Fund Times CH: Die neue Morningstar Fonds-Kolumne

Wir spießen in unserem Wochenkommentar auf, was im Fondsnetz hängen blieb.

Ali Masarwah 07.03.2012
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Herzlich Willkommen zu unserer neuen Fonds-Kolumne Fund Times! Wir lassen jeden Mittwoch die aktuellen Entwicklungen in der Fondsbranche für Investoren in der Schweiz Revue passieren. Da wir mit unserer bewährten Kolumne „ETF Times“ bereits das Wochengeschehen für den Index-Investor abdecken, konzentrieren wir uns hier auf die Branche der aktiven Fonds. Wir greifen in unserem neuen Artikelformat nicht nur die Ereignisse an den Kapitalmärkten als solche auf, sondern auch die Folgen für aktiv verwaltete Fonds. Darüber hinaus bringen wir Ihnen die Deutung der Ereignisse durch die Portfolio-Manager, die für die Performance der Fonds geradestehen. Natürlich folgen die Fondsprodukte, die in Wertpapiere und Sachanlagen investieren, der Richtung „ihres“ jeweiligen Markts. Allerdings kommt es gerade für die Under- oder Outperformance auf die Nuancen an. Last but not least bringen wir in der Fund Times auch einen Überblick über die Produktneuheiten der Woche.

Griechenland und kein Ende

Mit der Deutung der Ereignisse an den Börsen ist das ja bekanntlich so eine Sache. Fallen die Kurse oder steigen sie - die Auguren in den Börsensälen sind stets behilflich bei der Ursachenforschung. Die Aktienkurse ziehen seit Anfang Januar rapide an? Des Rätsels Lösung: Die Griechenland-Krise ist eingepreist! Fallen die Kurse so wie in den vergangenen Tagen geschehen? Na klar, die Griechenland-Krise ist "wieder da" (obwohl sie zuvor nie weggewesen ist). Entsprechend schwanken auch die Markteinschätzungen der Anlagefonds-Anbieter. Vielleicht sollten sie indes ihre Kommunikationspolitik stärker in Einklang mit ihrem Auftrag bringen, der lautet: Kundengelder möglichst langfristig (und fiduziarisch) für den Kunden verwalten. Weniger atemlose Marktprognosen wären "mehr" - zumindestens für den Investor. 

Wie dem auch sei: Nachdem Griechenland in den vergangen Wochen kein Thema an den Aktienmärkten war, prägt die Krise seit Anfang der Woche wieder das Marktgeschehen. Bis die schlussendliche Regelung für die Umschuldung getroffen wird, dürfte es weiter hektisch an den Börsen zugehen. Dabei steht viel auf dem Spiel: Kommt es zu keiner 90-Prozent-Zustimmung der privaten Gläubiger zum Schuldenschnitt, muss die griechische Regierung im Nachhinein entsprechende Klauseln in die Emissionsprospekte ihrer (Alt-)Anleihen einfügen. Problematisch wird es allerdings, wenn das Zustimmungs-Quorum bei unter 66% liegt. Dann könnte auch die nach wie vor gefürchtete ungeordnete Insolvenz Athens anstehen (viele Hedgefondsmanager könnten dann jubeln, dass auf CDS doch noch Verlass ist).

Voläufig gilt jedoch der Befund des globalen Wertpapierverwahrers State Street: Anleger in Europa kaufen! State Street hatte am vergangenen Mittwoch bekannt gegeben, dass der Vertrauensindex für europäische Investoren im Februar gestiegen ist. Der State Street Investor Index für Europa legte gegenüber dem Januarstand um 4,0 Punkte auf 95,2 Zähler zu. Das ist erstaunlich, weil Investoren in den USA im Februar deutlich pessimistischer geworden sind. Der Index wird anhand des realen Kauf- und Verkaufverhaltens von Anlegern berechnet und basiert nicht auf Umfragen. Insofern haben die vermeintlich zaghaft-pessimistischen Europäer den vermeintlich notorisch optimistischen Amerikanern zuletzt den Schneid abgekauft und in die Hausse hineininvestiert.

Katzenjammer und Konsolidierung: Die Stimmung in der Fondsbranche

Apropos Optimismus: Dem steigenden Optimismus der Investoren steht die Konsolidierungsdenke in der Asset-Management-Branche gegenüber. Den Vermögensverwaltern stecken offenbar noch die Krise(n) der vergangenen Jahre in den Knochen, die sich durch Abflüsse aus Fonds und schrumpfenden Vermögenswerten bemerkbar gemacht haben. Übernahmen (Nexar Capital wird von Union Bancaire Privée gekauft), Kosteneinspraungen (etwa im Asset Management von BNP Paribas) und Entlassungen (Alliance Bernstein) prägen das nicht immer kohärente Bild einer (ehemaligen?) Wachstumsbranche. Dass Dexia Asset Management angesichts der schwierigen Lage der Mutterbank in den nächsten Wochen zum Verkauf angeboten wird, ist dabei wenig erstaunlich. Dass die DWS, der Marktführer für Publikumsfonds in Deutschland, offenbar darauf drängt, das ETF-Geschäft der Muttergesellschaft zu übernehmen, auf den ersten Blick schon. Die Zusammenlegung aktiver und passiver Fonds der Deutschen Bank steht im Raum. Dementis gab es weder von der DWS noch von der Mutterbank zu hören. Ob hier wirklich zusammenwächst, was zusammengehört?

Und wie sieht es mit der Befindlichkeit der Asset-Management-Branche in der Schweiz aus? Für die Swiss Funds Association (SFA), die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, stehen einige Herausforderungen an. Nicht nur die von der Finanzkrise verunsicherten Anleger wollen wiedergewonnen werden. Auf regulatorischer Seite steht insbesondere die Teilrevision des Kollektivanlagengesetzes vor der Türan, bei dem man sich bei der SFA noch Änderungen erhofft. Die Ausgestaltung des Gesetzes lässt die SFA befürchten, dass es inskünftig nicht mehr möglich sein wird, Offshore-Fonds an schweizerische qualifizierte Anleger, wie beispielsweise Pensionskassen, zu vertreiben. Eine blosse Anpassung an das neue EU-Regime genüge nicht, um den Nischenmarkt Schweiz für kollektive Kapitalanlagen zu sichern, kritisiert die SFA. Es seien zusätzliche Massnahmen erforderlich, um zu verhindern, dass es "wie früher bei den UCITS zu Abwanderungen kommt", heißt es beim Verband, der Änderungen mit Blick auf SICAV, Immobilienfonds, Einanlegerfonds sowie Kommanditgesellschaft für kollektive Kapitalanlagen fordert. „Es besteht noch erheblicher Nachbesserungsbedarf“, so SFA-Geschäftsführer Matthäus Den Otter.

Zum Schluss kommen wir zu einer weiteren Frage, die eigentlich an erster Stelle stehen sollte: „Was mache ich mit meinem Geld?“. Mit dieser Schlagzeile startete der Vermögensverwalter BlackRock in der vergangenen Woche eine Werbe- und Informationskampagne in den Medien. Zugleich wurde ein Online-Portal für Investoren eingerichtet, das Anleger mit Tools, Leitlinien und Literatur versorgen soll. BlackRock plädiert für „dynamische, diversifizierte Portfolios“ und regt in der Kampagne Investoren an, Alternativen zu Tagesgeld und niedrig verzinsten Staatsanleihen zu suchen. Ein Hinweis, wo zu suchen ist, lieferte BlackRock gleich mit: ETFs, die zum Aufbau von dynamischen Portfolios beitragen könnten. Zugleich sollten Anleger darüber nachdenken, angesichts der steigenden Lebenserwartung auch im Alter in Aktien und Rohstoffe zu investieren. Dass BlackRock keine Tagesgeldkonten, dafür aber ETFs, Aktienfonds, dynamische Mischfonds und Rohstoffprodukte anbietet, muss hier nicht stören. Wir wollen an dieser Stelle allerdings - zugegebenermaßen wenig dynamisch - erneut eine Lanze für die strategische Asset Allocation, also für die langfristige Vermögensaufteilung, brechen. In diesem Zusammenhang empfehle ich Ihnen ein Interview von morningstar.com mit Roger Ibbotson über die Tücken des taktischen Investierens. Der Yale-Professor und Gründer unserer heutigen Tochtergesellschaft Ibbotson warnt im Interview davor, dass taktische Allokationsstrategien den meisten Anleger keinen Erfolg bringen (das Video in englischer Sprache sehen sie hier).

 

Gewinner und Verlierer der Fondswoche 28.2. bis 6.3.2012

Indonesien, Korea, Taiwan, Nahost und andere exotische Schwellenländer-Märkte zählten zu den Profiteuren der vergangenen Börsenwoche. Das kann getrost als Ausdruck der gestiegenen Risikotoleranz von Investoren verstanden werden. Sollte die Korrektur der vergangenen Tage weitergehen, dürften diese High-Beta-Märkte vermutlich in Zukunft eher Federn lassen. 

Gewinner der Fondswoche 28.2. bis 6.3.2012

 

  

Auf der Verliererseite finden sich vor allem Fonds mit Anlageschwerpunkt auf Edelmetalle und Energie. Das zeigt, dass die Kursbewegungen von Goldminen-Aktien keinesfalls im Gleichklang mit dem Goldpreis verlaufen.

Tabelle: Verlierer der Woche 28.2. bis 6.3.2012

 

Neue Fonds am Markt

Ein „Oldie“ von M&G soll nunmehr auch außerhalb Großbritanniens Furore machen. Ab sofort können Anleger in den M&G Global Macro Bond Fund investieren. Er ist in Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien zum Vertrieb zugelassen. Der Fonds wird seit seiner Auflegung 1999 von Jim Leaviss, Leiter Anleihen bei M&G gemanagt. Er kann nicht nur in das gesamte Spektrum   und kann in alle .

Der Fonds zielt – für  Bond-Fonds eigentlich eine Selbstverständlichkeit - auf einen positiven Gesamtertrag ab und unterliegt dabei keinen Einschränkungen. Leaviss kann weltweit in das gesamte Spektrum festverzinslicher Wertpapiere sowie in globale Währungen investieren. Dazu gehören auch negative Durationsstrategien, um von steigenden Zinsen profitieren zu können. Investoren müssen sich in jedem Fall gut mit dem Ansatz vertraut machen, da Leaviss dezidierte Wetten fährt. Aktuell hat er etwa inflationsidexierte Anleihen hoch gewichtet, von Schwellenländeranleihen, die auf lokale Währungen lauten, hält er sich dagegen fern. Mit einer Management-Fee von 1,25% jährlich ist der Rentenfonds nicht günstig.

Unterdessen hat Credit Suisse Asset Management der schottischen Aberdeen Asset Management das Mandat für die Investmentberatung für zwei Credit Suisse-Fonds erteilt. Der  Credit Suisse Equity Fund (Lux) sowie der Credit Suisse Bond Fund (Lux) Brazil werden im Juni 2012 mit dem in Luxemburg ansässigen Aberdeen Global SICAV zusammengeführt und künftig unter Aberdeen Global – Brazil Equity Fund bzw. Aberdeen Global – Brazil Bond Fund firmieren.

Die Aktienstrategie wird dabei vom Aberdeen-Team Schwellenmärkte Global unter der Führung von Devan Kaloo, Bereichsleiter Schwellenmärkte Global, gemanagt. Den Rentenfonds hingegen wird das Team Schwellenmarktanleihen unter der Leitung von Brett Diment betreuen.

Kurzfristig wird es künftig beim neuen Fonds von Sal. Oppenheim zugehen. Der SOP MultiAssetAllokation investiert prognosebasiert in derzeit 14 globale Märkte unterschiedlicher Anlageklassen. Der Fonds wird quantitativ verwaltet. Der Anbieter unterstellt dabei, dass langfristige Einschätzungen regelmäßig von der Realität eingeholt werden und setzt deshalb auf einen sehr kurzen Entscheidungshorizont von einem Monat. Der Mischfonds strebt mittelfristig eine Rendite von jährlich fünf Prozent bei einer Volatilität von sieben Prozent pro Jahr an.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich