Sind aktive China-Fonds eine Alternative?

Wir haben in einer großen Übersicht die Bedeutung von chinesischen Festlandsaktien in konventionellen Schwellenländerfonds untersucht und hiernach auf China A-Shares ETFs geschaut. Zum Abschluss kommen wir zur Frage, wie sich die aktiv verwalteten Pendants geschlagen haben.

Ali Masarwah 20.06.2016
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Wohl kaum ein Marktsegment wurde noch Mitte 2015 so hochgejubelt wie chinesische Festlands-Aktien. China A-Aktien eilten von Rekordhoch zu Rekordhoch, ungeachtet der Tatsache, dass die Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft auch seinerzeit alles andere als ermutigend waren. Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir ETFs der Kategorie Aktien China A-Shares anderen China-Indexprodukten in einer Übersichtgegenübergestellt: 

„Der absolute Renditebringer waren Indizes auf chinesische A-Shares, die auf Jahressicht allen anderen China-ETFs mit einer Performance von knapp unter 200% davongelaufen sind… Investments in Emerging Markets sind erfahrungsgemäß volatiler als Kapitalanlagen in europäische oder US-amerikanischer Standardwerte. Anleger sollten sich daher bei ihren Investmententscheidungen der historisch höheren Volatilität bewusst sein und starke Nerven mitbringen.“  

Zwölf Monate später lecken vermutlich einige Anleger ihre Wunden. Die Blase platzte, und bei China A-Shares ETFs fielen Verluste von gut 40% an. Dennoch gilt dieses Segment als prinzipiell attraktiv für Investoren, wie die Diskussion um die Aufnahme von A-Shares in globale und regionale MSCI Emerging Markets Indizes dieses Jahr zeigte. Auch wenn sich der Indexanbieter dagegen entschied, haben wir festgestellt, dass etliche aktiv verwaltete Schwellenländerfonds – auf niedrigem Niveau – ihre China A-Quote erhöht haben.

Index-Tracker auf den CSI 300, FTSE China A und MSCI China A 

Anlässlich dieser Diskussion haben wir zunächst auf den Markt der ETFs der Kategorie Aktien China A-Shares geschaut und dabei ein recht überschaubares Angebot von acht Produkten vorgefunden, die Anlegern – grosso modo – das geliefert haben, was man gemeinhin erwarten kann: Die Performance der Indizes minus Kosten. Die ETFs bilden drei Indizes ab: den CSI 300, FTSE China A und den MSCI China A. Die Performance fiel erwartungsgemäß recht gruselig aus in den vergangenen 12 Monaten. Sechs von acht Produkten partizipierten indes vom rasanten Aufschwung des A-Shares Segment im Jahr 2014 und auch noch Anfang 2015 und liegen entsprechend auf Sicht von zwei Jahren deutlich im Plus (lesen Sie hier weiter). 

Doch was ist mit aktiv verwalteten Fonds? Wir haben uns die Produkte am Markt angeschaut, die im deutschsprachigen Raum zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind. Vorgefunden haben wir eine recht kleine Auswahl von ebenfalls acht Produkten. Deren Performance-Historie ist im Schnitt sogar noch kürzer als bei von ETFs, wie die untere Tabelle zeigt. Auch das Vermögen, das diese Fonds auf die Waage bringen, ist sehr überschaubar: Gerade einmal 100 Millionen Euro sind in aktiv verwalteten China-Fonds investiert, die im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassen sind. Zum Vergleich: In A-Shares ETF waren per Ende Mai knapp 700 Millionen Euro investiert. 

Tabelle: Aktiv verwaltete A-Shares Fonds in der Übersicht  China a active

Entsprechend der kurzen Historie der Fonds lässt sich nur wenig über die Qualität dieser Produkte sagen: Nur ein Fonds hat eine Historie von mehr als zwei Jahren. Der Allianz China A-Shares weist ein Vier-Sterne-Rating auf. Der 2009 aufgelegte Fonds hat bringt es auf Vermögen von unter 30 Millionen Euro. Die Performance gegenüber dem Kategorie-Index MSCI China A lässt sich allerdings sehen: Die relative Rendite in den vergangenen 12 Monaten beläuft sich auf 21,5 Prozentpunkte. Gab der Index um knapp 40 Prozent ab, so verlor dieser Fonds also nur 20 Prozent. Er ist nur in der Schweiz zum Vertrieb zugelassen. 

Über die anderen aktiv verwalteten China A-Fonds lässt sich wenig sagen: Nur drei weitere verfügen über eine 12-Monats-Historie. Dass der CSOP China Intelligence A-Shares und der Aberdeen Global China A-Shares eine Outperformance von etlichen Prozentpunkten gegenüber dem MSCI China A seit Juni 2015 erzielt haben, ist also wenig aussagekräftig, lässt aber zumindest eine positive Tendenz bei aktiv verwalteten Fonds erkennen. 

Einige aktive Fonds waren nicht nur in A-Shares investiert

Es fällt bei der Übersicht zudem auf, dass etliche Produkte nicht nur auf A-Shares setzen. So belief sich die A-Shares Quote beim Aberdeen-Fonds per Ende Mai nur auf 75%. Der Harvest China A Shares war zu knapp 85% in A-Shares investiert. Wer höchsten Wert auf Produktwahrheit und -klarheit legt, der mag damit hadern. Andere Investoren, die ihrem aktiven Manager vertrauen, mögen erleichtert sein, dass er zur rechten Zeit nicht in einem Segment vertreten war, bei dem massive Kursverluste angefallen sind. Und darauf hoffen, dass er auch bei der nächsten kritischen Entscheidung die richtige Allokation hinbekommt. 

Insgesamt bestätigt unsere Gesamtschau zu den aktiven und passiven Investments, dass es sich bei China-A-Shares um eine sehr kleine Nische in der großen Welt der Emerging Markets Aktienfonds handelt. Dass der Indexanbieter MSCI in der vergangenen Woche davon abgesehen hat, China A-Shares in seine globalen und regionalen Schwellenländer-Benchmarks aufzunehmen, dürfte dieses Nischendasein noch etwas verlängern. Mittelfristig dürften aktiv verwaltete Fonds allerdings an diesen gigantischen Markt nicht vorbeikommen. Sollte die zaghafte Öffnung chinesischer Festlands-Aktien für ausländische Investoren künftig auch von einem Kursaufschwung begleitet werden, dann werden China A-Shares die längste Zeit ein Geheimtipp gewesen sein, MSCI Indizes hin oder her.

Wir haben in einer großen Übersicht die Bedeutung von chinesischen Festlandsaktien in konventionellen Schwellenländerfonds untersucht und hiernach auf China A-Shares ETFs geschaut. Zum Abschluss kommen wir zur Frage, wie sich die aktiv verwalteten Pendants geschlagen haben.

 

 

Wohl kaum ein Marktsegment wurde noch Mitte 2015 so hochgejubelt wie chinesische Festlands-Aktien. China A-Aktien eilten von Rekordhoch zu Rekordhoch, ungeachtet der Tatsache, dass die Wachstumsraten der chinesischen Wirtschaft auch seinerzeit alles andere als ermutigend waren. Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir ETFs der Kategorie Aktien China A-Shares anderen China-Indexprodukten in einer Übersichtgegenübergestellt:

 

„Der absolute Renditebringer waren Indizes auf chinesische A-Shares, die auf Jahressicht allen anderen China-ETFs mit einer Performance von knapp unter 200% davongelaufen sind… Investments in Emerging Markets sind erfahrungsgemäß volatiler als Kapitalanlagen in europäische oder US-amerikanischer Standardwerte. Anleger sollten sich daher bei ihren Investmententscheidungen der historisch höheren Volatilität bewusst sein und starke Nerven mitbringen.“ 

 

Zwölf Monate später lecken vermutlich einige Anleger ihre Wunden. Die Blase platzte, und bei China A-Shares ETFs fielen Verluste von gut 40% an. Dennoch gilt dieses Segment als prinzipiell attraktiv für Investoren, wie die Diskussion um die Aufnahme von A-Shares in globale und regionale MSCI Emerging Markets Indizes dieses Jahr zeigte. Auch wenn sich der Indexanbieter dagegen entschied, haben wir festgestellt, dass etliche aktiv verwaltete Schwellenländerfonds – auf niedrigem Niveau – ihre China A-Quote erhöht haben.

 

Anlässlich dieser Diskussion haben wir zunächst auf den Markt der ETFs der Kategorie Aktien China A-Shares geschaut und dabei ein recht überschaubares Angebot von acht Produkten vorgefunden, die Anlegern – grosso modo – das geliefert haben, was man gemeinhin erwarten kann: Die Performance der Indizes minus Kosten. Die ETFs bilden drei Indizes ab: den CSI 300, FTSE China A und den MSCI China A. Die Performance fiel erwartungsgemäß recht gruselig aus in den vergangenen 12 Monaten. Sechs von acht Produkten partizipierten indes vom rasanten Aufschwung des A-Shares Segment im Jahr 2014 und auch noch Anfang 2015 und liegen entsprechend auf Sicht von zwei Jahren deutlich im Plus (lesen Sie hier weiter).

 

Doch was ist mit aktiv verwalteten Fonds? Wir haben uns die Produkte am Markt angeschaut, die im deutschsprachigen Raum zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind. Vorgefunden haben wir eine recht kleine Auswahl von ebenfalls acht Produkten. Deren Performance-Historie ist im Schnitt sogar noch kürzer als bei von ETFs, wie die untere Tabelle zeigt. Auch das Vermögen, das diese Fonds auf die Waage bringen, ist sehr überschaubar: Gerade einmal 100 Millionen Euro sind in aktiv verwalteten China-Fonds investiert, die im deutschsprachigen Raum zum Vertrieb zugelassen sind. Zum Vergleich: In A-Shares ETF waren per Ende Mai knapp 700 Millionen Euro investiert.

 

Tabelle: Aktiv verwaltete A-Shares Fonds in der Übersicht

 

 

Entsprechend der kurzen Historie der Fonds lässt sich nur wenig über die Qualität dieser Produkte sagen: Nur ein Fonds hat eine Historie von mehr als zwei Jahren. Der Allianz China A-Shares weist ein Vier-Sterne-Rating auf. Der 2009 aufgelegte Fonds hat bringt es auf Vermögen von unter 30 Millionen Euro. Die Performance gegenüber seinem Vergleichsindex lässt sich allerdings sehen: Die relative Rendite in den vergangenen 12 Monaten beläuft sich auf 21,5 Prozentpunkte. Gab der Index um knapp 40 Prozent ab, so verlor dieser Fonds also nur 20 Prozent. Er ist nur in der Schweiz zum Vertrieb zugelassen.

 

Über die anderen aktiv verwalteten China A-Fonds lässt sich wenig sagen: Nur drei weitere verfügen über eine 12-Monats-Historie. Dass der CSOP China Intelligence A-Shares und der Aberdeen Global China A-Shares eine Outperformance von etlichen Prozentpunkten gegenüber dem MSCI China A seit Juni 2015 erzielt haben, ist also wenig aussagekräftig, lässt aber zumindest eine positive Tendenz bei aktiv verwalteten Fonds erkennen.

 

Es fällt bei der Übersicht zudem auf, dass etliche Produkte nicht nur auf A-Shares setzen. So belief sich die A-Shares Quote beim Aberdeen-Fonds per Ende Mai nur auf 75%. Der Harvest China A Shares war zu knapp 85% in A-Shares investiert. Wer höchsten Wert auf Produktwahrheit und -klarheit legt, der mag damit hadern. Andere Investoren, die ihrem aktiven Manager vertrauen, mögen erleichtert sein, dass er zur rechten Zeit nicht in einem Segment vertreten war, bei dem massive Kursverluste angefallen sind. Und darauf hoffen, dass er auch bei der nächsten kritischen Entscheidung die richtige Allokation hinbekommt.

 

Insgesamt bestätigt unsere Gesamtschau zu den aktiven und passiven Investments, dass es sich bei China-A-Shares um eine sehr kleine Nische in der großen Welt der Emerging Markets Aktienfonds handelt. Dass der Indexanbieter MSCI in der vergangenen Woche davon abgesehen hat, China A-Shares in seine globalen und regionalen Schwellenländer-Benchmarks aufzunehmen, dürfte dieses Nischendasein noch etwas verlängern. Mittelfristig dürften aktiv verwaltete Fonds allerdings an diesen gigantischen Markt nicht vorbeikommen. Sollte die zaghafte Öffnung chinesischer Festlands-Aktien für ausländische Investoren künftig auch von einem Kursaufschwung begleitet werden, dann werden China A-Shares die längste Zeit ein Geheimtipp gewesen sein, MSCI Indizes hin oder her.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich