'Wichtigste Alpha-Quelle ist die Währungsallokation.'

Wir sprachen mit den Fondsmanagern Gunther Eckner und Harry Schoett.

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Im Jahr 2009 stiegen die Aktienindizes weltweit stark, die Rohstoffpreise kletterten dynamisch nach oben und auch für die Rentenmärkte entwickelte sich das Jahr schließlich noch sehr gut - alles in allem Entwicklungen, die 2010 kaum wiederholbar scheinen. Bei der Suche nach Alternativen stößt man unweigerlich auf Währungen als Anlageklasse, mit denen man immer eine positive Performance erwirtschaften kann. Wir sprachen mit Harry Schoett und Gunter Eckner von der LBBW Asset Management über den BW-Renta-International-Universal-Fonds.



Morningstar: Herr Schoett, Herr Eckner, können Sie uns bitte die Anlagestrategie des BW-Renta-International genauer erläutern?

Schoett / Eckner: Der BW-Renta-International ist ein klassisch

er, aktiv verwalteter internationaler Rentenfonds mit einem fundamental-qualitativen Top-Down-Ansatz.

Im BW-Renta-International wird das Know-How der LBBW Asset Management bei der Analyse volkswirtschaftlicher Zusammenhänge in einen Mehrwert transferiert. Da wir in Personalunion als Makroanalysten und Fondsmanager agieren, gibt uns dieser Ansatz zwangsläufig überdurchschnittliche Freiheitsgrade und nimmt uns in direkte Performanceverantwortung. Um dem gerecht zu werden, ist ein erheblicher Teil unserer Analyse der Ex-ante-Risiko-Vermeidung gewidmet, die den BW-Renta-International in den vergangenen Jahren sicher durch alle Krisen führte.

Ziel des Fonds ist, die gängigen internationalen Weltindizes für Staatsanleihen nach Kosten risikoadjustiert nachhaltig zu übertreffen.

Wir orientieren uns bei den Investitionsentscheidungen nicht nur an Benchmark-Gewichtungen, sondern investieren in die aus unserer Sicht für einen Euro-Anleger vom Chance-Risiko-Verhältnis her attraktivsten Währungen, Laufzeiten, Rating-Klassen, Sektoren und Einzeltitel.

Morningstar: Wie setzen Sie die Strategie im Fonds um?

Schoett / Eckner: Ausgangspunkt für die Portfoliokonstruktion ist die Benchmark Citigroup World Government Bond Index in Euro. Auf dieser Basis erstellen wir ein Portfolio, in das unsere Marktmeinung für die nächsten Quartale eingeht. Dieses strategische Portfolio implementieren wir durch Transaktionen in der Kasse. Es ist der Ausgangspunkt für kurzfristige taktische Positionierungen, die wir dann überwiegend mit Hilfe von Derivaten und Devisentermingeschäften umsetzen. Die Portfoliokonstruktion basiert auf drei Alpha-Quellen.

Wichtigste Alpha-Quelle ist die Währungsallokation. Zunächst legen wir die strategische Gewichtung der Hauptwährungen Euro, US-Dollar und Yen auf Basis makroökonomischer Analysen fest. Danach loten wir das restliche Währungsspektrum aus. Um den spezifischen Risiken „kleinerer“ Währungen von vorneherein gerecht zu werden, haben wir uns intern Gewichtungsobergrenzen für diese Währungen auferlegt.

Zweitwichtigste Alpha-Quelle ist die Laufzeitenstruktur. Hier führt unsere Analyse der globalen Zinsmärkte zu einer strategischen Laufzeitenstruktur für den Fonds. Danach legen wir länderspezifische Abweichungen fest.

Drittwichtigste Alpha-Quelle ist das Spread-Management. Die Allokation der verschiedenen Anleihensegmente und Rating-Klassen erfolgt auf Basis von makro- und mikroökonomischen Überlegungen.

Wir investieren nahezu ausschließlich in risikoarme Wertpapiere erstklassiger Qualität und hoher Liquidität in entwickelten Märkten. Erworben werden in der Regel Staatsanleihen, Sub-Sovereigns, Supranationals oder Agencies. Gegenwärtig fordern wir mindestens ein AA-Rating. Strukturierte Produkte setzen wir nicht ein.

Ausgehend von der strategischen Positionierung adjustieren wir auf Basis einer Kapitalstromanalyse taktisch die Währungs- und Laufzeitenallokation mittels Devisentermingeschäften und Zinsderivaten. Für die Timingentscheidungen setzen wir dann gerne die Technische Analyse ein.

Morningstar: Wie beschränken Sie das Risiko im Fonds?

Schoett / Eckner: Das Risiko im Fonds wird effektiv durch das beschränkt, was wir Ex-ante-Risikovermeidung nennen. Das beginnt schon damit, dass zwei erfahrene und bewährte Makroanalysten den Fonds im Team managen. Wir fällen alle wesentlichen Entscheidungen diskretionär im Konsens. Können wir für eine Anlageidee keinen Konsens finden, nehmen wir eine neutrale Position bezüglich Benchmark und Risiko ein. Das schließt emotional geprägte, unausgewogene oder gar Affekt-Entscheidungen eines einzelnen Fondsmanagers aus. Selbstgesetzte Grenzen, wie zum Beispiel für das maximale Gewicht kleinerer Währungen, für ein Mindest-Rating von aktuell AA oder für die Mindest-Liquidität, sind Teil dieses Systems. Der darüber hinausgehende Ausschluss selbst von hochliquiden AAA-Investments oder renommierten Länderadressen, wenn hier für die Zukunft gut begründete Gefahren gesehen werden, gehört zum System der Ex-ante-Risikovermeidung.

Unabhängig davon werden die Währungs- und Zinsänderungsrisiken kontinuierlich von den Fondsmanagern gemessen. Die üblichen Risikokennzahlen werden ex-post vom Risikomanagement zur Verfügung gestellt und kontinuierlich vom unserem CIO verfolgt.

Morningstar: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Währungspaare EUR/USD und USD/JPY in den nächsten 12 bis 24 Monaten ein?

Schoett / Eckner: Da sich die strukturelle Schieflage der US-amerikanischen Wirtschaft nicht in kurzer Zeit auflösen lässt, rechnen wir nicht mit einer nachhaltigen Belebung der Konjunktur. Mit Blick auf die Konjunktur und um das Finanzsystem zu stützen, dürfte die Nullzinspolitik der Fed über das gesamte kommende Jahr hinaus weiterverfolgt werden. Damit dürfte sich der US-Dollar auch im kommenden Jahr als interessante Finanzierungswährung qualifizieren und tendenziell schwach notieren. Die alten Hochs um 1,60 USD/EUR können bereits früh im kommenden Jahr erreicht werden. In den darauffolgenden Quartalen erwarten wir aus heutiger Sicht nach einer Konsolidierung eine fortgesetzte Abschwächung in Richtung von 1,80 USD/EUR.

Mit seiner außerordentlich hohen Staatsverschuldung und der Unfähigkeit, am Erfolg von China in der unmittelbaren Nachbarschaft mehr zu partizipieren, sehen wir Japan und seine Währung langfristig kritisch. Auch wenn im kommenden Jahr erhebliche Kapitalströme aus der Rückabwicklung früherer Carry-Trades den japanischen Yen unterstützen dürften, sollte der zuletzt feste Yen gegenüber dem US-Dollar unter starken Schwankungen per Saldo zu einer leichten Schwäche tendieren.

Morningstar: Wie würden Sie im Falle eines steigenden Zinsniveaus in den USA und der Eurozone den Fonds positionieren?

Schoett / Eckner: Tatsächlich erwarten wir im Zuge einer fortschreitenden Konjunkturzwischenerholung zur Jahresmitte 2010 hin steigende Renditen am langen Ende. Deshalb bleibt die Duration im BW-Renta-International vorerst kurz. Der Schwerpunkt liegt auf kurzen Anleihen aus USA, Euroland und Japan. In konjunkturell vorauslaufenden Märkten, das sind in der Regel rohstoffreiche Länder wie Australien, Kanada oder Norwegen, würden wir die dann erheblich attraktiveren Renditen im mittleren und längeren Laufzeitenbereich bevorzugen.

Herr Schoett, Herr Eckner, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Maximilian Kreitlmeier

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Maximilian Kreitlmeier  ist Fondsanalyst bei Moringstar