Wenn ein Redner in der Lage ist, mit einem klassischen Marktausblick ein Publikum, das sich aus Finanzprofis zusammensetzt, zu fesseln, dann muss es sich entweder um einen begnadeten Redner handeln, oder das von ihm präsentierte Szenario muss bahnbrechend neue Erkenntnisse bringen, sodass ihm die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss ist. Mohamed El-Erian hat auf einer Investmentkonferenz des Fondshauses Lupus Alpha in Frankfurt am Dienstag dieser Woche gleich beide Kriterien erfüllt. Vermutlich werden einige der institutionellen Profis zuhause die Bleistifte spitzen und über ihre Asset Allocation zum Jahresende reflektieren. So eine Reaktion ist ein Traum für jeden Redner!
Was El-Erian, der nach seinem unschönen Abschied bei PIMCO nach seinem Zoff mit Bill Gross klugerweise von der Allianz als Berater engagiert wurde, sagte, war eigentlich so neu nicht: Er erwartet in den nächsten drei bis vier Jahren eine schwere Rezession, die vor allem durch die ultralockere Geldpolitik verschärft werde. El-Erian prangerte dabei vor allem die Negativ-Zinsen in der Eurozone an, die seiner Meinung nach dazu angetan seien, „Zombie-Firmen“ am Leben zu halten und die Asset-Preise zu verzerren – vor allem bei Nominalwertanlagen könne das zu dramatischen Verwerfungen führen. Wie man es von deutschen Investoren erwarten würde, gab es reichlich Applaus.
70 Prozent Cash und eine Prise Argentinien