Anleger in Europa haben gelernt, mit Damoklesschwertern zu leben. Die Eurozone ist seit Jahren fragil, das Wachstum in Europa ist anämisch, Populisten allerorts stellen die freiheitlich-demokratische Ordnung in Frage, und seitdem der Protektionismus im höchsten Amt der US-Regierung eine Heimat gefunden hat, drohen neue Zollregime den Welthandel abzuwürgen. Da gerät der bevorstehende Brexit fast schon aus dem Fokus. Bis auf die fast schon obligatorische Erwähnung eines immer noch möglichen ungeregelten „Crash“-Brexit wird wenig über Optionen, die Anlegern mit Blick auf den Austritt Großbritanniens aus der EU im März 2019 offenstehen, gesprochen. Das ist nicht sachgerecht!
Die typische Begründung dafür, dass das mögliche „Event“ des Jahrhunderts zum Non-Event in der Debatte mutiert ist, lautet so: Anleger könnten sich gegen Großrisiken wie den Brexit kaum wappnen, weil die Folgen unabsehbar seien. Eine andere Variation: Gegen politische Krisen brauche man sich nicht zu schützen, weil sie für die Märkte langfristig irrelevant seien. Das mag für politische Wahlen in wenig polarisierten Gesellschaften gelten, aber eine pauschale Negierung der Relevanz von Politik erscheint vermessen – vielleicht wurden politische Konflikte und Krisen der letzten Jahre ja nur von noch wichtigeren Faktoren, etwa der expansiven Linie der Notenbanken weltweit, nur überlagert?
Das wirft die Frage auf, ob sich Anleger wirklich mit dem unvermeidbar erscheinenden Brexit-Risiko abgefunden haben. Gilt wirklich nur das Motto „Abwarten und Tee trinken“? Weil uns das zu grobschlächtig erscheint, haben wir vier mögliche Anlegertypen identifiziert und wollen über ihre Handlungsoptionen sprechen und auch punktuell nachsehen, ob mögliche Aktionen von den Fondsdaten widergespiegelt werden. Im Fokus stehen die Typen: Der Aktivist, der Fatalist, der Realist und der Ignorante.