Globale Diversifikation war 2018 das einzige Heilmittel für Fondsanleger

Dollar-Investments retten die Performance, Mischfonds bringen Investoren dagegen bittere Enttäuschungen. Übersicht über die Performance der wichtigsten Fondskategorien im vergangenen Jahr – und ein Ausblick auf was Anleger im Januar erwarten könnte.

Ali Masarwah 15.01.2019
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Einige Anleger und Journalisten haben sich bei uns in den vergangenen Tagen gemeldet und nachgehakt, ob sich auf unserer Website beim Ausweis von Performance-Daten für Fonds Fehler eingeschlichen haben. Wenn der US-Aktienmarkt 2018 deutlich negativ abgeschlossen habe, wie könne es sein, dass die Performance von einigen US-Aktienfonds – vor allem ETFs - so positiv im vergangenen Jahr verlaufen sei? Sie werden vermutlich die Antwort kennen: Weil der US-Dollar gegenüber dem Euro deutlich an Wert gewann, hatte die Währungskonversion bei USA-Aktienfonds aus Sicht des Euro-Anlegers Währungsgewinne zur Folge, was vielen US-Growth-Fonds sogar eine – leicht – positive Performance bescherte. Insofern manifestierte sich 2018 für Euro-Anleger der Charme der globalen Diversifikation! 

Fonds für Eurozonen-Staatsanleihen haben (erneut) geliefert

Und es gibt durchaus noch weitere positive Nachrichten: Unter 87 Euro-Fondskategorien konnten zwei eine positiven Performance erzielen - langlaufende Euro-Bond-Fonds, die im Schnitt 2018 um gut drei Prozent zulegten, sowie Euro-Staatsanleihefonds, die im Schnitt minimal – um 0,06 Prozent – stiegen. Das ist nicht nur eine Fußnote wert, sondern ein ganz wichtiger Befund, der als Ergänzung zur positiven Dollar-Performance zu sehen ist: Fonds für sichere Staatsanleihen mögen keine Performance-Turbos sein, aber sie haben sich erneut als exzellente Diversifizierer von Aktien-Risiken erwiesen. Insofern sollten Anleger bei allem Frust über das vergangene Jahr zur Kenntnis nehmen, dass der Charme der Diversifikation über Asset-Klassen und Währungen nach wie vor umwerfend ist! (Sie könnten an dieser Stelle versucht sein anzunehmen, dass wir für 2019 den Vorsatz gefasst haben, optimistisch auf die Welt zu blicken!). 

Was brachte das vergangene Jahr Fondsanlegern noch? Hier müssen wir den Schwenk auf die allgemeine Tristesse nachvollziehen: Verluste gab es, und zwar reichlich! (So viel zum vermuteten Vorsatz!) 

Exoten und Nebenwerte verlieren auf der Aktienseite

Kommen wir zunächst zur Aktienseite. Natürlich finden wir hier unter den Verlierern vor allem Exoten-Kategorien. Türkeifonds brachen 2018 im Schnitt um knapp 38 Prozent ein, angetrieben natürlich von den hohen Verlusten bei der Lira. Auch Nebenwerte zählten zu den prominenten Verlierern. Vor allem französische Nebenwertefonds sackten ab, aber auch diversifizierte Eurozonen-Nebenwertefonds mussten hohe Verluste von durchschnittlich 21,8 Prozent hinnehmen. 

Für Anleger in Deutschland wirkte sich der – reale oder unterstellte - Home Bias besonders negativ aus: Deutsche Standardwertefonds hielten sich nur ein klein wenig besser als Nebenwertefonds. Sie verloren 19,96 Prozent und somit nur 21 Basispunkte weniger als Fonds, die sich auf kleinere deutsche Unternehmen spezialisieren. Hier erwies sich einmal mehr die zyklische Natur des DAX als Manko, der im Zuge des sich verbreitenden Konjunkturpessimismus viel deutlicher nachgab als die meisten anderen wichtigen Standardwerteindizes. Ansonsten reflektierte das mit vielen Vorschusslorbeeren versehene Segment der chinesischen Festlands-Aktien einmal mehr schlechte Nachrichten: Fonds, die auf das so genannte A-Segment des chinesischen Marktes setzen, zählten mit einem Minus von knapp 24 Prozent zu den schwächsten Performern im Jahr 2018, wie die Tabelle mit den für Euro-Anleger relevanten Kategorien mit der schwächsten Performern 2018 zeigt.

Tabelle: Die Fondskategorien mit der schwächsten Performance 2018

Worst categories

Im Januar sind die Letzten - wieder einmal - die Ersten! 

Wie die obere Tabelle zeigt, brachte der Start ins neue Jahr bei Risiko-Assets immerhin eine Linderung. Per 14. Januar konnten viele der Verliererkategorien des vergangenen Jahres reüssieren. Auf der Aktienseite legten in den ersten zwei Wochen auch viele Nebenwertefonds zu, ebenso Biotech-Fonds, russische Aktienfonds und Österreich-Aktienfonds. Auf der Bondseite zeigten sich Hochzinsanleihefonds und globale Emerging Markets Rentenfonds von ihrer freundlichen Seite. Es gilt also das Motto: Auf den Märkten gibt es Risikoprämien zu ernten, und wer ins Risiko geht, kann Verlieren, aber spiegelbildlich auch gute Gewinne einfahren! 

Doch kommen wir zurück zum Jahr 2018. Auch aktives Management brachte Anlegern in Risiko Assets selten Linderung. Neben Mischfonds, von denen weiter unten noch die Rede sein wird, enttäuschten in der relativen Betrachtung vor allem Biotechnologie-Fonds, Russland- und Edelmetallfonds, die sehr deutlich hinter ihren Benchmarks lagen. Bei den bekannteren Kategorien lagen aktiv verwaltete Fonds vor allem bei den nebenwertelastigen global anlegenden flexiblen Aktienfonds unter ihrer MSCI Benchmark. Auch europäische Dividendenfonds lagen im Schnitt deutlich hinter der Kategorie-Benchmark MSCI Europe High Dividend Yield, was zeigt, dass aktiv verwaltete Dividendenfonds nicht zwangsläufig Vorteile gegenüber Dividenden-ETFs haben.   

Pyrrhussieg für Outperformer nicht auszuschließen

Doch es gab positive Ausnahmen vom negativen Trend für aktive Manager: Die bereits erwähnten Fonds für China-A-Shares schlugen sich relativ zum MSCI China A Index mit einer Outperformance von knapp sechs Prozentpunkten überaus wacker. Auch Türkeifonds lagen um 50 Basispunkten vor dem MSCI Turkey Index. Und Österreich-Aktienfonds und Griechenland-Fonds schlugen den MSCI Austria bzw. den Athex Composite ebenfalls deutlich, nämlich um 4,3 bzw. 3,9 Prozentpunkte. Leider dürften sich solche Erfolge als ein Pyrrhussieg für Fondsmanager erweisen: Anleger goutieren Verluste nicht, auch dann nicht, wenn ihr Fonds seinen Index in Abschwungzeiten deutlich übertrifft. Bei vielen Fonds-Investoren dürfte das – für Fonds unfaire - Motto gelten: Verluste sind nicht zu tolerieren! 

Bei Aktienfondskategorien fanden sich nur wenige Gewinner im vergangenen Jahr. So konnten sich USA Wachstumswerte-Fonds mit einem Plus von 1,2 Prozent ins neue Jahr retten. Fonds für Gesundheits-Aktien und Versorger konnten in Gestalt ihrer jeweiligen Fondskategorie ihre defensiven Qualitäten unter Beweis stellen. Sie legten um 1,6 Prozent bzw. 3,1 Prozent zu. Auch Brasilien-Aktienfonds konnten mit knapp 2,9 Prozent eine positive Performance erzielen. Die untere Tabelle zeigt die für Euro-Investoren relevanten Kategorien mit der besten Performance 2018. Bei zwei Kategorien setzte sich die gute Performance fort: Die Kategorie Aktien Brasilien legte um durchschnittlich neun Prozent zu, und Aktienfonds für Gesundheitswerte stiegen um gut vier Prozent.

Tabelle: Die besten Fonds-Kategorien 2018

Best kategories

Die Mär von der Fonds-Outperformance in volatilen Zeiten

Bedauerlich ist, dass aktiv verwaltete USA Standardwerte Blend-Fonds, also solche, die typischerweise den S&P 500 als Benchmark haben, Anlegern keinen Mehrwert bescheren konnten. Sie verloren im Schnitt 2,5 Prozent und lagen damit um 2,7 Punkte hinter der Fonds-Benchmark. Das zeigt die Ironie der häufig zitierten Legende, wonach aktive Manager in volatilen Märkten per Saldo Vorteile hätten. Hatten viele Portfolio-Lenker Ende 2017 die niedrige Volatilität als Grund für ihre Performance-Probleme geltend gemacht, so fiel die Performance 2018 mit der Rückkehr der Volatilität sogar im Schnitt noch schwächer aus! 

Auf der Rentenseite waren die oben erwähnten Gewinner bei Staatsanleihefonds eine große Ausnahme. Für Anleger brachten Fonds für Unternehmensanleihen, flexible Rentenfonds sowie Euro-orientierte Schwellenländer-Bond-Fonds Verluste von zwischen 1,5 Prozent und knapp acht Prozent. 

Indes konnten Dollar-Renten-Kategorien hiesigen Anlegern deutliche Pluszeichen bringen. USD Fonds für Unternehmensanleihen legten etwa im Schnitt um 2,9 Prozent auf Eurobasis zu. Auch hier schlug sich der Dollar-Effekt positiv nieder. Allerdings dürften sich nur die allerwenigsten Euro-Investoren in dieser Kategorie tummeln, da für viele die hohe Währungsvolatilität (die naturgemäß auch in die andere Richtung ausschlagen kann) abschreckend wirkt. Typischerweise investieren Anleger hierzulande in Euro-abgesicherte Fonds. Das war bei Spread-Produkten mit Verlusten verbunden. Zusätzlich fielen aufgrund der großen Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone prohibitiv teure Absicherungskosten an, was die gute Laune global diversifizierter Investoren gedämpft haben dürfte.

Mischfonds brachten Anlegern herbe Verluste

Doch das dicke Ende kommt noch. Mischfonds schnitten so schwach ab wie schon lange nicht mehr. Vor allem die großen EUR-Mischfondskategorien hatten in dem wechselhaften Marktumfeld mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Aggressive EUR Mischfonds verloren 9,4 Prozent und damit 7,4 Prozentpunkte (sic!) mehr als eine kombinierte Aktien-Renten-Benchmark. Global anlegende flexible Mischfonds büßten 8,6 Prozent ein und lagen damit sieben Punkte hinter einer 50:50 Aktien-Renten-Benchmark. Besonders enttäuschend dürfte die Performance von defensiven Mischfonds, deren konservative Anleger Verluste ein Dorn im Auge sein dürften. Rentenlastige Fonds mit globalem Anlageschwerpunkt verloren knapp fünf Prozent und damit gut 4,3 Punkte mehr als eine 75:25 Aktien-Renten-Benchmark. Auch ausgewogene Mischfonds verloren mit 6,9 Prozent deutlich und lagen damit um satte fünf Punkte hinter der 50:50 Aktien-Renten-Benchmark. 

Bei EUR-Mischfonds schlugen gleich mehrere Nachteile durch: die hohen Kosten, die überwiegend unterdurchschnittliche Duration bei sicheren Anleihen sowie eine Übergewichtung von Spread-Papieren auf der Bond-Seite, was diese Produkte aufgrund eines ungünstigen Risiko-Profils auf der Bond-Seite als Aktienwölfe im Mischfonds-Schafspelz erscheinen lässt. Als wäre das nicht genug hatten global ausgerichtete Euro-Mischfonds auch damit zu kämpfen, dass sie auf der Aktienseite US-Titel deutlich untergewichtet hatten im Vergleich zur Kategorie-Benchmark. Der typischen Behauptung von Fondsmanagern, eine US-lastige Benchmark repräsentiere nicht die „Anlegerwirklichkeit“ von Investoren hierzulande könnte man entgegensetzen, dass eine europazentrierte Aktien-Gewichtung in den vergangenen Jahren ein sicherer Weg zur Underperformance war. Vielleicht wäre es ja einmal an der Zeit, von der tristen europäischen Anlegerwirklichkeit Abschied zu nehmen und die Fondsportfolios von Investoren stärker global zu diversifizieren?

Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich