ETF Times 24/10 – 28/10/2011

Die wöchentliche ETF-Kolumne von Gordon Rose.

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Willkommen zur dritten Ausgabe unserer Kolumne ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation fassen wir die Highlights der Märkte zusammen und stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETPs vor. Zugleich geben wir einen Überblick über die neugelisteten Indexprodukte in Europa.

Marktbericht

Nach dem Kursfeuerwerk am Donnerstag hat der DAX zum Wochenausklang eine Verschnaufpause eingelegt. Im Laufe des Nachmittags pendelte der deutsche Leitindex um die Nullinie. Auch die Schweizer Börse konnte nicht an das Kursplus vom Donnerstag anknüpfen; gegen 15.30 Uhr liegt der SMI mit einem Plus von 0,4 Prozent nur leicht über dem Vortagsniveau.

In dieser Börsenwoche drehte sich alles um das Gipfeltreffen in Brüssel am Mittwoch. In einer langen und zähen Verhandlungsrunde haben sich die Regierungschefs in der Nacht auf den Donnerstag schlussendlich auf eine Lösung der Griechenlandkrise einigen können. Demnach werden die Banken und andere institutionelle Anleger auf 50% ihrer Forderung gegenüber Griechenland verzichten. Dies entspricht einem Schuldschnitt in Höhe von 100 Milliarden Euro. Zudem haben sich Regierungen auf einen Hebelmechanismus beim Rettungsschirm geeinigt. Dieser soll dem Vernehmen nach die Schlagkraft des Schirms von 440 Milliarden auf über eine Billion Euro erhöhen.

Marktteilnehmer rund um den Globus haben diese Nachrichten sehr positiv aufgenommen und stiegen am Donnerstag kräftig ins Risiko ein, nachdem sie zuvor noch sehr zurückhaltend agiert hatten. Ungeachtet der guten Nachrichten aus Brüssel äußerten sich Händler etwas zurückhaltend mit Blick auf Italien. Die drittgrößte Wirtschaft in Europe musste diese Woche schlechtere Konditionen als im Vormonat für ihre Anleiheemmission hinnehmen.

Darüber hinaus gab es enttäuschende Wirtschaftsdaten. Der PMI-Index für die Eurozone fiel im Oktober auf 47,2 Punkte, der tiefste Stand seit März 2009. Ein Indexstand unterhalb 50 signalisiert ein Abschwächen der Unternehmensaktivitäten. Nichtsdestoweniger sind die Auftragseingänge der Industrieunternehmen im Euroraum überraschend um 1,9% im August angestiegen. Im Juli waren sie noch um 1,6% zurückgegangen.

In den USA haben Unternehmen gemischte Quartalszahlen präsentiert. Anfang der Woche belasteten enttäuschende Unternehmensausblicke die Börse. Im laufe der Woche konnten jedoch einige gute Daten die Stimmung etwas heben. Gemischt waren auch die Signale von der Konjunkturfront: Im Oktober sank das Verbrauchervertrauen in den USA auf den niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Außerdem notierte die Industrie in September eine sinkende Nachfrage für Autos und weniger Aufträge für Flugzeuge. Demgegenüber konnte die Wirtschaft im dritten Quartal ein Wachstum von 2,5% verzeichnen. Das dürfte Rezessionsängste eindämmen. Zunächst zumindest.

Für die zwei Schweizer Großbanken war es hingegen eine weniger erfreuliche Woche. Credit Suisse muss eine Strafe in Höhe von 9,5 Millionen US-Dollar berappen, nachdem die britische Finanzbehörde FSA die Bank für schuldig befunden hatte, Privatinvestoren nicht konform über die Risiken von strukturierten Produkten informiert zu haben. Bei der UBS brach der Nettogewinn um 39% ein, da der Handelsskandal und die geringen Aktivitäten der Kunden im Investment-Banking ihre Spuren hinterließen. Darüber hinaus kündigte Novartis an, 2.000 Stellen in der Schweiz und den USA zu streichen: die Firma leidet unter der starken Währung und muss Kürzungen im staatlichen Gesundheitswesen vielerorts verkraften.

In Japan belastet der starke Yen weiterhin die exportabhängigen Branchen. Darüber hinaus könnten sich die Folgen der Hochwasserkatastrophe in Thailand schwerer auf Japan ausüben als angenommen. Jedoch konnten einige Unternehmen erfreuliche Zahlen berichten. Zum Wochenschluss konnten die guten Nachrichten aus Europa die Börsen in Asien für zwei Tage hintereinander beflügeln.

Eine interessante Statistik kommt aus Griechenland. Nachdem die griechischen Banken seit Jahresbeginn 60 bis 90% ihres Börsenwertes verloren haben, sind sie derzeit nur noch 4,3 Milliarden Euro wert. Dies entspricht dem Handelsblatt zufolge circa dem Zinsüberschuss der Deutschen Bank im dritten Quartal. Vielleicht denkt ja Herr Ackermann über ein Monopol in Griechenland nach, das für die Deutsche Bank aus dem laufenden Cashflow zu erreichen wäre?

Der ETP-Markt

Die ETF-Transparenz-Offensive geht in die nächste Runde. Letzte Woche warben iShares und Lyxor für mehr Transparenz bei ETP-Anbietern. Das stößt auch in der Branche nicht nur auf Gegenliebe. ETF Securities hat die Initiative von Marktführer iShares abgelehnt, nicht physisch besicherte ETCs neu zu klassifizieren. „Wenn man eine gut eingeführte Produktklasse umbenennt, wird das Fragen bei den Anlegern aufwerfen“, zitiert der Branchendienst ifaonline.co.uk Towsend Lansing von ETF Securities. Dieser Einwurf verwundert nicht, ist ETF Securities doch ein Anbieter, der Rohstoff-Produkte, die nicht physisch mit besichert sind, auch als ETC kennzeichnet und auch die Bezeichnung „ETF“ im Namen führt. iShares hatte vorgeschlagen, den Einsatz von Derivaten in ETP, also in börsennotierten Indexprodukten, stärker zu kennzeichnen und teilweise neu zu kategorisieren. Im Zuge dessen würden etliche Rohstoff-ETC von ETF Securities als „ETN“, also Exchange Traded Notes gekennzeichnet, die nicht physisch besichert sind (siehe frühere Meldung).

Townsend schlug stattdessen vor, die börsennotierten Produkte in die drei Kategorien physisch replizierende Produkte, besicherte und unbesicherte Vehikel aufzuteilen. Demnach würden physisch replizierende Produkte, die Wertpapierleihe oder optimized sampling betreiben, nicht in die Kategorie fallen, die alle Titel im Portfolio halten, ein unübersehbarer Seitenhieb auf iShares, die in großem Umfang auch Wertpapierleihe in ihren physisch replizierenden ETF betreiben (siehe die Moriningstar-Analyse zur Wertpapierleihe-Praxis bei physisch replizierenden ETF).

Der Klassifizierungskampf geht also in die nächste Runde. Es fehlt nur noch ein Kommentar von db X-trackers, dann wäre der selbstrefferenzielle Dialog der Top-Anbieter in Europa komplett. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Um beim Thema zu bleiben: Die Europäische Kommission hat in der vergangenen Woche einen Bericht zur Überarbeitung der Finanzmarktrichtlinie Mifid („Mifid II“) veröffentlicht. Demnach könnten synthetische ETFs als komplexe Produkte klassifiziert werden, was den Zugriff auf diese für den Privatanleger erschweren dürfte.

Außerdem veröffentlichte AsianInvestor einen Bericht, wonach Lyxor in betracht zieht, alle ETFs von der Börse in Hong Kong abzuziehen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Finanzaufsicht der ehemaligen britischen Kronkolonie immer mehr Druck auf die Anbieter synthetischer ETF ausübt. Letzten Monat wurde bekannt, dass diese Anbieter in Hong Kong zukünftig ihre ETFs zu über 100% besichern müssen. Wir meinen: Laut der kürzlich veröffentlichten Charta dürfte dies jedoch kein großes Problem für Lyxor darstellen!

Für alle Anleger im SDAX dürfte außerdem von Interesse sein, dass die Deutsche Börse eine außerplanmäßige Anpassung des Streubesitzes von Derby Cycle AG O.N. im SDAX vornimmt. Durch die Übernahme der Firma durch PON Holding Germany GmbH hat sich der Streubesitz um 10 Prozentpunkte verringert. Daher wird im Einklang mit den Indexregeln der Streubesitz von derzeit 69,68% auf 35,33% verringet. Die Anpassung findet zum 28. Oktober 2011 statt. Die nächste planmäßige Anpassung ist auf den 5. Dezember datiert.

Der ETP-Markt: Gewinner und Verlierer

Zu den großen Gewinnern gehören diese Woche chinesische Aktien and Kupfer. Die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft beeinflusst den Kupferpreis, da China viel von dem Metal für ihre Industrie importieren muss.

Auf der Verliererstrasse finden wir diese Woche vor allem ETC, die die Performance von Indizes auf Nahrungsmittel, etwa Kaffee, Vieh bzw Schweine-Futures verfolgen.

Neuemissionen im ETP-Markt

Diese Woche gab es ein nur wenige Neuemissionen im ETP-Markt.
iShares hat eine europäische Version ihres iShares MSCI ACWI (All Country World Index) ETF auf den Markt gebracht und diese Woche an der Londoner Stock Exchange gelistet. Der ETF bietet dem Investor ein Engagement in bis zu 45 entwickelte Länder und Schwellenländer. Der ETF macht hierbei von der Technik der optimierten Replikation (optimised sampling) gebrauch. Die jährlichen Gebühren belaufen sich auf 0.60%.

Die Zürcher Kantonalbank hat diese Woche zwei physische Gold ETFs an der Schweizer Börse gelistet. Der ZKB Gold ETF und der ZKB Gold hedged (CHF). Der erste ETF ist für Schweizer Anleger, die kein Währungsrisiko scheuen, wohin die zweite Version für etwas Konservativeren Anleger ist, die die reine Entwicklung des Goldpreises in ihr Portfolio aufnehmen möchten.

 

 

 

 

 

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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