Frank Lübberstedt: 'Unser Ansatz ist sehr konservativ.'

Wir sprachen mit Fondsmanager Lübberstedt über seine Strategie.

Simon Nöth 02.11.2010
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Der Acatis Aktien Deutschland ELM ging aus einer Kooperation zwischen Herrn Lübberstedt und Acatis hervor. Das Anlageuniversum des Deutschlandfonds umfasst sowohl die großen DAX-Aktien als auch Werte aus dem MDAX oder SDAX. Das Portfolio zeigt eine Vorliebe für Nebenwerte. Morningstar sprach mit Fondsmanager Frank Lübberstedt über Chancen und Risiken der Strategie.

 1. Morningstar: Herr Lübberstedt, könnten Sie uns bitte die Anlagephilosophie skizzieren?

Herr Lübberstedt: Wir sind Value Investoren und investieren in deutsche Aktien stetiger und substanzhaltiger Unternehmen aller Größenklassen. Weiter sind wir Stockpicker und investieren frei von unserer Benchmark. Unsere Aktien finden wir überproportional im sogenannten deutschen Mittelstand. Diese Firmen sind häufig Weltmarktführer in ihren Nischenmärkten.

 2. Morningstar: Wie kam es zur Kooperation mit Acatis?

 Herr Lübberstedt: 2002 nahmen wir Kontakt zu Herrn Dr. Leber auf, mit der Idee einen deutschen Aktienfonds zusammen mit der Acatis aufzulegen. Nach vielen Gesprächen ging der Acatis Aktien Deutschland ELM im Januar 2003 an den Start.

 3. Morningstar: Wie wichtig ist für Sie das Management einer Firma?

Herr Lübberstedt: Unser Investmentprozess kennt 5 Filter, die jede Aktie gleichzeitig durchlaufen muss. Einer dieser Filter ist die Managementqualität. Wir sind davon überzeugt, dass Firmen, die von einem guten, konservativen und auf den langfristigen Unternehmenserfolg ausgerichteten Management geführt werden, sich langfristig besser entwickeln als Ihre Konkurrenten. In der Mehrheit sind dies Firmen, in denen der Firmengründer auch Mehrheitsaktionär und CEO ist. Beispiele aus dem Fonds sind Firmen wie Sto, Init, Mühlbauer, Mobotix und Grenkeleasing. Bei dieser Vorgehensweise haben wir den Vorteil, dass wir wissen, dass das Management nicht nur auf die nächsten Quartalszahlen achtet, sondern das Unternehmen mit Weitblick entwickelt und den Unternehmenswert steigert.

 4. Morningstar: Worin liegen die Stärken Ihres Ansatzes?

Herr Lübberstedt: Unser Ansatz ist sehr konservativ. Hiermit reduzieren wir die Volatilität für den Anleger erheblich. Die Haltedauer der einzelnen Titel liegt in der Regel bei mehreren Jahren, so dass wir von der kontinuierlichen Entwicklung unserer Aktien profitieren. Mit dieser Vorgehensweise haben wir in 6 von 7 Jahren eine Outperformance gegenüber unserer Benchmark (CDAX) erzielt. 

5. Morningstar: Das Aktienuniversum sind zwar grundsätzlich alle deutschen Aktien, allerdings investieren Sie mit Vorliebe in Nebenwerte. Hat dies einen besonderen Grund?

Herr Lübberstedt: Die Nebenwerte machen gut 80% des deutschen Aktienmarktes aus. Wir würden uns massiv in unseren Möglichkeiten beschneiden, wenn wir dort nicht bevorzugt investieren würden. Für diese Unternehmen, die 80% aller deutschen Aktien stellen, gibt es wenig Datenbankinformationen und Coverage. Wir erstellen hier unsere eigenen Analysen. Das Gros der deutschen Aktienfonds investiert bevorzugt in den verbleibenden 20 % der Aktien.

6. Morningstar: Wie kommen Sie auf die sehr kleinen Werte mit einer Marktkapitalsierung von unter 100 Mio. Euro?

Herr Lübberstedt: Investorenkonferenzen und Unternehmensbesuche sind zwei Wege. Sehr viel Zeit investieren wir in die Lektüre von Geschäfts- und Quartalsberichten. Wir haben in unserem Büro aktuell fast 300 Ordner die mit Geschäftsberichten gefüllt sind. Wir lesen die HV-Berichte oder schauen auf Insidertransaktionen. Das Internet dient zur Informationsbeschaffung über den Markt und die Wettbewerber der Unternehmen.

 7. Morningstar: Wie schätzen Sie die Zukunft für die Strategie ein und wo sehen Sie allgemein Chancen oder Risiken?

Herr Lübberstedt: Ich denke, dass unsere Vorgehensweise zeitlos ist und somit in der Zukunft annähernd gleiche Ergebnisse liefern wird. Der Grund ist, dass wir uns fundamental mit Unternehmen auseinandersetzen und versuchen, das Unternehmen, seinen Markt und seine Konkurrenten zu verstehen. Unternehmen, die gut geführt werden, eine hohe Bilanzqualität aufweisen, fundamental günstig bewertet sind und eine starke Marktstellung haben, werden sich auch in der Zukunft positiv entwickeln. Risiken für die Märkte sind mit Sicherheit die aus dem Ruder gelaufenen Staatsverschuldungen. Es macht auch nachdenklich, dass die Staaten sich trotz historisch niedriger Zinsen kurzfristig verschulden. Dies sollte an und für sich ein guter Nährboden für inflationäre Tendenzen sein. Aktuell scheinen wir uns aber eher in einem deflationären Umfeld zu bewegen. Die gerade genannten Risiken sprechen daher eher für ein Investment in den Sachwert Aktie. Denn im Falle von Staatspleiten sind Anleihebesitzer die großen Verlierer und im Falle einer Bewegung hin zu mehr Inflation ist ein Investment in Aktien ebenfalls zu bevorzugen. Unsere Leidenschaft ist das Aufspüren von unterbewerteten Unternehmen und nicht der Versuch, den Zeitpunkt für eine mögliche kommende Inflation zu bestimmen. 

8.    Morningstar: Für welchen Anleger ist der Fonds geeignet bzw. wie lässt sich die Strategie in ein Portfolio einbinden?

Herr Lübberstedt: Für jeden Anleger der mittel– oder langfristig denkt. Aktienfonds sollten immer ein Baustein der Geldanlage sein. Wir konnten für unsere Anleger seit Fondsauflage im Jahr 2003 eine durchschnittliche Rendite von über 13 % p. a. erzielen. Wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit das Crashjahr 2008 enthalten ist, zeigt sich, dass gut gemanagte Aktienfonds langfristig eine überdurchschnittliche Rendite erzielen.

Herr Lübberstedt, besten Dank für das Interview.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar