Fund Times: Die neue Morningstar Fonds-Kolumne zum Wochenstart

Wir spießen auf, was im Fondsnetz der Vorwoche hängenblieb.

Ali Masarwah 27.02.2012
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Herzlich Willkommen zu unserer neuen Fonds-Kolumne Fund Times! Wir lassen jeden Montag die aktuellen Entwicklungen in der Fondsbranche für Investoren Revue passieren. Da wir mit unserer bewährten Kolumne „ETF Times“ bereits das Wochengeschehen für den Index-Investor abdecken, konzentrieren wir uns hier auf die Branche der aktiven Fonds. Wir greifen in unserem neuen Artikelformat nicht nur die Ereignisse an den Kapitalmärkten als solche auf, sondern auch die Folgen für aktiv verwaltete Fonds. Darüber hinaus bringen wir Ihnen die Deutung der Ereignisse durch die Portfolio-Manager, die für die Performance der Fonds geradestehen. Natürlich folgen die Fondsprodukte, die in Wertpapiere und Sachanlagen investieren, der Richtung „ihres“ jeweiligen Markts. Allerdings kommt es gerade für die Under- oder Outperformance auf die Nuancen an. Last but not least bringen wir in der Fund Times auch einen Überblick über die Produktneuheiten der Woche.

Griechenland-Krise: War da was?

In der vergangenen Woche wurde einmal mehr eine Börsenweisheit bestätigt (Kritiker werden hier sogleich einwerfen: das muss so sein – es gibt ja auch so viele!): Sell on good news, also verkaufe, wenn eine lang gute Nachricht bekannt wird. So war es auch bei der jüngsten Griechenland-Rettungsaktion. Nach einer Marathon-Sitzung hatte die Eurogruppe in der Nacht auf den vergangenen Dienstag das zweite Rettungspaket für Griechenland mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro durchgewunken. Die Folge war indes keine Erleichterungs-Rally an den Börsen, sondern sinkende Kurse. Der Dax stieß bereits am Dienstagvormittag an seine Grenzen und gab im restlichen Verlauf der Vorwoche von seinem Dienstaghoch bei 6.960 Punkten etwa 100 Punkte ab. Am Montag dieser Woche setzte sich dieser Trend fort, nach dem Motto: nachdem die Griechen – wieder einmal – vorläufig gerettet wurden, kann man sich ja jetzt auf die sich abzeichnende globale Konjunkturschwäche konzentrieren! Die Börsenschwäche erfasste nicht nur den DAX, sondern auch den SMI aus, der von seinem Hoch in der Vorwoche bis Montagmittag rund 2,6% nachgab. Auch europaweit schwächeln die Aktienkurse am Montagnachmittag.

Dessen ungeachtet werden die Fondsmanager optimistischer. „Der globale Aufschwung sollte die Aktienmärkte bis in den Sommer hinein beflügeln“, so die Erwartung von Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Bank Sarasin. Die Europäische Zentralbank habe die Geldschleusen geöffnet, um eine drohende Kreditklemme abzuwenden und dabei auch die konjunkturelle Abwärtsspirale gestoppt. „Zugegeben ist dies keine hinreichende Bedingung für einen Aufschwung, dafür jedoch eine notwendige“, so Poser.

DAX 10.000? Fondsmanager setzen jedenfalls auf high beta

Wie wir bereits an dieser Stelle in der vergangenen Woche berichtet haben, sind Fondsmanager bereits im Vorfeld der Entscheidung der Eurogruppe im großen Stil ins Risiko gegangen und haben die Aktienquoten in ihren Fonds im Januar deutlich  erhöht (lesen Sie hier). Beispiel Barings Asset Management. Nach vorsichtigen Start setzt man nun „erstmals in diesem Jahr“ stärker auf Risikoanlagen. Percival Stanion, Head of Asset Allocation, nennt die hohe Liquidität am Markt und die „äußerst günstigen Bewertung von Aktien“ als Gründe, macht aber keinen Hehl aus der taktischen Natur seiner Wette: „Es könnte sich um eine der wenigen Gelegenheiten handeln, hohe Renditen in diesem Jahr zu erzielen“, so Stanion. Er rechnet kurzfristig mit einem „deutlichen Anstieg an den Märkten“. Fundamental zeichnet Barings freilich ein düsteres Konjunkturbild: Die Konsolidierung in den südlichen EU-Staaten seien die Vorboten einer Rezession in Europa.

Bei der Kölner Vermögensverwaltung Meridio will man nicht einmal der Taktik-Argumentation Tribut zollen: „Die Kurse steigen, weil billiges Geld von den Notenbanken die Märkte flutet wie bereits in den Boomjahren zuvor. Und wie in den Jahren zuvor wird auch hier wieder der Kater einsetzen. Dann schlägt das Stimmungspendel zurück auf die todtraurige Seite und die Geister der Krise werden wieder Furcht und Schrecken verbreiten. Dann sinken auch die Kurse” so bringt es Meridio-Chef Uwe Zimmer auf den Punkt. Er resümiert: „Das dicke Ende kommt noch“.

Stimmt die Diagnose der Börsenpessimisten, dann könnte die Liquiditäts-Party an den Märkten möglicherweise nur ein kurzfristiges Intermezzo darstellen - der Katzenjammer beim Abknicken der Kurse dürfte dann umso größer sein. Denn so charmant der rechtzeitige Einstieg in eine liquiditätsgetriebene Hausse sein kann, um so wichtiger ist auch der Ausstieg, bevor die Musik an der Party wieder abbricht. Dass auch die Profis mit Blick auf das richtige Timing wenig Fortune haben, zeigte sich an einem kleinen, aber vielsagenden Beispiel. ETF-Anleger, denen man unter Experten gemeinhin ein hohes Maß an Marktkenntnis unterstellt, haben im Januar bei Hebelprodukten fast ausschließlich Short-Produkte gekauft (lesen Sie hier mehr).

Jedenfalls könnte gerade deutschen Fondsanlegern Unbill drohen. Denn sie konzentrieren sich bei ihrer Anlageentscheidung vorwiegend auf den heimischen Markt. Dies hat eine repräsentative Umfrage von AXA Investment Managers zutage gefördert. Der so genannte home bias hat sich dabei offenbar noch verstärkt: Während 2011 noch 71 Prozent in der Heimatregion „unterwegs“ waren, sind heute bereits 86 Prozent in Europa investiert. Nur 24 Prozent haben Geld in Industrienationen weltweit angelegt und 8 Prozent besitzen Anteile an Schwellenländerfonds, so die AXA-Umfrage.

Wie dem auch sei: Europas Investoren haben sich in dem noch relativ jungen Jahr 2012 auf das Erholungsszenario festgelegt. Wie die Morningstar-Statistik zum europaweiten Absatz aktiv verwalteter Fonds in der vergangenen Woche gezeigt hat, wurden im Januar wieder Risikoanlagen gekauft: Aktien und Hochzinsanleihen standen im Fokus von Europas Anlegern. Netto wurde deutlich mehr Geld in aktive Fonds investiert als aus ihnen abgezogen wurde. Bei den deutschen Anbietern waren im Januar vor allem die DWS und Allianz Global Investors (ohne Pimco) relativ erfolgreich. Überwiegend verkauft wurden indes Fonds von der Deka, Universal-Investment, Frankfurt-Trust und Union Investment.

Bei den großen Schweizer Häusern konnten vor allem UBS, Zürcher Kantonalbank und Pictet im Vertrieb punkten. Abflüsse mussten dagegen Clariden Leu und Swisscanto hinnehmen (lesen Sie hier mehr).

Gewinner und Verlierer am deutschen Fondsmarkt

Die Übersicht der Fonds mit der besten Wochen-Performance zeigt, dass vor allem Edelmetalle, Nebenwerte und Schwellenländer-Aktien gefragt waren. Diese Fonds zählen überwiegend auch zu den Gewinnern in diesem Jahr, wie die Spalte weiter rechts zeigt, die die Preisentwicklung der Fonds seit Jahresanfang abbildet.

Tabelle: Die Tops der Woche 20. bis 24. Februar 2012

Performance per 24.02.2012, Sortierung nach Performance (absteigend), Quelle: Morningstar Direct.

Auf der Verliererseite finden sich dagegen in erster Linie Asien-Aktienfonds, vor allem Produkte, die in indische Aktien investieren. Auch Biotechnologiefonds hatten in der vergangenen Woche das Nachsehen.

Tabelle: Die Flops der Woche 20. bis 24. Februar 2012

Performance per 24.02.2012, Sortierung nach Performance (absteigend), Quelle: Morningstar Direct.

Neue Produkte am Markt: Norwegen soll Absolute Return bringen

In der vergangenen Woche wurden drei neue Fonds am Markt gezählt. Kepler Capital Markets hat erneut eine Absolute-Return-Strategie auf den Markt gebracht. Die Anlagestrategie des KCM Fund - RiskProtect III Plus (ISIN: LU0702030577) kombiniert die Rendite eines diversifizierten Anleiheportfolios mit Zusatzerträgen aus der Vereinnahmung von Optionsprämien. Es handelt sich um die gehebelte Variante des seit November 2009 als Publikumsfonds erhältlichen KCM Fund - RiskProtect III.  Der neue Fonds strebt Ausschüttungen von 5% pro Jahr an bei geringen jährlichen Wertschwankungen von etwa 3,5 bis 5%.

Natixis Global Asset Management hat mit dem Harris Associates Concentrated U.S. Value ein konzentriertes Portfolio von etwa 20 US-Aktien mittlerer und großer Unternehmen auf den Markt gebracht. Harris Associates ist eine Tochtergesellschaft von Natixis Global Asset Management und verfolgt eine Value-orientierte Anlagestrategie. Gesucht werden Unternehmen, deren Aktien weit unter dem von Harris geschätzten Wert gehandelt werden, die einen steigenden freien Cashflow vorweisen und ihre finanziellen Mittel intelligent einsetzen.

Schlussendlich hat DNB Asset Management einen Absolute Return-Aktienfonds auf den Markt gebracht. Es handelt sich um ein Nischenprodukt, das Anlegern die Möglichkeit bietet, im norwegischen Aktienmarkt zu investieren. Der DNB Norway Absolute Return Fund ist ein marktneutraler, täglich handelbarer Investmentfonds. Der norwegische Aktienmarkt wird dominiert von Reedereien, aber auch von Energie- und Rohstoffunternehmen, insbesondere aus den Bereichen Öl, Ölservices, Aluminium und Düngemittel.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich