Fund Times: Die neue Morningstar Fonds-Kolumne zum Wochenstart

Wir spießen auf, was im Fondsnetz der Vorwoche hängen blieb.

Ali Masarwah 20.02.2012
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Herzlich Willkommen zu unserer neuen Fonds-Kolumne Fund Times! Ab heute werden wir jeden Montag die aktuellen Entwicklungen in der Fondsbranche für Investoren Revue passieren lassen. Da wir mit unserer bewährten Kolumne „ETF Times“ bereits das Wochengeschehen für den ETF-Investor abdecken, konzentrieren wir uns in Fund Times auf die Branche der aktiven Fonds. wir greifen in unserem neuen Redaktionsformat nicht nur die Ereignisse an den Kapitalmärkten als solche auf, sondern viel mehr noch die Folgen der Ereignisse für aktiv verwaltete Fonds. Darüber hinaus bringen wir Ihnen die Deutung der Ereignisse und die Prognosen der Portfolio-Manager, die für die Performance der Fonds geradestehen. Natürlich folgen die Fondsprodukte, die in Wertpapiere und Sachanlagen investieren, der Richtung „ihres“ jeweiligen Markts. Allerdings kommt es gerade für die Under- oder Outperformance auf die Nuancen an. Last but not least bringen wir in der Fund Times auch einen Überblick über die Produktneuheiten der Woche.

Die Aktienmärkte steigen rasant - da verbleibt wenig Zeit zum Wunden lecken

Die Fondsbranche befindet sich offenbar noch ganz unter dem Eindruck der Krisen-Ereignisse des Jahres 2011. Die Korrektur an den Aktienmärkten seit dem vergangenen Sommer und die Beinah-Katastrophe bei den europäischen Banken, die erst mit der 500-Milliarden-Euro-Blitzaktion der EZB Ende Dezember abgewendet wurde, hat viele fundamental agierende Fondsmanager stark geprägt – auch im laufenden Jahr. Noch Ende Januar hatte beispielsweise Andreas Utermann, Chief Investment Officer von Allianz Global Investors, in seinem Ausblick folgende Erwartung für Aktien formuliert: „Der raue Gegenwind, der auch für rückläufige Entwicklungen der Aktienkurse in 2011 verantwortlich war, dürfte in den kommenden Monaten anhalten und könnte die Aktienmärkte im laufenden Jahr beeinträchtigen. Eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte kann nur dann erfolgen, wenn eine glaubwürdige Lösung der Schuldenkrise in der Eurozone in greifbare Nähe rückt und/oder die volkswirtschaftlichen Daten auf eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten hindeuten.“

Mit dieser Einschätzung steht Utermann nicht alleine da: Die europäische Fondsbranche leckt nach wie vor ihre Wunden. Das in Aktienfonds verwaltete Vermögen ist im Zuge der Euro-Krise 2011 stark abgeschmolzen. Auch zum Jahresende mussten die Vermögensverwalter hohe Abflüsse aus Publikumsfonds hinnehmen. Das zeigt sich besonders stark bei deutschen Vermögensverwaltern. Vor allem das Volumen der Aktienfonds sank per Ende 2011 gegenüber Vorjahresniveau von 238 Milliarden auf 205,65 Milliarden Euro und damit deutlich. Da die Fondsanbieter mit am meisten an Aktienprodukten verdienen, gilt die Vermögensentwicklung von Aktienfonds als grobes aber zuverlässiges Barometer für den Zustand der Branche. Wie aus unseren Daten hervorgeht, gilt der Trend bei der deutschen Fondsbranche auch für die gesamteuropäische Vermögensverwaltungsindustrie (lesen Sie hier weiter).

Anders das Bild dagegen in der Schweiz: Hier konnten die Anbieter im Januar kräftig punktne. So stieg laut der Statistik des Fondsverbands SFA im Januar 2012 das Fondsvermögen auf rund 650 Milliarden CHF, ein Zuwachs von rund 18 Milliarden CHF gegenüber dem Jahresultimo 2011. Fast alle Fondskategorien konnten Zuflüsse verzeichnen (Ausnahme: Anlagestrategiefonds).

Natürlich stellt sich angesichts des rasanten Aufschwungs an den Aktienmärkten in diesem Jahr die Frage nach der Nachhaltigkeit der Kursentwicklung. Die Morningstar-Aktienfonds-Kategorien Indien, Türkei, Finnland, Russland und Brasilien konnten jeweils seit Jahresanfang auf Euro-Basis ein Plus von knapp 20% verbuchen, in Schweizer Franken gerechnet lag das Plus bei diesen Märkten sogar bei gut 25%. Auch Aktienfonds für deutsche Standardwerte legten um gut 15% zu. Das Plus bei schweizer Standardwertefonds war mit knapp 14% nur geringfügig niedriger. Wer mag es demjenigen verdenken, dem dieses Tempo sehr rasant und damit wenig nachhaltig anmutet? Chefökonom der Banque de Luxembourg, Guy Wagner, zählte in der vergangenen Woche jedenfalls zu den Skeptikern. Die Skepsis ist nachvollziehbar. Einerseits. 

Weil die Märkte aber andererseits nun einmal immer Recht haben und Aktienfonds – sofern ihre Benchmark fair gewählt wurde – eben an der Performance von Aktienmärkten gemessen werden, schwenken jetzt viele Fondsmanager, die vom rasanten Aufschwung überrascht wurden, um. Dafür gibt es zahlreiche Indizien - im Kleinen wie im Großen.

So hat etwa die Vermögensverwaltung PEH die Aktienquoten in ihren Fonds von rund 30% auf zuletzt 80 bis 100% erhöht. Die Begründung: Die Risikobereitschaft der Investoren steigt, auch wenn Griechenland und Portugal Sorgenkinder bleiben und ein Euro-Austritt Griechenlands kein Tabuthema mehr sei. Dass jetzt Portfolios in großem Stil auf „Risk-on“ umgeschaltet werden, zeigt aber auch die aktuelle monatliche Fondsmanager-Umfrage von Bank of America Merrill Lynch. Die Gewichtung von Aktien in Fonds hat laut der in der vergangenen Woche veröffentlichten Umfrage den größten Sprung seit Anfang 2011 gemacht. Entsprechend werden die Cash-Bestände reduziert. Insbesondere zyklische Aktien aus dem Industrie- oder Materialsektor gelten als attraktiv, aber auch Aktien aus den Emerging Markets. Bemerkenswert ist, dass heute netto 44 Prozent aller Fondsmanager in Schwellenländeraktien übergewichtet sind nach nur 20 Prozent in der Januar-Umfrage.

Nur wenige Neuemissionen am Markt

Zurückhaltend waren die Fondsanbieter mit der Auflage neuer Produkte. Die französische Fondsgesellschaft Edmond de Rothschild Asset Management hat mit dem EdR Euro Convictions einen europäischen Aktienfonds aufgelegt, der in die führende Unternehmen aus der Eurozone investiert. Der Fonds setzt sich aus den vier Portfolien EdR Europe Synergy, EdR Europe Value & Yield, EdR Selective Europe und EdR Euro Leaders zusammen. Ziel ist es, die Strategien und jeweiligen Unternehmen auszuwählen, die die höchsten Chancen haben, den Markt in jeder Konjunkturphase zu übertreffen. Das Fondsmanagement leitet Olivier Huet aus dem europäischen Aktienteam von Edmond de Rothschild Asset Management in Paris.

UBS Global Asset Management wiederum hat den UBS (Lux) Equity SICAV – Emerging Markets Small Caps Fund auf den Markt gebracht, der in Nebenwerte aus den Schwellenländern investiert. Das Fondsportfolio ist breit über Länder und Sektoren diversifiziert und kann 100 bis 200 verschiedene Aktien enthalten. Bei der Auswahl konzentriert sich Fondsmanager Joseph Devine auf Unternehmen, die über Potenzial beim Gewinnwachstum verfügen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich