Anleger greifen im April bei Fonds zu

Sogar die bis dato unbeliebten Rohstofffonds können Nettozuflüsse verbuchen. Die monatliche Morningstar-Analyse zu den Geldflüssen in Publikumsfonds.  

Ali Masarwah 02.06.2014
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Anleger haben sich im April nicht durch die Ukraine-Krise und Warnungen vor hohen Aktienbewertungen irritieren lassen und bei Fonds beherzt zugegriffen. Das geht aus der Mittelfluss-Statistik von Morningstar hervor, welche die Investitionen in Publikumsfonds (ex Dachfonds) mit Domizil in Europa misst. Die höchsten Zuflüsse wurden absolut in Rentenfonds gesehen, die netto 12,1 Milliarden Euro an Zuflüssen verbuchten. Mischfonds verzeichneten eine Nettoabsatzleistung von 10 Milliarden Euro, gefolgt von Aktienfonds und alternativen Fonds.

Auffällig ist, dass erstmals seit langem auch Rohstofffonds wieder Zuflüsse verbuchen konnten. Sie sammelten im April knapp 500 Millionen Euro netto ein, eine größere Nachfrage als in jeder Einmonatsperiode seit März 2011. Vor allem breit streuende Rohstofffutures-Fonds waren dabei gefragt. Auch Edelmetallfonds konnten Zuflüsse verbuchen. Energie- und Agrarrohstoffe verzeichneten indes leichte Abflüsse.

Auch Geldmarktfonds konnten im April zulegen. Anleger investierten 8,3 Milliarden Euro und brachten damit die Zuflüsse in den ersten vier Monaten auf gut 23 Milliarden Euro. Dies stellt eine deutliche Trendumkehr gebenüber dem Vorjahr dar, als diese Kurzfristanlagevehikel als Reaktion auf das Niedrigzinsumfeld in Europa und den USA Abflüsse von gut 57 Milliarden Euro hinnehmen mussten. Angesichts der allgemein erwarteten Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone im Juni stehen die Zeichen allerdings schlecht, dass diese Fonds künftig auch nur nominale Erträge erwirtschaften können.

Tabelle: Zuflüsse im April nach den großen Fondsgruppen

 

Blickt man auf die volumengewichteten Zuwachsraten der großen Fondskategorien fällt auf, dass erneut Mischfonds und alternative Fonds am stärksten wachsen konnten. Im April verzeichneten alternative Fonds mit einem Plus von 2,44% das höchste organische Wachstum aller großen Fondsgruppen. Mischfonds wuchsen um 1,37%, während Aktienfonds nur um 0,33% zulegten und das in Bondfonds investierte Vermögen um 0,78 wuchs. Das organische Wachstum setzt die Nettoflüsse ins Verhältnis zum Fondsvermögen, das um die Markt-Performance bereinigt wird. In den ersten vier Monaten des Jahres lagen alternative Fonds und Mischfonds mit einem Plus von 11,7% bzw. 6,05% weit vor Aktien- und Rentenfonds (1,53% bzw. 2,57%)

Schwellenländerfonds und Mischfonds waren im April die Renner

Mit Blick auf die am stärksten nachgefragten Fondskategorien fällt die verstärkte Nachfrage nach Schwellenländerprodukten auf. Die untere Tabelle zeigt, dass breit streuende globale Produkte sowohl auf der Aktien- als auch der Rentenseite im April stark nachgefragt waren. Selbst die kräftig unter die Räder geratenen Schwellenländer-Rentenfonds für lokale Währungen profitierten von der offenbar positiven Stimmung von Privatinvestoren für Schwellenländerprodukte.

Kontinuität war indes bei den beliebtesten Mischfondskategorien angesagt: vor allem defensive Produkte, die schwerpunktmäßig in Bonds investieren, standen im Fokus der Investoren. Der am stärksten nachgefragte Mischfonds überhaupt war erneut der M&G Optimal Income Fund. Auch der Allianz Income and Growth, der Invesco Pan European High Income und der DNCA Invest Eurose zählten zu den beliebtesten Mischfonds im April.

Die hohen Zuflüsse in Fonds der Kategorie Long-Short Bonds gingen vor allem auf Zuflüsse in Fonds von Legg Masen, Ignis und BlackRock zurück.

Tabelle: Die am stärksten nachgefragten Fonds nach Morningstar-Kategorie

Abflüsse mussten indes vor allem Garantiefonds im April hinnehmen. Vor allem spanische und französische Investoren gaben per Saldo Anteile zurück. Garantiefonds haben derzeit im Vertrieb einen schweren Stand, da das niedrige Zinsniveau die Risikobudgets klein hält und somit die Renditechancen deutlich mindert. Insbesondere der Bankenvertrieb in Südeuropa setzt stattdessen auf Laufzeitfonds mit festen Auszahlungsprofilen. Solche Produkte weisen indes üblicherweise keine Kapitalgarantie auf.

Die Rückgaben bei der Gruppe der globalen Rentenfonds kamen vor allem durch Abflüsse aus den zwei Templeton-Flaggschiffen, dem Templeton Global Bond und Templeton Global Total Return, zustande. Hinter den Abflüssen aus diversifizierten US-Dollar Rentenfonds steht wiederum in erster Linie das Flaggschiffprodukt von PIMCO, der PIMCO Total Return Bond Fund. 

Tabelle: Die höchsten Abflüsse nach Morningstar Kategorie

Mit Blick auf die Fondshäuser mit den höchsten Zuflüssen stach im April JPMorgan Asset Management heraus. Das US-Haus verbuchte in seinen in Europa domizilierten Fonds Zuflüsse in Höhe von 2,4 Milliarden Euro. Dieser Absatzerfolg speiste sich aus vielen Quellen: Nicht weniger als in 12 Morningstar Kategorien konnten JPMorgan-Fonds im April Zuflüsse von mindestens 100 Millionen Euro verbuchen.

Auch Allianz Global Investors (AGI) konnte mit einer starken Vertriebsleistung glänzen. Nach einem starken Monat März konnten im April Mischfonds und – eine beachtenswerte Tatsache angesichts der nicht so lange zurückliegenden organisatorischen Trennung vom Bond-Spezialisten PIMCO - Bond-Fonds von AGI hohe Zuflüsse auf sich vereinen.

Eher konzentriert waren die Zuflüsse indes bei M&G und DNCA. Bei M&G stellt der Megafonds M&G Optimal Income erneut alle anderen Fonds des Hauses in den Schatten. Das fällt umso stärker auf, als andere prominente Fonds, etwa der M&G Global Basics, M&G Global Dividend und M&G Global Leaders, in diesem Jahr mehr oder weniger starke Abflüsse hinnehmen mussten. Im April konzentrierten sich nicht weniger als 70% der Nettozuflüsse bei M&G auf den M&G Optimal Income.

DNCA, ein bankenunabhängiges französisches Fondshaus, profitierte vor allem von den Zuflüssen in seine Mischfonds-Strategie Eurose, ebenfalls ein defensives Allokationskonzept, von dem es eine französische und eine Luxemburger Variante für den paneuropäischen Vertrieb gibt.

Tabelle: Die Fondshäuser mit den höchsten Zuflüssen im April 

 

Auf der Verliererseite ragten erneut PIMCO, Scottish Widows, Carmignac Gestion und Franklin Templeton heraus. Die Assets von PIMCO schmelzen nach wie vor allem wegen der hohen Abflüsse aus dem PIMCO Total Return Bond Fund ab. In diesem Jahr verlor die US-Allianz-Tochter knapp 6% ihres europäischen Fondsvermögens aufgrund von Anteilsscheinrückgaben. In den vergangenen 12 Monaten brach das verwaltete Vermögen – bereinigt um die Marktentwicklung - um 20,7% ein.  

Auch wenn einige neu lancierte PIMCO-Produkte Erfolge im Vertrieb erzielen konnten, wie etwa der PIMCO GIS Capital Securities Fund und der PIMCO Global Fundamental Index Stocks Plus Fund, konnten die Abflüsse aus den Dickschiffen Total Return Bond und PIMCO Global Investment Grade Bond Fund nicht kompensiert werden.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Franklin Templeton, wo erneut Abflüsse aus den beiden von Michael Hasenstab verwalteten globalen Rentenfonds das Bild prägten. Allerdings fällt auf, dass sich das Tempo der Rückgaben im April verlangsamt hat. Der Templeton Global Bond, der größte Wertpapierpublikumsfonds in Europa, verzeichnete Abgänge von netto 560 Millionen Euro, der Templeton Global Total Return musste Abflüsse von 430 Millionen Euro verkraften. Dem Standen höhere Zuflüsse in den Franklin Income, Franklin European Growth und Franklin India entgegen.

Auch die beiden Flaggschiffe von Carmignac Gestion zeichneten ein trübes Bild: Der Mischfonds Carmignac Gestion, der auch in diesem Jahr hinter seinem Vergleichsindex und dem Durchschnitt der ausgewogenen Mischfonds liegt, musste im April Abflüsse von 820 Millionen Euro hinnehmen und auch das Aktienflaggschiff Carmignac Investissement verlor mit Abflüssen von 460 Millionen Euro kräftig. Der Kurzläufer-Rentenfonds Carmignac Portfolio Capital Plus verbuchte unter den Carmignac mit einem Zuwachs von 275 Millionen Euro die beste April-Absatzbilanz. Insgesamt sackte allerdings das um die Marktperformance bereinigte Vermögen in den Carmignac-Fonds in den vergangenen 12 Monaten um 14,85% ab.

Tabelle: Die Fondshäuser mit den höchsten Abflüssen im April

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich