Drei Schritte zum richtigen ETF

Eine kurze Anleitung, wie Sie die richtigen Schlüsse aus unseren Research-Berichten zu ETFs ziehen können. 

Ali Masarwah 21.03.2014
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Die ETF-Branche wächst rasant. Und mit dem Wachstum kommt die Komplexität. Die Philosophie von Morningstar lautet „investors first!“. Unser Anspruch ist es, das nötige Wissen zu liefern, das Investoren brauchen, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Deshalb fassen wir in diesem Artikel die Top 3-Kriterien einer ETF-Anlage zusammen. Dieser Artikel ist zugleich eine Anleitung für die Verwendung unserer englischsprachigen Research-Berichte, die Sie auf unserer Homepage finden können und die Bezieher unserer Newsletter jede Woche auf den Tisch bzw. Bildschirm bekommen (hier gelangen Sie zu unserer Homepage, wo Sie sich unter "Mein Account" bzw "Mitgliederbereich" für unsere Newsletter anmelden können). 

Erstes Kriterium: Die Indexkonstruktion

Ist die Frage über die passende Asset Allocation geklärt, geht es um die Wahl des "richtigen" Index. Richtig heißt hier, dass Sie zunächst beurteilen müssen, mit welchem Index Sie Ihre Anlageziele am besten umsetzen können. Es gilt, den Mechanismus eines Index genau verstehen, um unerwünschte Überraschungen zu vermeiden. Das Konzentrationsrisiko einzelner Aktien oder Sektoren ist am einfachsten zu erkennen. Der Ölkonzern Petrobras macht beispielsweise fast 20% des MSCI Brasilien aus. Das impliziert ein erhebliches Konzentrationsrisiko. Gleiches gilt für Gazprom bei Russland-Aktienindizes und für Nestlé im Schweizer Index SMI. 

Oft führen Indexanbieter auch eine Maximalgewichtung der einzelne Wertpapiere ein, um eben genau diese Konzentrationsproblematik zu minimieren. Doch auf der sicheren Seite ist der Anleger damit nicht. Oder wussten Sie, dass in asiatischen Immobilien-Aktien-Indizes rund die Hälfte der Titel aus Hongkong-Aktien besteht? 

Zudem sollten Anleger die Gewichtungsmethode des Index verstehen. Die meisten Indizes werden anhand der Marktkapitalisierung der Titel gewichtet. Die Technologie-Blase der späten 90er Jahre ist ein sehr gutes Beispiel, welche Risiken das mit sich bringt: Teure Aktien werden in nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes stark gewichtet, und mit jedem Kursanstieg wird das Risiko eines Rückschlags größer - so, wie es ab dem Jahr 2000 auch eingetreten ist.

Noch kritischer ist die Konstruktion von herkömmlichen Anleihenindizes zu sehen. Die größten Schuldner werden am höchsten gewichtet. Eine derartige Konzentration , (ob auf Ebene von Unternehmen oder Staaten) birgt das Risiko, dass diese Emittenten sich bis zu einem Punkt verschulden, ab dem sie unfähig werden, ihre Schulden zu begleichen. 

Zweites Kriterium: Die Replikationsmethode

Neben der Indexkonstruktion ist es auch sehr wichtig zu verstehen, wie die unterschiedlichen ETF-Strukturen die Performance des Referenzindex liefern.
Physisch replizierende Exchange Traded Funds (ETFs) können entweder durch vollständige Replikation oder durch das sogenannte Sampling-Verfahren den Index abbilden. Das Sampling-Verfahren wird häufiger für große Indizes oder für Indizes mit weniger liquiden Wertpapieren verwendet. Dabei kauft der ETF-Anbieter nur einen ausgewählten Aktienkorb, der im Idealfall das identische Risiko-Rendite-Profil wie der zugrunde liegende Index aufweist. In schwierigen, volatilen Marktphasen kann der Sampling-Ansatz einen höher als erwarteten Tracking Error mit sich bringen.

Darüber hinaus machen einige physisch replizierten ETFs von der Wertpapierleihe Gebrauch, um ein zusätzliches Einkommen zu generieren. Dabei werden Anleger allerdings einem Kontrahentenrisiko ausgesetzt. Die Höhe des Risikos der Wertpapierleihe hängt vom Volumen der ausgeliehenen Wertpapiere und deren Bonität ab.

Anbieter synthetisch replizierender ETFs bilden den Referenzwert mit Hilfe eines Swap-Geschäfts mit einem oder mehreren Gegenparteien ab. Der Anbieter verpflichtet sich, der Gegenpartei die Rendite eines vordefinierten Wertpapierkorbes mit dem der Rendite des Referenzwertes zu tauschen. In den meisten Fällen reduziert die synthetische Replikation die Kosten und den Tracking Error, erhöht aber das Kontrahentenrisiko. Für schwer zugängliche Märkte haben Swap-Strukturen ein besseres Tracking relativ zu physisch replizierenden ETFs. 

Drittes Kriterium: Die Kosten

Zum Schluss sollte man sich die Gesamtkosten für eine ETF-Anlage anschauen, da es neben den Managementgebühren eine Reihe versteckter Kosten gibt.
Die Gesamtkostenquote ist der auffälligste zuzuordnende Kostenblock bei einem ETF-Investment. Die TER repräsentiert den Teil der Kosten, die jährlich vom Anbieter für die Indexnachbildung dem ETF entnommen wird. Dies kann alle möglichen Kosten beinhalten, von den Handelskosten des ETF-Managers bis zum Marketingbudget und von Depotbankgebühren bis hin zu Lizenzkosten für den Index. Nicht in der TER enthalten und dennoch extrem wichtig sind die Handelskosten, die für den Investor entstehen, der so genannte Spread. Die Handelsspanne ist ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Wir untersuchen regelmäßig die Börsen-Spreads ausgewählter ETF-Kategorien, damit Sie sich ein Bild über die gesamten Kosten einer ETF-Anlage machen können. 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich