Fondswerbung – Oft fragwürdig

Fondsgesellschaften werben in der Fachpresse, im Fernsehen, und natürlich auch im Internet, darunter auch auf dieser Webseite. Dagegen ist per se nicht einzuwenden, nur die Methoden sind mitunter wenig seriös.

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Viel Wirbel gab es Anfang 2001 um irreführende Werbung der Advance Bank. Diese bewarb damals einen Dachfonds mit Wertentwicklungszahlen vom Juni 2000, wofür die Allianz-Direktbanktochter zum Glück abgemahnt wurde. In diesem Fall wurde diese Anlegertäuschung nach Abmahnung eingestellt. Aber noch immer gibt es zahlreiche Beispiele, in denen Fonds oder auch andere Finanzprodukte mit Performancezahlen arbeiten, die nicht mehr ganz taufrisch sind.

Ein weiteres Übel ist die weitverbreitete Verwendung kumulierter Renditen. Unbedarfte Anleger geraten in Verzückung, wenn sie von einer Wertentwicklung von 150 Prozent über zehn Jahre lesen. Wenn jedoch die Zahlen per annum, also auf den Jahresdurchschnitt gerechnet dargestellt werden, klingen die entsprechenden 9,6 Prozent schon etwas nüchte

rner. Doch nur diese annualisierten Zahlen gewährleisten eine Vergleichbarkeit

Was in Deutschland ganz eindeutig fehlt, sind gesetzliche Vorschriften betreffend der Darstellung von Wertentwicklungen. Man sollte sich hier am Vorbild der USA orientieren: Wertentwicklungen müssen dort nach der SEC-Methode präsentiert werden, also annualisiert, möglichst aktuell und unter Einbeziehung des Ausgabeaufschlags. Die hiesige BVI-Methode lässt die Kaufgebühren außen vor. Kaum verwunderlich, schließlich ist der BVI der Lobbyverband der Fondsgesellschaften, während die SEC die amerikanische Finanzaufsicht ist. Es wäre also an der Zeit für eine BAFin-Methode.

Zahlen ohne Vergleichsmaßstab sind wertlos

Genau so wichtig ist, dass man diese Zahlen nicht im leeren Raum stehen lässt, sondern sie mit der Benchmark vergleicht, also mit jener Messlatte, die sich der Fonds selbst gesteckt hat. Doch diese Qualitätsprüfung des Fondsmanagements sucht man oft selbst in Rechenschaftsberichten vergeblich.

Doch nicht nur die puren Performancezahlen werden manipuliert. Auch Ratings, sowohl von Morningstar als auch der geschätzten Konkurrenz, werden ungenügend dargestellt. Datum des Ratings, Name und Größe der Vergleichsgruppe sollten mindestens dazu gehören. Wir weisen die Fondsgesellschaften unermüdlich darauf hin. Dennoch wird immer wieder dagegen verstoßen.

So wirbt etwa das US-Fondshaus Janus in Fachzeitschriften mit einem Fünf-Sterne-Morningstar-Rating für den Janus World Funds Plc Core Equity Fund. Man muss sich jedoch schon die Mühe geben, die sehr klein gedruckte Fußnote zu lesen, um zu erfahren, dass es sich um das amerikanische Morningstar Rating handelt, für die US-Version dieses Fonds irischen Rechts.

Das US-Original hat eine völlig andere Vergleichsgruppe, ist im Gegensatz zur Euro-Version nicht in den Euro währungsgesichert und hat vor allem eine wesentlich geringere Gebührenbelastung: Während das Original auf eine Total Expense Ratio von 0,89 Prozent kommt, erhebt das irische Pendant allein schon eine Verwaltungsgebühr von 1,5 Prozent.

Möglich, dass der europäische Fonds an seinem dritten Geburtstag Anfang 2005 ein gutes Rating erhält. Bis dahin sollte er sich jedoch nicht mit fremden Federn schmücken.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Janus Henderson US Research A2 HEUR  

Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .