, OTE und Tatneft ersetzt. Außerdem fällt Nokia zum 18. März aus dem EURO STOXX 50 Index raus und wird durch EADS ersetzt. Und im STOXX Europe 50 Index wird wiederum GDF Suez durch Schneider Electric ersetzt.
Auf den STOXX Eastern Europe 50 Index gibt es derzeit keine ETFs, wohingegen für die anderen beiden Indizes eine große Auswahl besteht.
 
 

ETF Markt – die Neuemissionen
Lyxor hat diese Woche zwei Produkte aufgelegt, die Investoren Zugang zur Wertentwicklung von zwei VIX basierten Volatilitätsindizes gibt. Der Dynamic Long VIX Futures Index positioniert sich auf dem hinteren Ende der Futurekurve. Der Dynamic Short VIX Futures Index positioniert sich hingegen auf dem vorderen Ende der Kurve. Investoren sollten diese Produkte jedoch genau verstehen bevor sie investieren. Mehr dazu in unserem Erklärstück zur Funktionsweise von Volatilitätsprodukten (klicken Sie hier).


ETF Markt – Gewinner und Verlierer
Bessere Arbeitsmarktdaten und positive Unternehmensdaten aus den USA haben Hoffnungen auf eine Erholung der Wirtschaft geweckt. Diese Woche konnten vor allem Industriemetalle, insbesondere Palladium, von den besseren Wirtschaftsaussichten profitieren.
Gute Nachrichten für den Aktienmarkt sind oft schlechte für Investoren in Volatilitätsprodukten. Nachdem der Dow Jones 30 Index ein Hoch nach dem anderen erklommen hat und der DAX heute Morgen das erste Mal seit 2007 über der 8.000-Punkte-Marke notierte, ist es wenig verwunderlich, dass Volatilitätsprodukte zu den Verlierern der Woche gehören.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.