Morningstar ETF-Umfrage: Anleger setzen auf physische Replikation

Die Sorge um Swap-basierte ETFs ist zwar merklich zurückgegangen. Privatinvestoren bevorzugen aber weiterhin physisch replizierende Produkte. Die Ergebnisse der Morningstar ETF-Umfrage 2013.

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Es war einmal ein Kontrahentenrisiko: Gut vier Jahre nach der Lehman-Pleite hat die Sorge von Investoren vor einer Bankenpleite abgenommen - und damit schwindendet offenbar auch der Verdacht, dass Swap-basierte Indexfonds systemische  Risiken beinhalten. Zugleich zeigen Anleger jedoch eine klare Präferenz für physisch replizierende ETFs. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Morningstar ETF-Umfrage 2013. Es ist bereits die dritte Befragung ihrer Art am deutschen Markt. 

In unserer vorherigen Umfrage vom Januar 2012 waren noch über die Hälfte der Befragten „eher besorgt" oder „sehr besorgt" bezüglich des Kontrahentenrisikos bei Swap-basierten ETFs; mittlerweile sind es „nur" noch 43%; dagegen zeigen sich 55% der befragten Investoren kaum oder nicht besorgt. Aber auch bei der Frage, wie wichtig eine Unterscheidung zwischen den Replikationsmethoden ist, werden die Investoren zunehmend agnostisch. Waren letztes Jahr für 21% der Befragten der Unterschied nicht so wichtig, legen mittlerweile 33% wenig Wert auf den Unterschied bei ihrer Anlageentscheidung.

Interessant ist vor diesem Hintergrund, dass ungeachtet der rückläufigen Aversion gegenüber den Swap-basierten Produkten Anleger ganz klar physisch replizierende ETFs als Anlageinstrumente bevorzugen. Nur 8% setzen auf Swap-ETFs, dagegen 74% auf physisch replizierende Produkte. Das erlaubt folgende Deutung: Das derivative Risiko bei Swap-Produkten wird als gering eingeschätzt, aber man optiert dennoch für die tatsächliche oder vermeintlich haptischere Replikationsart, also für physisch replizierende ETFs. Dies dürfte für die Entscheidung der Deutschen Bank und Lyxor Ende 2012 sprechen, nunmehr auch physisch replizierende Produkte aufzulegen.

Allerdings haben die Teilnehmer unserer Umfrage der ETF-Branche einen wichtigen Hinweis gegeben: Sie bevorzugen innerhalb der Gattung der physisch replizierenden ETFs solche, die keine Wertpapierleihe vornehmen, wie aus der unteren Grafik hervorgeht.

Grafik: Die Anleger haben entschieden: Bitte keine Swap-ETFs!

 

Es besteht weiter Aufklärungsbedarf 

Doch das Risikobewusstsein ist das Eine. Das andere ist, dass nach wie vor Aufklärungsbedarf besteht. Obwohl die ETF-Industrie 2012 viel in puncto Aufklärung geleistet hat und durch die neuen Richtlinien der EU-Wertpapieraufsicht ESMA die Diskussion um die Risiken in Swap-basierten ETFs ad Acta gelegt werden sollte, sehen private Anleger in diesem Punkt weiterhin Handlungsbedarf.

Von den Investoren, die sich noch unsicher sind, ob sie in Zukunft in ETFs investieren werden, gaben 33% an, dass sie sich über die Risiken von synthetischen ETFs nicht ganz im Klaren sind. 30% der Privatinvestoren mangelt es ebenfalls am nötigen Know-how. 

Professionelle Anleger, die sich über eine ETF-Anlage noch unsicher sind, scheinen zunehmend aktive Fonds zu bevorzugen. Hatten sich bei unserer letzten Umfrage noch 33% der befragten für aktives Management ausgesprochen, sind es mittlerweile 71%. Bei Privatanlegern hat sich das Bild hingegen kaum verschoben.
Ungeachtet des nach wie vor bestehenden Aufklärungsbedarfs scheinen die Bemühungen der ETF-Anbieter um mehr Transparenz in den letzten 18 Monaten Wirkung zu zeigen.

Die Kosten sind das A und O

Obwohl sich einige Investoren immer noch nicht ausreichend über die unterschiedlichen Konstruktionsmethoden bei ETFs und deren Risiken informiert fühlen, bleiben diese Anlagen auf Grund ihrer Vorteile bei derzeitigen und potenziellen Investoren sehr beliebt. Besonders die niedrigen Kosten sind das ausschlaggebende Kriterium für Investoren: Nahezu 100% der derzeitigen Investoren und 95% der potenziellen Investoren gaben an, dass die geringen Kosten eine wichtige oder sehr wichtige Eigenschaft sind, die ihre Entscheidung beeinflusst, in ETFs zu investieren. Der Vorteil der niedrigen Kosten wird heute von mehr Investoren als kritischer Faktor eingeschätzt. Anfang 2012 hatten noch 78% der Investoren bzw. 76% der potenziellen Investoren die Bedeutung der niedrigen Kosten als Faktor hervorgehoben.

ETFs und Berater spielen noch untergeordnete Rolle

Geringe Kosten alleine reichen anscheinend nicht. Nahezu 70% der professionellen Anleger investieren weniger als 50% ihrer Portfolios in ETFs. Erfreulich ist jedoch, dass nur 4% überhaupt keine ETFs halten. Bei den Privatinvestoren sieht das Bild sehr ähnlich aus. Laut unserer Umfrage sind knapp über 70% der Portfolios mit weniger als 50% in ETFs bestückt, wobei 2% überhaupt keine ETFs besitzen. Insgesamt haben aber 75% der Befragten bereits in der Vergangenheit in ETFs investiert.

Ganz interessant ist zudem, dass nur 4% der Privatanleger ihr Geld einem Berater anvertrauen. Laut unserer Umfrage managen 92% der Befragten ihr Portfolio selbst. Gleichzeitig haben jedoch 45% der Befragten ein Portfolio im Wert von über €100,000. Selbst Portfolios mit über €1 Millionen werden von manchen Investoren selbst gemanagt. Es scheint, dass nur wenige Anleger der Meinung sind, dass eine professionelle Beratung Mehrwert schafft!

db X-trackers am bekanntesten

Bei den Anbietern haben die meisten der Befragten db X-trackers als bekanntesten Brand bezeichnet, gefolgt von den üblichen Verdächtigen iShares und Lyxor. Ungefähr ein Viertel derer die sich äußerten, haben einen positiven Eindruck von den Top 3 Anbietern Europas. Darüber hinaus besitzen ca. 60% der Investoren db X-trackers oder iShares-Produkte, lediglich 43% besitzen hingegen Lyxor ETFs.

Weniger bekannt sind hingegen die Anbieter Source und EasyETF, zu denen sich weniger als die Hälfte der Befragten geäußert haben. Lediglich 6% der Anleger gaben an, Source ETFs zu besitzen, wobei 80% zumindest von den Namen gehört haben. Bei dem französischen Anbieter EasyETF schaut es ganz ähnlich aus. Laut unserer Umfrage besitzen 11% ETFs von EasyETF und 78% haben bereits von dem Anbieter gehört.

Anmerkung: An der dritten Morningstar ETF Center-Umfrage in Deutschland nahmen 366 Investoren teil. 330 der Befragten sind private Anleger und die restlichen 36 professionelle Investoren. Die Umfrage richtete sich an Anleger, die bereits in ETFs investiert haben und an potenzielle Investoren, die sich noch mit dem relativ neuen Investment-Segment auseinandersetzen.

Die Vollversion der Umfrage finden Sie hier.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.