Fonds-Fokus: Lingohr Systematic

Der Fondsname deutet es bereits an: hier wird eine systematische, auf quantitativen Analysen basierende Anlagepolitik verfolgt. Emotion und Hype werden eliminiert – bislang meist mit Erfolg.

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Der Fonds hat sowohl den Index als auch den Kategoriedurchschnitt über drei und auch fünf Jahre klar hinter sich gelassen. Dies verdankt er vor allem den sehr guten Ergebnissen in den Jahren 2000-2002, als Lingohr jeweils zu den besten zehn Prozent gehörte. In den Growth-dominierten Jahren 1998 und 1999 hingegen waren die Renditen bestenfalls durchschnittlich. Seit Jahresbeginn verteidigt der Fonds einen knappen Vorsprung vor Index und Vergleichsgruppe.

Der Fonds wird von der Lingohr & Partner Asset Management verwaltet. Diese ist bekannt geworden durch das quantitative Aktienanalysemodell „Chicco“, entwickelt durch Gründer Frank Lingohr. Es findet auch bei diesem Fonds Anwendung. Der menschliche Faktor wird bewusst ausgeschaltet. Chicco filtert Unternehmen nach Bilanzkennzahlen,

getrennt nach Substanz- und Wachstumskriterien. Dazu gehören etwa die Dividendenrendite und das Kurs-Buchverhältnis auf der Valueseite und Ertrag-Kapitalkostenverhältnis (ROC) sowie Kurs-Gewinnwachstumsverhältnis (PEG) auf der Growthseite. Interessanterweise werden diese Faktoren je nach Land unterschiedlich gewichtet, auch innerhalb der Eurozone. Diese zweite Stufe des Anlageprozesses nennt sich „Multiplex“.

Nähere Details bleiben das Geheimnis des Modells, jedoch ist im aktuellen Portfolio eine klare Präferenz für Substanzwerte fest zu stellen. Dies drückt sich u.a. im extrem niedrigen durchschnittliche Kurs-Buchverhältnis von 1,54 aus. Top-Position ist dann auch die Aktie des Value-Gurus Warren Buffett, Berkshire Hathaway.

Insgesamt jedoch sind amerikanische Aktien mit nur 22,6 Prozent stark untergewichtet. Lateinamerikanische Aktien haben die Filter von Chicco überhaupt nicht überlebt, ebenso wenig osteuropäische Titel. Euroland hingegen spielt mit 46,3 Prozent die Hauptrolle im Portfolio, darunter vor allem italienische und niederländische Papiere wie Benetton oder Vopak.

Ein Blick auf die Branchenaufteilung offenbart erwartungsgemäß, dass Gebrauchsgüter und Versorger übergewichtet sind, zu Lasten von Dienstleistung und Technologie. Das Portfolio ist mit insgesamt 116 Positionen breit aufgestellt. Auffällig ist der mit fast 47 Prozent sehr hohe Anteil an Mid- und Small-Caps, der den Fonds an den Rand der Nebenwerte-Kategorie bringt. Trotzdem ist die Volatilität vergleichsweise gering, mit 17,6 Prozent.

Der Fonds ist fast voll investiert, große Kassenbestände passen nicht in die Strategie. Störend ist jedoch die recht hohe Verwaltungsgebühr von 1,65 Prozent. Für einen Fonds, der kein Fundamentalresearch mit Unternehmensbesuchen bestreiten muss, erscheint dies recht happig.

Insgesamt aber ist der Lingohr Systematic sicherlich ein empfehlenswerter Fonds, vor allem für Anleger die eine breite Streuung wünschen und keine Angst vor Nebenwerten haben.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
LINGOHR-SYSTEMATIC-INVEST135,53 EUR-0,37Rating

Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .