Der Standort macht bei den Fondskosten den Unterschied

Europäischer Gebührenvergleich von Morningstar ergibt, dass die laufenden Kosten in Skandinavien am günstigsten sind. Deutschland und Österreich punkten mit günstigen Bond-Fonds.

Natalia Wolfstetter 31.10.2013
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Unsere dänischen Kollegen haben vor kurzem die Studie „Expenses in Nordic Investment Funds in a European Context” veröffentlicht. Im Rahmen der Studie wurde analysiert, ob das Domizil eines Fonds Einfluss auf die laufenden Kosten für Investoren hat. Zudem wurde untersucht, ob Skaleneffekte, die Fondsanbieter erzielen, an ihre Kunden weitergegeben werden. 

Wie aus der Studie hervorgeht, sind die laufenden Kosten (ongoing charges) von Fonds mit Sitz in Skandinavien generell die niedrigsten unter den Fonds aus europäischen Ländern.

Fonds aus Luxemburg sind relativ teuer - Folgen für Anleger europaweit

Fonds mit Domizil in Luxemburg – in die mehr Geld investiert ist als in Fonds jedes anderen europäischen Landes – zählen hinsichtlich der laufenden Kosten zu den teuersten Produkten. Da Luxemburg der wichtigste Auflagestandort für den paneuropäischen Fondsvertrieb ist, bekommen das die Anleger an praktisch allen europäischen Fondsmärkten zu spüren. Am höchsten waren jedoch die laufenden Kosten bei in Belgien domizilierten Fonds.

In Deutschland domizilierte Fonds befinden sich im Mittelfeld. Während Aktienfonds etwas teurer sind als im Schnitt, sind Anleihenfonds vergleichsweise günstig. Fonds aus Österreich sind in Summe etwas günstiger als in Deutschland, was an den niedrigen Kosten für Anleihenfonds liegt. Demgegenüber zählen Aktienfonds aus Österreich zu den teuersten europaweit. 

Fazit: Der Fondsstandort macht bei Kosten oft den Unterschied

Die Kostenunterschiede machen sich nicht nur für Privatanleger bemerkbar, auch für Investoren, die große Anteilsklassen zeichnen oder größere Vermögensverwalter sind sie spürbar. Je nach Fondsdomizil variieren die durch große Fonds erzielten Skaleneffekte – sie werden aber keineswegs immer an die Investoren weitergegeben. Deutschland gehört zu den Fondsdomizilen, in denen Anleger von Skaleneffekten profitieren.

Es macht also sehr wohl einen Unterschied, in welchem Land ein Fonds domiziliert ist. Die durchschnittlichen ongoing charges variieren deutlich von Land zu Land. Bei einer Anlagesumme von EUR 100.000 und einem monatlichen Sparbetrag von EUR 500 über zehn Jahre können allein die laufenden Kosten zwischen dem günstigsten Land – Norwegen – und dem teuersten Land – Belgien – für den Investor einen Unterschied von gut EUR 9.500 ausmachen.”

Die Highlights der Studie im Detail:

  • Die ongoing charges für Investoren in Fonds mit Sitz in Norwegen lagen nur bei 0,72 Prozent. Im Schnitt belaufen sich die Kosten für einen europäischen Fonds auf 1,08 Prozent, während für Fonds aus Belgien 1,53 Prozent ongoing charges anfallen. Fonds mit Sitz in Deutschland erheben im Durchschnitt 1,18 Prozent.
  • In elf von 15 Ländern werden Skaleneffekte erzielt. Wie hoch die Ersparnisse letztlich für die Investoren ausfallen, ist aber von Land zu Land unterschiedlich. Deutsche Fondssparer profitieren i.d.R. dann von Skaleneffekten, wenn sie in Fonds(anteilsklassen) mit höherem Volumen investieren. Keinen eindeutigen Effekt hat dagegen die Größe des Fondshauses.  
  • Investoren von Fonds mit Sitz in Belgien, Norwegen, Italien und den Niederlanden kommen keine Skaleneffekte zugute. 
  • Der typische Anleger eines europäischen Aktien- oder Mischfonds könnte rund 20 Prozent sparen, wenn er sich für Fonds einer großen Anteilsklasse oder einer großen Fondsgesellschaft entscheidet. Für einen Anleihe-Investor können die Ersparnisse sogar noch höher ausfallen. 
  • Für Aktieninvestoren sind institutionelle und passive Produkte hinsichtlich der ongoing charges und der Skaleneffekte relativ gesehen günstiger.

Klicken Sie hier, um die vollständige Studie (auf Englisch) herunterzuladen

Anmerkungen: Für die Studie wurden die Gebühren (ongoing charges) von insgesamt 22.979 Fonds und 48.666 Anteilsklassen aus 15 verschiedenen Domizilen ausgewertet. Untersucht wurden Fonds mit Domizil in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden und Spanien. Die KIID-Regelungen greifen in der Schweiz erst am 7. Juli 2014. Die wenigsten Schweizer Fonds weisen derzeit die Kostenquote ongoing charge auf, weshalb die Schweiz in dieser Studie nicht berücksichtigt wurde.

In die Fonds der Länder, die in der Studie analysiert wurden, wurden insgesamt 4,9 Billionen Euro investiert, rund 80 bis 85 Prozent der gesamten Investitionen in europäische Fonds.

Für die Studie wurden Daten von Morningstar beziehungsweise von Morningstar DirectSM verwendet, der globalen Analyseplattform für institutionelle Investoren. Stichtag für die ausgewerteten Daten war der 9. September 2013.

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar