,Von den Aktienmärkten erwarte ich unter dem Strich ein Nullsummenspiel.'

Wir sprachen mit dem Dachfondsmanager Oliver Fischer von Hauck & Aufhäuser.

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Herr Fischer, können Sie bitte das Konzept des HAIG Select Flexibel erläutern?

Der HAIG Select Flexibel ist wie der Name verdeutlicht, ein flexibler Vermögensverwaltungsansatz mit globaler Ausrichtung. Das bedeutet, dass im Grunde alle Assetklassen zum Einsatz kommen können, sofern diese attraktiv erscheinen. Den Schwerpunkt bilden aber in der Regel Aktien, Renten und „Cash“. Zielsetzung des Fonds ist es, in guten Marktphasen die Aktienmarktrendite zu verdienen bzw. eine vergleichbare Performance wie der MSCI Welt zu erzielen. In einem schwierigen Marktumfeld sollen Kursrückgänge durch eine konsequente Reduzierung risikoreicher Papiere oder durch Einsatz anderer Assetklassen begrenzt werden.

Wor

in liegt der Vorteil des Anlegers bei einem flexiblen Ansatz wie dem Ihren?

Der Vorteil liegt ganz klar in dem vermögensverwaltenden Ansatz, den der Fonds verfolgt. Das heißt, der Anleger muss sich nicht mit der Frage beschäftigen, welche Asset Allokation gerade geeignet ist. In einem extrem volatilen Umfeld, wie wir es gerade erleben sicherlich ein guter Lösungsansatz, da beispielsweise nicht an starren Aktienquoten festgehalten werden muss. Dabei sollte aber nicht die Zielsetzung des Fonds vergessen werden. Das Erreichen einer möglichst hohen positiven Rendite – gemessen am MSCI Welt - in einem guten Aktienmarktumfeld, setzt eine gewisse Risikobereitschaft des Anlegers voraus.

Welche Kriterien sind für Sie entscheidend um die Asset Allokation zwischen Aktien, Renten oder Rohstoffen festzulegen?

Die Optimierung der Gewichte einzelner Assetklassen oder Segmente ist von der jeweiligen Marktphase abhängig. Es werden sowohl technische als auch fundamentale Kriterien berücksichtigt. Allerdings werden auch Opportunitäten, die sich auf Grund von übertriebenen Marktreaktionen ergeben konsequent genutzt.

Welche Assetklasse favorisieren Sie aktuell?

Aktuell geht es vor allem darum, Verluste zu begrenzen, weshalb wir eine sehr hohe Cashquote halten. Gleichzeitig bieten Aktien angesichts des extremen Pessimismus ein hohes Überraschungspotential. Deshalb halten wir auch aktuell ca. 30 % Aktienfonds in unserem Portfolio, die allerdings flexibel abgesichert werden.

Wie gehen Sie bei der Zielfondsselektion vor?

Hier unterscheiden wir uns im Wesentlichen nicht von unseren Mitbewerbern, verfolgen also auch einen quantitativen und qualitativen Ansatz. Allerdings mit einer großen Ausnahme: Hauseigene Fonds bleiben außen vor, auch wenn dies aus Ertragsgesichtspunkten nachteilig ist. Warum machen wir das? Nun zum einen möchten wir jegliche Interessenskonflikte mit Kollegen vermeiden. Kein Fondsmanager sieht es gerne, wenn Mittel aus seinem Fonds abgezogen werden. Zum anderen entziehen wir uns mit dieser Vorgehensweise einem berechtigten Kritikpunkt dem Dachfonds ausgesetzt sind, nämlich dass diese doppelte Gebühren vereinnahmen. Bei der Zielfondsselektion werden im ersten Schritt die Investitionsvoraussetzungen geprüft. Diese können z.B. sein: Ein Mindestvolumen von 20 Millionen Euro oder ein Track Record, der mindestens 2 Jahre betragen sollte. Danach wird das reduzierte Universum einer quantitativen Analyse unterzogen, bei der die Rendite und das „Risiko“ des Fonds analysiert werden. Außerdem überprüfen wir zudem die Kontinuität der Ergebnisse des Fonds, indem wir die erbrachten Einjahresergebnisse betrachten. Im Anschluss daran werden dann die Outperformer, also die Investmentfonds, denen es gelungen ist, Benchmark und Peergroup zu schlagen, einer qualitativen Analyse unterzogen. Im Rahmen der qualitativen Analyse werden dann z.B. der Fondsmanager, der Investmentprozess oder die Fondszusammensetzung genauer beleuchtet.

Wie beschränken Sie das Risiko im Fonds?

Aktienpositionen sichern wir im Bedarfsfall mit Futures ab. In einem volatilen Umfeld werden zudem verstärkt ETF´s eingesetzt. Dies vor dem Hintergrund, da dadurch eine hohe Deckungsgleichheit mit den Absicherungsinstrumenten gegeben ist und zudem eine sehr schnelle Liquidierung möglich ist.

Mit Ihrem Fonds investieren Sie weltweit. Welchen Regionen räumen Sie die größten Chancen ein?

Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise stellt ein weltweites Problem dar und ist nicht auf bestimmte Regionen beschränkt. Es erscheint daher – zumindest aus heutiger Sicht – wenig erfolgversprechend, bestimmten Regionen oder Ländern den Vorzug zu geben. Unter relativen Gesichtspunkten könnten sich Länder und Regionen, die über einen starken Binnenkonsum verfügen bzw. weniger exportorientiert sind und eine niedrige Verschuldung aufweisen besser entwickeln. In der aktuellen Situation würde ich eher dem Themenansatz den Vorrang geben und hier ganz klar das Themengebiet der Nachhaltigkeit im engeren und weiteren Sinne auf Sicht der nächsten Jahre hohe Chancen beimessen. Die politischen Veränderungen in den USA sowie die Notwendigkeit dem Klimawandel entgegenzutreten, stimmen mich für diesen Bereich äußerst positiv.

Letztes Jahr konnte man mit Anleihen deutlich mehr Rendite erwirtschaften als mit Aktien. Was raten Sie Anlegern für dieses Jahr?

Auch in diesem Jahr bieten Staatsanleihen bis zum Ende des Jahres noch Potential, insbesondere in einem deflationären Umfeld. Allerdings würde ich zunächst eine Korrektur abwarten. Von den Aktienmärkten erwarte ich unter dem Strich ein Nullsummenspiel, jedoch mit erheblichen Schwankungen und damit der Möglichkeit viel Geld zu verdienen. Prinzipiell sollte man sich nicht zu sehr vom Pessimismus anstecken lassen. Jede Krise schafft auch Chancen, die es zu nutzen gilt.

Herr Fischer, vielen Dank für das Gespräch.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Maximilian Kreitlmeier  ist Fondsanalyst bei Moringstar